Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
wobei er wenig schmeichelhafte Dinge über Jules in den Bart brummte. In diesem Augenblick stürzte seine Partnerin zur Tür herein. Sie sah sich um, erkannte, daß sich ihr Kollege in einer mißlichen Lage befand und daß Helena nicht zu sehen war. Das Mädchen war durch den Vordereingang nicht wieder herausgekommen. Also lief die Beschatterin zur Hintertür, der Mitarbeiter dicht hinter ihr.
Das Restaurant hatte eine Hintertür, die auf eine Seitengasse führte. Die Hintertüren mehrerer Geschäfte mündeten in eben dieselbe Gasse, aber es war niemand zu sehen. Die Frau bedeutete ihrem Kollegen, er möge sich links umsehen, während sie nach rechts lief. Beide erreichten auf ihrer Seite das Ende der Gasse, konnten aber keine Spur von Helena entdecken. Sie rüttelten an allen Türen und entdeckten, daß alle von innen versperrt waren.
Als sie wieder im Restaurant anlangten, waren auch die zwei Personen verschwunden, deren ›Ungeschicklichkeit‹ sie so aufgehalten hatte. Sie waren ebenso gekonnt verschwunden wie Helena.
Voll banger Ahnungen gingen die zwei zur nächsten Vidicom-Zelle. Sie mußten ihren Boß davon in Kenntnis setzen, daß sie ihr Zielobjekt verloren hatten. Garst würde nicht erfreut sein.
Sobald sie sah, daß Jules seine Schau abzuziehen begann, wurde auch Helena aktiv. Jules hatte ihr in seiner Nachricht mitgeteilt, daß er in der Gasse hinter dem Restaurant einen Wagen auf sie warten lassen würde, und tatsächlich, da stand einer. Er hatte ihn mit reichlich Münzen gefüttert und den Motor laufen lassen, so daß man ihn nicht zum örtlichen Generalverteiler abberufen konnte. Helena sprang rasch hinein und fuhr die Gasse entlang hinaus zur Straße. In dieser Situation war natürlich die Geschwindigkeit von fünfzehn Stundenkilometern unerträglich langsam. Helena wurde das Gefühl nicht los, daß sie zu Fuß schneller weitergekommen wäre. Bis zum Ende der Gasse wäre das auch richtig gewesen, aber Jules hatte an eine größere Entfernung gedacht. Laufen war schneller, aber es hätte sie erschöpft, und die Verfolger hätten sie einholen können. Die Karren waren langsamer, aber stetiger und konnten unendlich weit fahren.
Helena bog um die Ecke und reihte sich in den allgemeinen Verkehr ein. Es war die Zeit der Mittagspause, und es fiel ihr nicht schwer, sich zwischen den vielen anderen Wägelchen unauffällig durchzuschlängeln. Nach zwanzigminütiger Fahrt mit vielen Umwegen erreichte sie den ihr von Jules als Treffpunkt angegebenen Park. Sie stieg aus und ging zu der Baumgruppe, die Jules ihr beschrieben hatte.
Die d'Alemberts stießen nach drei Minuten zu ihr. Ihre Personenbeschreibung war nicht so bekannt – die Verfolger hatten sie nur kurz angesehen, und das unter eiligen Umständen – daher hatten sie auf ihrem Weg nicht so viel Vorsicht walten lassen müssen.
»Ach, wie schön, euch wiederzusehen«, rief Helena und gab ihnen nacheinander einen Kuß. »Aber was treibt ihr hier?«
»Wir wollten nach Ihnen sehen«, sagte Jules ernst. »Eine Person mit Ihrer Verantwortung hat nicht das Recht, sich in Gefahr zu begeben, wenn ihr danach zumute ist. Wenn das in Ihrem Kopf gespeicherte Wissen an die Falschen gerät, wird die gesamte SOTE in große Schwierigkeiten geraten.«
»Aber ...« Helena wollte protestieren.
»Außerdem«, unterbrach Yvette sie, »steht Ihr Vater Ihretwegen Todesängste aus. Wenn man Ihnen schon nicht mit beruflichen Argumenten kommen kann, dann wenigstens mit persönlichen. Halten Sie es für richtig, ihn so zu behandeln?«
»Man hätte Sie jederzeit töten können«, fuhr Jules mit der Gardinenpredigt fort. »Das ist auch jetzt noch möglich, ja sogar noch wahrscheinlicher, weil Sie die Verfolger abgeschüttelt haben. Ist das die Sache wert?«
Helena ließ den Kopf hängen. »Es tut mir leid.«
»Ja, und es wird Ihnen noch mehr leid tun, wenn wir Sie nach Hause schaffen. Wenn überhaupt«, fügte Yvette als düstere Warnung hinzu. »Im Moment ist die Frage des Entkommens unsere größte Sorge. Die Strafe hat Zeit. Sie haben sich nun mehrere Wochen hier aufgehalten. Haben Sie etwas für uns Nützliches in Erfahrung bringen können?«
»Nicht annähernd soviel, wie ich wollte«, gestand Helena. »Ich habe praktisch nichts darüber erfahren, wer die Drahtzieher sind. Die Verwaltung wird hier sehr diskret und fast unmerklich ausgeübt. Man will keine Publicity. Erfahren habe ich nur, daß alles von einen Gebäudekomplex am Nordrand der Stadt aus geleitet
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