Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Vielleicht werden Sie an irgendwelche Auskunftspersonen ein paar Fragen stellen wollen, um sich ein Bild zu machen, vielleicht werden Sie noch auf der Erde oder sonstwo Nachforschungen anstellen, bevor Sie sich in der Nähe von Durward niederlassen.«
Das Haupt der Organisation stand gegen seine Gewohnheit auf und trat an das Fenster, vor dem die Vorhänge zugezogen waren. Er kehrte seiner Tochter und den d'Alemberts den Rücken zu. Diese zwei Abkömmlinge des Planeten DesPlaines waren seine wertvollsten Agenten, und der Umstand, daß sie hier waren, war ein Maßstab für die Bedeutung, die er der Situation beimaß. Er hatte fest damit gerechnet, daß es für die beiden auf ihrem Weg zwischen dem Zirkus und seiner Dienststelle einige Schwierigkeiten geben würde, hatte aber ebenso fest darauf vertraut, daß die beiden damit fertig werden würden.
Und doch mußte er sich eingestehen, daß sie ihre Probe noch nicht bestanden hatten. Gewiß, sie entstammten fähigstem Geblüt und gehörten einer Familie an, die dem Imperium seit der Gründung der SOTE selbst diente. Gewiß hatte man sie praktisch seit ihrer Geburt für diese Tätigkeit vorbereitet, und wie die Tests zeigten, waren sie für diese Tätigkeit viel geeigneter als alle anderen in dem von Menschen bewohnten Weltraum.
Und doch blieb die Frage: Hatte er mit ihrem Einsatz zu lange gewartet? Hatte er sich von seinem Stolz auf seine Fähigkeiten, die Lage selbst zu meistern, zu dieser Verzögerung verleiten lassen? Waren die d'Alemberts imstande, der Katastrophe, die das Imperium bedrohte, Herr zu werden?
Unvermittelt drehte er sich zu den anderen um. »Jetzt zu ein paar aufschlußreichen Tatsachen zur Aufhellung der Hintergründe. Da ist zum Beispiel die Frage der Loyalität. Der Sicherheitsdienst ist der Krone, als dem Symbol des Imperiums, treu ergeben. Der Träger der Krone – wer immer er oder sie sein mögen – ist der Brennpunkt des Imperiums – habe ich recht?«
»Natürlich, Sir«, sagte Jules, und das Mädchen nickte bloß.
»Sehr gut. Im Jahre zweitausenddreihundertachtundsiebzig, als Kronprinz Ansel die Ermordung aller Mitglieder der königlichen Familie plante, hätten wir vom Service – ich spreche in der ersten Person, obwohl das lange vorher war, ehe wir alle hier geboren wurden – ihn niedermachen müssen, obwohl er der Kronprinz war, weil er eine Bedrohung der Krone darstellte.«
»Warum aber – angenommen – ja, doch, Sir«, sagte Jules.
»Ich habe darüber noch nie nachgedacht, Sir«, meinte Yvette. »Aber so hätte es wohl sein müssen.«
»Natürlich. Ansel selbst bekannte sich zu diesem Prinzip, indem er nach erfolgreichem Staatsstreich das Haupt des Sicherheitsdienstes hinrichten ließ, da sich dieser als unfähig erwiesen hatte, den Staatsstreich zu verhindern. Immerhin – diese elf Morde fanden statt, und Ansel wurde Kaiser Stanley IX., als einzig Überlebender des Hauses Stanley. Gab es danach noch das Verlangen, ihn wegen seiner Taten zur Rechenschaft zu ziehen? Nein! Wir gingen sofort in sein Lager über und waren ihm so ergeben wie seinem Vater, Stanley dem Achten, und jetzt seinem Sohn, Stanley dem Zehnten. Wir sind der Service des Imperiums und nicht eines einzelnen Herrschers. Wer immer den Thron innehat, repräsentiert das Imperium.«
»Natürlich, Sir. Aber was ...«
»Jetzt kommt etwas von unserem geheimdienstlichen Material. Haben Sie jemals etwas von Banion, dem Bastard, gehört?«
Jules überlegte. »Ich glaube nicht.« Auch Yvette schüttelte den Kopf.
Aber Helena nickte kurz und sagte: »Ach – mir geht ein Licht auf.«
Ohne seiner Tochter Beachtung zu schenken, fuhr der Chef fort:
»Klar, daß Sie beide nichts wissen. Die ganze Affäre liegt viele Jahre zurück und wurde seither geheimgehalten. Unter den jetzt Lebenden gibt es sicher nicht viele, denen der Name etwas sagt. Aber tatsächlich ist dieser Name die Crux unseres gesamten Problems.«
Er ging an den Schreibtisch und setzte sich. Bei einem Schluck von seinem Drink sammelte er seine Gedanken und überlegte, wie er diese Geschichtslektion am besten hinter sich brächte. »Die Schwäche Stanleys des Neunten waren Frauen, besonders junge Frauen. Auch schon vor seiner so plötzlichen Thronbesteigung war sein Liebesleben in den Skandalblättern eifrig abgehandelt worden – und wäre er nicht der nächste in der Thronfolge gewesen, so wären noch viel saftigere Geschichten aufgetaucht, die man nicht hätte vertuschen können. Ende
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