Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
verwirrt...«
Weiter kam er nicht, denn Yvette hielt sich bereits den Bauch vor Lachen und schnappte hysterisch nach Luft. Pias spielte den Beleidigten. »Du hast versprochen, du würdest mich nicht auslachen«, klagte er. Aber Yvette brauchte eine ganze Weile, bis sie sich wieder einigermaßen gefaßt hatte.
»Ich habe dich angelogen«, sagte sie schließlich und wischte sich mit einer Hand die Lachtränen ab. Als Pias das Gesicht gekränkt verzog, brach sie von neuem in Gelächter aus. »Mein Schatz, das war in seiner Gräßlichkeit einfach perfekt. Ich glaube, ich habe noch nie etwas so Schreckliches gehört. Da hatte sogar Jules noch mehr Gefühl für Poesie.«
Pias tat empört. »Immer schon stand ich im Ruf, die Seele eines wahren Dichters zu haben.«
»Dann gib sie dem Dichter lieber zurück, ehe er sie vermißt. Halte dich lieber an die Dinge, die du gut kannst.«
»Das wäre beispielsweise?«
Statt einer Antwort zog Yvette den Kopf ihres Mannes an sich. Sie tauschten einen mindestens zweiminütigen Kuß. »Das ist besser als hundert Gedichte«, sagte sie, als sie Atem holen mußten.
»Gut zu wissen«, antwortete Pias und verteilte ein Dutzend Küßchen auf Yvettes Gesicht und Nacken, »daß ich meinen wahren Platz im Leben endlich gefunden habe. Trotzdem - eine richtige Schande, daß du mein Gedicht ausgerechnet an dieser Stelle unterbrochen hast - ich wollte eben auf die anregenderen Teile übergehen.«
»Herrje! Ich werde dich doch nicht abhalten, auf anregendere Teile überzugehen.« Eine Zeitlang beschäftigte sie Pias so sehr, daß er an Poesie gar nicht denken konnte.
Als sie dann Seite an Seite dalagen, fragte sie unvermittelt: »Woran denkst du eigentlich?«
»Ach«, antwortete er beiläufig, »ich überlege mir eben, wie ich deinen Bruder Robert samt seinen drei Kindern aus dem Weg schaffen könnte, damit du Herzogin von Des Piaines wirst und wir das alles hier unser Eigentum nennen können.«
»Idiot, du!« Sie beugte sich über ihn und gab ihm einen Kuß aufs Ohrläppchen. Mit einem Seufzer fuhr sie fort: »Es war eine herrliche Zeit, aber ich fürchte, unsere Flitterwochen sind vorbei. Lady A läuft noch immer frei herum und plant und intrigiert, was das Zeug hält. Ich habe das Gefühl, es wird uns sehr bald ein Anruf des Service erreichen, daß uns das Imperium wieder mal braucht.«
»Wie dem auch sei«, meinte Pias, »im Moment sind wir zwei ganz gewöhnliche Flitterwöchner auf einem kleinen Ausflug, und jetzt brauchte ich dich. Du kennst ja meine Philosophie -genieße den Augenblick, das Morgen kommt noch früh genug.« Und die Küsserei ging von neuem los.
Das von Yvette befürchtete Morgen kam früher, als sie beide erwartet hatten. Als sie auf der Rückfahrt von ihrem Ausflug die dicken grauen Steinmauern passierten, die den Sitz des Herzogs umgaben, erspähte Yvette den im Hof vor dem Haupteingang geparkten Wagen ihres Bruders. Sie legte nachdenklich die Stirn in Falten. Jules und Vonnie waren auf Besuch bei Yvonnes Vater, Baron Ebert Roumenier in Nouveau Calais. Und sie wurden eigentlich erst in ein paar Tagen zurückerwartet. Yvette, die Unannehmlichkeiten witterte, lief eilig die Stufen zum Portal hoch und trat ein.
Sie stieß im Eingang mit ihrer Schwägerin, der Marquise Gabrielle, zusammen. Gabrielle war eine Spur älter als Yvette. Sie hatte stahlgraue Augen, eine aristokratische Nase und dunkles Haar, in dem rötliche Strähnen schimmerten. »Wie schön, daß ihr beide euch mal wieder blicken laßt«, sagte sie mit verärgertem Unterton. »Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Was habt ihr eigentlich die ganze Zeit über getrieben?«
»Vermutlich dasselbe, was ich und Jules vor sechs Stunden trieben«, sagte Yvonne d'Alembert, die aus dem großen Salon in die Eingangsdiele kam. »Vermutlich dasselbe, was ihr während eurer Flitterwochen getrieben habt, Gaby. Ich kann mir nicht denken, daß sich das im Laufe der Jahre so sehr geändert hat.«
Vonnie empfing ihre neue Schwägerin mit einer herzlichen Umarmung und einem Kuß auf die Wange. »Du siehst aus, als bekäme dir die Ehe wunderbar«, sagte sie.
Yvette sah Vonnie in die mandelförmigen Augen und lächelte. Die Frau ihres Bruders hatte etwas an sich, das den ganzen Raum heller werden ließ. »Du scheinst mir selbst eine gehörige Portion Eheglück abgekriegt zu haben.«
»Jetzt laßt mal euer Glück«, mahnte Gabrielle die zwei Frauen. »In unserer Branche sollte man allzeit bereit sein.«
Diese Bemerkung
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