Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
abdrücken konnte, hatte Jules Passar überrasehend losgelassen und zwischen den Stäben hindurch nach dem Aufseher gegriffen. Er packte die Rechte des Mannes und zerrte ihn mit einer einzigen Handbewegung zu sich. Der Mann knallte mit dem Kopf gegen die Metallstäbe und verlor das Bewußtsein. Er wäre schlaff auf dem Boden zusammengesunken, hätte Jules ihn nicht aufrecht gehalten. Der Stürmer fiel ihm aus der Hand, doch Jules interessierte sich viel lebhafter für die andere Waffe, mit welcher der Wärter ausgerüstet war – eine Schußwaffe schweren Kalibers. Er faßte mit der anderen Hand zwischen den Stäben hindurch und zog dem Wärter die schwere Waffe aus dem Halfter. Dann erst ließ er den Mann zu Boden plumpsen.
Ohne Zeit zu verlieren, richtete Jules den zischenden Strahl der Waffe auf den Sperrmechanismus der Zelle. Drei Sekunden -und das Schloß war weggeschmolzen. Der DesPlainianer trat gegen die Tür, eignete sich zusätzlich den Stunner an und wandte sich dann an den entsetzten Passar, der auf seiner Pritsche kauernd das Geschehen verfolgt hatte. »Danke«, sagte Jules. »Ich brauchte unbedingt einen Vorwand, um die Aufmerksamkeit des Aufsehers auf uns zu lenken – und echt sollte es auch noch wirken.« Er trat aus der Zelle. »Auf Wiedersehen!«
»Und ich?« rief Passar ihm nach.
Jules zuckte die Achseln. »Die Tür ist offen. Wenn du willst, versuch es.«
Passars Wieselgehirn machte Überstunden. »Allein kommst du hier niemals raus – und ich auch nicht. Du kennst die Anlage nicht und ich wiederum bin unbewaffnet. Gemeinsam haben wir vielleicht eine Chance.«
Obwohl Jules so tat, als überlege er noch, war es genau die Reaktion, die er erwartet hatte. Die ganze Ausbruchsszene war Passars wegen inszeniert worden, und der Aufseher hatte mitgemacht. Normalerweise wäre der Aufseher niemals auf Armeslänge an einen Häftling herangekommen und er hätte zuerst mit dem Stunner geschossen und dann Fragen gestellt. Aber der Ausbruchsversuch mußte echt aussehen, damit Passar nicht gleich Lunte roch. Jules brauchte Passar, das stimmte soweit. Aber nicht als Helfer bei der Flucht, wie der andere glaubte, denn Jules hätte ungehindert das Gefängnis verlassen können, dessen Grundriß er auswendig kannte. Er brauchte ihn vielmehr als Legitimation gegenüber den Anwerbern "der Mörderbande.
»Karascho – aber, beeil dich«, schnarrte er. »Inzwischen muß ja längst der Alarm losgegangen sein.«
»Natürlich – schon im Augenblick, als die Zellentür geöffnet wurde«, sagte Passar und stürzte aus der Zelle. »Da – diese Richtung!«
»Aber der Haupteingang ist doch dort!« protestierte Jules und wies in die entgegengesetzte Richtung. »Ich kann mich erinnern, daß man mich dort hereingebracht hat.«
»Klar – aber das ist genau die Richtung, in der man uns suchen wird. Hier entlang geht es zum Wäscheschacht, dort wird man uns nicht so rasch suchen.« Er zerrte an Jules' Ärmel. »Los jetzt.«
Jules folgte dem Wiesel den Zellenkorridor entlang. Sie kamen an unzähligen Häftlingen vorüber, die ihre Flucht in aller Ruhe mit ansahen. Einige wünschten Jules mit emporgereckten Daumen alles Gute und viel Erfolg. Kein einziger schlug Krach und gefährdete ihre Fluchtchancen. So festgefügt war die Kameradschaft im Gefängnis.
Aus dem vor ihnen liegenden Korridor erklangen Laufschritte. Passar entdeckte eine kleine Nebentür, und sie schlüpften hindurch, eben, als eine Gruppe von Aufsehern am anderen Ende des Ganges auftauchte. Während Jules und sein Gefährte kaum zu atmen wagten, lief der Trupp an ihrem Versteck vorüber und in den Gang, den sie eben verlassen hatten. Passar wartete als, bis sie sicher sein konnten, daß alle weg wären. Dann stürzten sie aus ihrem Versteck und setzten den Weg fort. Jules blieb ihm dicht auf den Fersen und schwenkte bedrohlich seine Waffen.
Und dann standen sie vor der Wäscherutsche. Passar öffnete die Klappe und ließ sich ohne Zögern hinuntergleiten. Wieder folgte ihm Jules dichtauf. Gemeinsam rutschten die beiden die metallene Rutschbahn hinunter und landeten mit einem leisen Aufprall inmitten eines Haufens stinkender, alter Uniformen der Gefängnisaufseher. Sie kletterten hastig aus dem Auffangbehälter und sahen sich um. Passar war es, der entdeckte, was sie brauchten – einige weniger schmutzige Aufseheruniformen, die hier nur einer Schnellreinigung unterzogen werden sollten. Jules fand eine, die ihm paßte und wollte sie gerade überziehen, als
Weitere Kostenlose Bücher