Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
ich nicht eingehen, nicht in diesem letzten Stadium. Ich tue, was ich tun muß. Sie sehen hoffentlich ein, daß mir keine andere Wahl bleibt.«
Grandon wollte fliehen, aber ein Strahl schoß aus der Tür hervor und verwandelte ihn im Bruchteil einer Sekunde zu Asche.
Aus dem Nebenraum trat ein großer, hagerer, makellos gekleideter Mann, der sich über den Spitzbart strich.
Zwei Agenten, dachte er bei sich. Ach was, was können zwei Menschen schon ausrichten?
6. KAPITEL
Banion, der Bastard
Die Wirtschaftsphilosophie des Kommunismus konnte auf den neuen, noch unverbildeten Planeten nicht Fuß fassen, weil seine Methode darauf ausgerichtet war, den Klassenkampf zu schüren. In den neuen Welten fingen alle als gleiche an und mußten zunächst einen Kampf um das nackte Überleben führen. Es gab also keine geknechteten Bauern, die man gegen ihre Unterdrücker zum Aufruhr aufstacheln konnte. Auf einen einzigen Planeten beschränkt, geriet der Kommunismus selbst in einen Kampf ums Überleben. Aber ohne Konkurrenzkampf, ohne das ständige Gespenst des Kapitalismus als Gegner, war sein Kampf zum Scheitern verurteilt. Nach sieben Jahren interner Fehden -einer Zeitspanne, in der schätzungsweise eine halbe Milliarde Menschen verschiedenen Säuberungsaktionen zum Opfer fielen – wurde die Weltstruktur durch Premier Boris Antonowitsch aufrechterhalten, einem mächtigen und fähigen Politiker, der sich im Jahre 2020 zum König der Erde als Boris der Erste ausrief. Nach einer letzten Säuberungsaktion, durch die er sich seiner Gegner entledigte, errichtete er eine absolute Monarchie, streng, aber gerecht und auf dem Grundsatz des Gewinnstrebens beruhend, womit er den Grundstein zu dem gegenwärtig bestehenden System legte.
(Stanhope, Elemente des Imperiums, Rolle 1, Nummer 376.)
Auch wenn ihnen Oberst Grandons Schicksal bekannt gewesen wäre, hätte dies an der niedergeschlagenen Stimmung von Jules und Yvette auf der Rückfahrt nach Miami nichts geändert. Es war ihr erstes dienstliches Zusammentreffen mit dem Chef gewesen, der erste wichtige Auftrag der Organisation, für die sie ausgebildet worden waren – und es war ihnen nicht geglückt, ihre Beute lebend zu fangen! Dabei spielte es keine Rolle, daß niemand Grandon nach seinem fulminanten Start hätte einholen können. Das änderte nichts an ihren Schuldgefühlen. Sie hatten den Chef im Stich gelassen.
Der Chef sah ihre Niedergeschlagenheit, als sie nach Verlassen des Lifts sein Büro betraten. Der Flottenkommandant hatte ihn bereits mündlich vom Schicksal Grandons unterrichtet, und er hatte den erforderlichen Fahndungsapparat in Bewegung gesetzt, für den Fall, daß der Oberst den Absturz überlebt hätte. Mehr konnte man nicht tun, und er war entschlossen, das Thema nicht weiter zu ventilieren.
»Mir war klar, daß wir es mit einer undichten Stelle zu tun hatten«, sagte er langsam, »aber daß sie bei einem so hohen Rang zu suchen war, konnte ich nicht ahnen. Jetzt muß ich die ganze Arbeit einstellen, bis alle auf ihre Verläßlichkeit hin überprüft und umgruppiert sind. Doch in der Zwischenzeit machen wir mit dem Auftrag weiter, den ich für Sie geplant habe. Die Tatsache, daß sich das Leck an so hoher Stelle befand, beweist, wie wichtig es war, daß wir nach dem Zirkus schickten – und besonders nach Ihnen beiden.«
»Ja, sagen Sie uns, worum es geht«, sagte Yvette seufzend und versuchte ihre Mißstimmung zu verbergen. »Man hat uns überfallen und beschossen, und wir haben einen Verräter über die ganze Halbinsel gejagt. Es würde uns weiterhelfen, wenn wir wüßten, worum es dabei eigentlich geht.«
Während seine Schwester sprach, fühlte Jules, daß ihn ein Augenpaar beobachtete. Er sah sich um und bemerkte, daß Helena mit verträumtem Blick in seine Richtung sah. Als sich ihre Blicke begegneten, lächelte sie ihn innig an. Hastig drehte sich Jules um und hörte zu, was der Chef zu sagen hatte.
Der Chef hatte zu Yvettes Worten zustimmend genickt. »Wie Sie sehen, haben wir Schwierigkeiten. Und diese konzentrieren sich unserer Meinung nach um den Planeten Durward. Es existieren an die vierzig Berichtsbänder über unsere Untersuchungen, die ich Ihnen geben werde, bevor Sie gehen. Aber da gibt es noch eine Anzahl von Dingen, die nicht aufgezeichnet sind und es auch nie sein werden. Deshalb wollte ich die Sache persönlich mit Ihnen besprechen. Die Untersuchung wird ganz in Ihren Händen liegen, und Sie werden sie nach Gutdünken führen können.
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