Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Temperaturunterschied zwischen einem Objekt und seiner Umgebung. Hätten die beiden sich dem Haus zu Fuß genähert, so hätten sie bei der normalen Körpertemperatur von siebenunddreißig Grad Celsius Energie ausgestrahlt und sich deutlich von den viel kälteren Schneewächten abgehoben.
Indem sie sich mit Schnee bedeckt hatten, hofften sie, ihre Strahlung wirksam zu tarnen. Ein hochentwickeltes Infrarotsystem hätte sich auf diese Weise nicht täuschen lassen, während ein einfacher Detektor nur den Schnee registrierte, der auf ihrer Decke lag. Die Ausstrahlung des Yagi ließ sich nicht wegzaubern, aber das war nicht nötig. Der Yagi stellte einen Bestandteil ihres Plans dar.
Minute um Minute, Meter um Meter fuhr Jules sie näher an den Hügel und an die Postenstation heran. Falls sein Plan klappte, dann würden die Posten auf ihren Bildschirmen einen Yagi sehen, der einen offenbar leeren Schlitten zog und unbeirrbar auf die Station zuhielt. Er hoffte, ihre Neugierde würde damit so weit gereizt werden, daß sie herauskämen, um nachzusehen, was da los war.
Vor einer Baumgruppe am Fuß des Hügels hielt Jules den Schlitten an. Die Station war von drei Posten bemannt. Zumindest einer würde auf seinem Posten bleiben, während der Schlitten durchsucht wurde. Hätte der Schlitten ohne Deckung haltgemacht, würde der plötzlich zwei Gestalten herausspringen sehen, und er konnte Alarm geben, ehe die d'Alemberts ihn daran hindern konnten. Doch Infrarot konnte Objekte wie Bäume nicht durchdringen, deswegen würde der auf der Station zurückbleibende Posten nicht mitbekommen, was hier vorging.
Jules und Yvonne warteten.
War ein leerer Schlitten schon verdächtig, so war das plötzliche Stehenbleiben noch viel verdächtiger. Nach zehn Minuten Stille hörten die d'Alemberts die knirschenden Schritte zweier Personen. Sie kamen ganz langsam näher, weil sie kein Risiko eingehen wollten. Höchstwahrscheinlich kamen sie mit der Waffe im Anschlag. Sie näherten sich dem Schlitten von beiden Seiten, um nicht in einen Hinterhalt zu geraten.
Jules schätzte die Lautstärke der Schritte ab, und auf sein geflüstertes Kommando hin sprangen die beiden auf und wurden aktiv. Sie warfen die Decke von sich und schleuderten damit den zwei Näherkommenden einen Haufen Schnee entgegen. Während die zwei Wachen momentan vom Schnee überrumpelt wurden, sprangen die d'Alemberts aus dem Schlitten. In Sekundenschnelle lagen die Wachen überwältigt auf dem Boden. Sie hatten weder ihre Strahlwaffen ziehen noch ihren auf der Station verbliebenen Kameraden warnen können.
Die SOTE-Agenten vertauschten nun ihre plumpen Felljacken gegen die aufwendigeren Parkas der Posten. Sie knebelten die Männer und fesselten sie an einen Baum. Dann nahmen ihnen die d'Alemberts ihre Waffen ab. Jules und Yvonne waren nicht wenig erleichtert, weil sie nun wieder über moderne Waffen verfügten. Jules nahm außerdem einem der Wachen das Sprechfunkgerät ab. Ohne die Bildübertragung einzuschalten, gab er an die Station durch: »Das verdammte Ding ist leer. Wir bringen es zu einer gründlicheren Untersuchung rauf.« Dabei hielt er die Hände gewölbt vor den Mund, um seine Stimme zu verändern.
Er stieg mit Vonnie wieder in den Schlitten. Sie fuhren nun ganz offen auf den Felsblock zu, hinter dem sich die Station verbarg. Der Posten würde nur zwei Personen vorne im Schlitten sitzen sehen und sie für seine Kameraden halten,
Diesen Irrtum bezahlte er wenige Minuten später mit einem saftigen Hieb gegen den Kopf. Die d'Alemberts befanden sich nun im Besitz der Station - und kein einziger Schuß war gefallen, der den Hausbewohnern verraten hätte, daß sie angegriffen wurden.
»Von jetzt an wird es riskanter«, sagte Jules. »Wir können nicht einfach durch den Haupteingang hinein. Ich habe keine Ahnung, ob die Fenster irgendwie elektronisch gesichert sind.«
»Tja, dann müssen wir es eben ausprobieren. In dieser Situation waren wir schon mehrfach. Vielleicht wäre es ganz gut, wenn wir Lady A als Geisel schnappen könnten. Wenn wir sie als Deckung haben, wird man nicht auf uns zu schießen wagen. Wo könnte sie sich aufhalten?«
»Im obersten Stockwerk wahrscheinlich«, vermutete Jules. »Auf einer Welt ohne Helikopter ist man ganz oben am sichersten.«
Im Schutz der Dunkelheit schlichen die zwei Agenten den Steilhang bis zum Haus hinauf. Leise umrundeten sie das Haus und begutachteten die Fassade mit geschultem Auge. Hinter dem Haus entdeckten sie den
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