Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
dich unter vier Augen begrüßen zu können.« Ihr kehliges Lachen ließ keinen Zweifel über die Bedeutung ihrer Worte aufkommen.
Nach der schmerzlichen Begegnung mit seinem Vater verwirrte dieser neue Umstand Pias nicht wenig. Vor Jahren waren er und Gitana einmal sehr verliebt gewesen – doch das war, bevor er sich in ihre Schwester Miri verliebt und sich mit ihr verlobt hatte. Damals hatte Gitana sehr gelitten. Es sah nun aus, als wolle sie wieder dort anknüpfen, wo sie ihre Beziehung abgebrochen hatten, jetzt da sie wußte, daß ihre Schwester tot war.
Doch Pias' Liebe zu Yverte machte dies unmöglich. Verlegen äußerte er: »Möchtest du mich denn nicht fragen, ob ich Miris Mörder gefunden habe?«
»Ich nehme an, daß deine Jagd von Erfolg gekrönt war. Du sagtest damals, du würdest nicht eher heimkehren, bevor du ihn erledigt hättest.« Sie gab ihm einen Kuß auf den Nacken. »Und bei dir heißt es ja immer, ein Mann, ein Wort. Meistens jedenfalls.«
»Meistens?« Pias versuchte sich sachte freizumachen, doch Gitana, seine verflossene Liebe, verstand den Wink mit dem Zaunpfahl nicht.
»Einmal hast du gesagt, du würdest mich bis ans Ende aller Tage lieben.«
»Das ist schon sehr lange her. Ein Mensch verändert sich im Laufe der Zeit.«
»Ich nicht.« Gitana zog ihn näher an sich und machte Anstalten, Pias in ihr Zimmer zu drängen. »Ich liebe dich noch immer.«
Er spürte, wie sie sich an ihn schmiegte. Ihre scharfen Nägel gruben sich schmerzhaft in seinen Nacken. »Wer ist es? Diese kleine unscheinbare gadji, mit der du aus dem Kopter gestiegen bist? Warum gibst du dich mit einem dünnblütigen kleinen Ding zufrieden, wenn du eine richtige Frau haben könntest?« Yvette kann es mit dir noch lange aufnehmen, dachte Pias bei sich, behielt aber seine Meinung klugerweise für sich. Er hatte ihr schon genug Schmerz zugefügt.
Statt dessen machte er sich entschlossen aus ihrer Umarmung frei. »Bitte, Gitana. Wir fügen uns nur noch mehr Schmerz zu, indem wir alte Gespenster und alte Kümmernisse beschwören. Du bist eine bildschöne Frau mit Dutzenden von Verehrern zu deinen Füßen. Was ist denn an mir schon dran? Wahrscheinlich gibt es viele, die weitaus passender für dich sind.«
Gitana trat einen Schritt zurück. In ihrem Bück wurde deutlich der in ihr schwelende Vulkan sichtbar. »Dann gibst du mir wieder einen Korb?«
»Ach was, Korb ...«
Aber Gitana war fort, verschwunden in dem Zimmer, aus dem sie aufgetaucht war. Und hinter ihr schlug die Tür ins Schloß. Pias ging nun in sein früheres Zimmer und fand alles vor, wie er es verlassen hatte. Er legte sich aufs Bett und versuchte nach den betrüblichen Ereignissen des Nachmittags Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Dann machte er sich auf die Suche nach Yvette.
Er traf sie beim Auspacken an. Sie sah sofort, daß er nicht so glücklich war, wie man es bei einer Heimkehr nach so langer Abwesenheit hätte erwarten können, doch ließ sie kein Wort darüber laut werden. Statt dessen berichtete sie, wie nett sie Yuri fände und wie wohl sie sich in diesem Haus fühlte. Sie wollte ihm Gelegenheit geben, selbst von seinen Sorgen anzufangen.
Schließlich hielt er es nicht mehr aus und berichtete ihr, wie die Wiederbegegnung mit seinem Vater verlaufen war. Er berichtete auch, daß der Haß seines Bruders sich gesteigert hätte und daß Tas entschlossen schien, den Vater gegen ihn einzunehmen. Von der ebenso unangenehmen Begegnung mit Gitana aber sagte er kein Wort.
Yvette ihrerseits wiederholte, was Yuri ihr über Tas gesagt hatte. Pias' Niedergeschlagenheit wurde noch schlimmer. »Ich hatte keine Gelegenheit, von dir zu sprechen«, klagte er. »Mein Vater weiß bloß, daß du eine gadji bist – das ist eine herabsetzende Bezeichnung für Frauen, die nicht unserem Volk angehören. Die Krankheit muß wohl weiter fortgeschritten sein, als ich dachte. Mein Vater war ja immer schon sehr traditionsverbunden, doch hatte er einen weiten Horizont, was Menschen betraf. Ich erwähnte dir gegenüber nichts davon, weil ich dir nicht Kummer machen wollte, doch ich wußte, daß ihm unsere Verlobung zumindest anfangs keine reine Freude bereiten würde. Aber ich glaubte, ich könnte mit sanfter Überredungskunst seine Ansichten ändern. Deswegen wollte ich, daß du mitkämest. Ich dachte, er würde auf den ersten Blick sehen, was für ein prächtiger Mensch du bist. Jetzt aber ...«
Er stieß einen Seufzer aus. »Ich weiß nicht. Ich weiß gar
Weitere Kostenlose Bücher