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Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums

Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums

Titel: Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E E Smit & Stephen Goldin
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kommen«, sagte Yvette. »Es geht sicher auch um mich, ich weiß es ...«
    Pias schüttelte den Kopf. »Der Kriss ist eine Sache der Männer, auch so ein Rückgriff auf alte Stammessitten. Und selbst wenn Frauen zugelassen wären, so würde man dich nicht zulassen. Du bist eine Fremde, eine Außenseiterin, und daher unwillkommen. Diesem Problem stehe ich selbst auch gegenüber. Warte hier auf mich.«
    Yvette wollte ihn noch fragen, was dieses Gericht ihm antun könne, falls es gegen ihn entschied, doch er war mit seinen zwei Onkeln so rasch draußen, daß ihr die Frage auf den Lippen erstarb. So arg konnte es nicht werden, oder er hätte sich zur Wehr gesetzt, dessen war sie sicher. Ihr blieb also nicht anderes übrig, als seinem Rat zu folgen und zu warten.
    Die Minuten dehnten sich ihrem Gefühl nach zu Jahren aus. Sie versuchte sich in eine der Buchrollen zu vertiefen, doch im Moment erschien ihr keine interessant genug. Sie lief im Zimmer auf und ab, starrte aus dem Fenster in die Dunkelheit und versuchte sich einen Reim aus all dem zu machen, was sich seit ihrer Ankunft auf Newforest ereignet hatte. Sie wünschte sich sehnlichst einen Kampf gegen zehn von Lady-A-Kreaturen – alles war besser als die Qual des Wartens.
    Das Obergeschoß schien verlassen. Jedesmal wenn ein Dielenbrett ächzte oder sonst irgendein Geräusch im Haus hörbar wurde, sprang sie auf und lief an die Tür, in der Hoffnung, ihr Liebster würde kommen. Alle ihre Sinne waren aufs höchste gespannt und warteten auf ein Zeichen, daß er endlich unversehrt zurückkäme.
    Eine Stunde verstrich, dann eine zweite. Hörte sie von unten nicht Lärm, die Geräusche eines Streites? Yvette konnte es nicht unterscheiden. Ihre Phantasie war entfesselt, und das leiseste Anzeichen genügte, um die Flammen zu nähren. Sie versuchte sich Pias vor dem Kriss stehend vorzustellen und sich gegen die Beschuldigungen seines Bruders zur Wehr zu setzen. Wie würde er sich halten? Würde er ihnen hocherhobenen Hauptes oder zerknirscht gegenübertreten? Aufrichtig oder ausweichend? Würde die Gegenüberstellung zu einem Messerkampf ausarten wie ihr Duell mit Gitana? Oder würde sich die Konfrontation auf ein verbales Duell beschränken? Immer wieder drängte sich ihr diese Frage auf: Was würde man ihm antun, falls man ihn eines Vergehens für schuldig befand? Konnte man ihn gar töten? Und wie viele würden daraufhin sie töten, wenn es dazu kommen sollte?
    Endlich hörte sie rasche Schritte näher kommen, Schritte, die auf große innere Bewegung schließen ließen. Sie erstarrte und machte sich auf Aktivität gefaßt, falls nun ein Feind eindringen sollte. Sie gehörte nicht in dieses barbarische System und wollte sich nicht kampflos ergeben.
    Die Tür wurde aufgestoßen, und Pias kam hereingestürmt... Seine Miene drückte Wut und Haß aus, die seiner sonst sonnigen Natur fremd waren. »Dieser Schweinehund«, knirschte er. »Dieser elende kleine ...«
    »Was ist denn?« fragte Yvette.
    Pias hieb mit der Faust in die andere Handfläche. Es sah aus, als hätte er sie nicht gehört. »Nie hätte ich gedacht, daß sich an einem Ort so viel Grausamkeit ansammeln könnte!« Nun sah er Yvette an, als sähe er sie zum erstenmal. »Weißt du, was mein lieber kleiner Bruder getan hat?«
    »Nein. Das fragte ich dich, eben.«
    Dir ruhiger Ton minderte seine Wut ein wenig. Er legte ihr die Hände auf die Schultern, und sie spürte, daß er vor Zorn bebte.
    »Mein Vater muß als Herzog dem Kriss Vorsitzen. Eigens zu diesem Zweck hat man ihn aus seinem Krankenbett heruntergeschafft. Was Tas mir antut, das ist mir gleichgültig. Er war immer schon ein Nichtsnutz. Aber meinen Vater vor den Augen der Öffentlichkeit so bloßzustellen ... unseren Vater ...«
    Er holte tief Luft und kämpfte um Ruhe. »Man beschuldigte mich, ich hätte mein Volk hintergangen«, sagte er etwas ruhiger. »Tas behauptete, während meiner Jagd auf Rowe Carnery hätte ich mein Volk hassen gelernt und blickte nun auf unsere Welt als provinziell und zurückgeblieben herab. Er sagte, ich wäre nur zurückgekehrt, weil ich gehört hätte, unser Vater wäre tot, und weil ich mein Erbe antreten wolle. Als ich sah, daß Vater noch lebt, hätte ich sofort wieder fortgewollt. Er sagte auch, daß ich meine ... daß ich dich ... die Tatsache, daß ich dich mitgebracht hätte, sei ein Schlag ins Gesicht aller einheimischen Frauen.
    Ich versuchte, alle seine Vorwürfe zu entkräften, aber da war nichts mehr zu machen.

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