Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Wendung der Ereignisse traf sie völlig überraschend. Sie wußte nicht mal richtig, wer diese Gitana war und mußte nun für den Mann kämpfen, den sie liebte.
Gitanas Haltung ließ erkennen, daß ihr der Messerkampf nicht ungewohnt war – und daß dieser Zweikampf für sie tödlicher Ernst war.
4. KAPITEL
Der Herzog von Melenaria
Nach dem Verlassen des Hauptquartiers raste Jules mit seinem Wagen zum Raumflughafen Canaveral, seiner Verlobten Vonnie entgegen. Obwohl er beinahe polizeiwidrig schnell fuhr, schaffte er es doch nicht ganz und kam zehn Minuten zu spät. Zum Glück hatte auch das Raumschiff Verspätung, und Vonnie brauchte nicht herumzustehen und auf ihn zu warten.
Als sie schließlich die Zollkontrolle hinter sich hatte, lief er ihr entgegen, und sie umarmten sich wie jedes andere Liebespaar, das lange getrennt war. Sie hatten sich seit acht Monaten nicht mehr gesehen, seitdem sie als Leibwächter Prinzessin Ednas auf Ansegria fungiert hatten. In der Zwischenzeit hatte sich in beiden ein so großer Gefühlsüberschuß gestaut, daß sie in den ersten Minuten des Wiedersehens ihre Umgebung vergaßen.
Nach einer Weile aber meldete sich wieder die Vernunft. Jules trat einen Schritt zurück und sah sie an. Yvonne Roumenier war gleichgroß wie er. Sie hatte brünettes Haar, mandelförmige Augen und ein hübsches Gesicht, das zu ihrer vollendeten Figur paßte. Wie Jules stammte sie auch vom Planeten DesPlaines und war Sproß einer Adelsfamilie. Ihr Vater, Ebert Roumenier, war Baron von Nouveau Calais, einer der bedeutendsten Städte auf DesPlaines. Als Erstgeborene würde sie dereinst den Titel erben.
Doch war es weder ihre edle Herkunft noch ihre Schönheit, noch die Tatsache, daß sie mit Jules d'Alembert verlobt war, daß der Chef des SOTE sie für diese Mission ausgewählt hatte. Yvonne Roumenier hatte beim Tausend-Punkte-Test 989 Punkte erreicht und sich damit als eine der fähigsten Agentinnen klassifiziert. Die Tatsache, daß sie mit Jules zusammen ein praktisch unbezwingbares Team darstellte, war eine zweitrangige Überlegung.
»Ich könnte dich den ganzen Tag bloß ansehen«, stellte Jules schließlich fest, »aber wir haben einen Auftrag bekommen, den wir schleunigst in Angriff nehmen sollten – das heißt, schon vor zehn Minuten.«
»Nicht mal auspacken darf ich?« fragte Vonnie. Jules' Küsse hatten ihr den Atem geraubt, und sie war momentan auf Eile nicht eingestellt.
»Immer mit der Ruhe, das gehört zu unserem Auftrag. Wir sollen für Herzog Hanforth von Melenaria Leibwächter spielen und uns sofort bei ihm melden. Ich habe bereits eine Uniform für dich. Du kannst dich während der Fahrt im Wagen umziehen.«
Jules schleppte ihre Koffer zum Wagen und brachte sie im Fond unter. Während sie durch die Außenbezirke fuhren, weihte Jules sie in die Theorien des Chefs so weit ein, als es nötig war -nämlich, daß jemand eine Mordserie plane und daß Herzog Hanforth als nächstes Opfer ausersehen sei. Sie beide wären nun als Ergänzung eines regulären SOTE-Teams zur Bewachung des Herzogs abgestellt, und zwar sollten sie als zur Dienerschaft gehörig agieren, ohne daß die regulären SOTE-Leute wußten, daß Jules und Vonnie auf ihrer Seite standen. Das war für die Sicherheit aller Beteiligten am besten.
Kaum hatten sie das verbaute Gebiet hinter sich, verwandelte Jules seinen Wagen mittels Knopfdruck wieder in ein Flugzeug, und gleich darauf sausten die beiden durch die obersten Schichten der Atmosphäre in Richtung Angeles-Diego, wo Herzog Hanforth sich aufhielt. Der Flug nahm die ganze Nacht in Anspruch, doch das kümmerte die beiden nicht. Sie hatten einander viel zu erzählen und mußten ihre angestauten Gefühle loswerden. In den spärlichen Augenblicken zwischen den Küssen berichtete Jules seiner Vonnie von Yvettes Verlobten, und Vonnie war entzückt, als sie diese Neuigkeit hörte. »Da könnten wir ja eine Doppelhochzeit veranstalten«, rief sie aus.
Sie erreichten knapp nach Sonnenaufgang am nächsten Tag ihr Ziel. Jules fuhr vor dem Luxoria-Hotel vor, in dem der Herzog abgestiegen sein sollte. Doch stand ihm gleich zu Beginn eine kleine Überraschung bevor.
»Nein, der alte Knacker ist nicht mehr bei uns«, schnaubte der Empfangschef verächtlich, »und ich bin heilfroh darüber, glauben Sie mir. Er nannte unser Hotel einen chromverzierten Dreckhaufen.«
»Und warum?« fragte Vonnie.
»Weil wir ihm im Erdgeschoß keine Räumlichkeiten anbieten konnten und weil er
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