Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
hinter diesem Spiel steckt.«
Die Gefangenen wurden abgeführt, und der Bürgermeister blieb mit den d'Alemberts allein zurück. Der große Schwarze sah die beiden an und sagte: »Ich hatte ja meine Zweifel, aber ihr habt wie versprochen geliefert. Warum habt ihr Euch für mich entschieden und nicht für Luis? Wahrscheinlich hätte er euch eine höhere Position geboten.«
»Ich gehe lieber auf Nummer Sicher«, sagte Jules. Er sah Tshombase furchtlos an. Und zum Teil war dies tatsächlich der wahre Grund der d'Alemberts. Wenn sie dem gegenwärtigen Bürgermeister ihre Loyalität bewiesen, würden sie gewiß eine Position in seiner bereits bestehenden Organisation bekommen und brauchten nicht zu warten, bis Luis eine auf die Beine brachte - immer vorausgesetzt, daß er mit seinem Umsturz Erfolg hatte.
Aber dies war nicht der einzige Grund. Tanya Boros mußte mit Tshombase längst in Kontakt getreten sein. Sicher existierten dafür eigene Nachrichtenkanäle. Bei einem neuen Machthaber hätte es Verzögerungen gegeben, weil man erst neue Kanäle würde schaffen müssen, und die d'Alemberts hatten von Verzögerungen die Nase voll. Deswegen hatte Jules sich klammheimlich an Tshombase herangemacht und ihm von der Zusammenkunft erzählt, damit die Revolte niedergeworfen wurde, ehe sie richtig begann.
Tshombase ließ den Blick zwischen Jules und Yvonne wandern. »Mir gefällt eure Arbeit«, sagte er. »Von morgen an sollt ihr vor meinem Amtssitz Wache halten. Ein einfacher Job - einfach dastehen und dafür sorgen, daß niemand hineinkommt und mich bei der Arbeit stört. Schafft ihr das?«
Die SOTE-Agenten waren wie elektrisiert. Nie hätten sie zu hoffen gewagt, in eine solche Position zu kommen. Sie würden mitten ins Zentrum der Aktivitäten geraten und genau beobachten, wer bei Tshombase aus und ein ging. »Alles klar«, sagte Jules. »Gar kein Problem.«
»Gut. Probleme mag ich nicht. Meldet euch morgen zum Dienst - ihr werdet übrigens den doppelten Lohn bekommen. Tshombase behandelt seine Leute gut. Bis dahin schlaft euch gut aus. Ihr habt euch eine Ruhepause verdient.«
Im Verlauf der nächsten Tage regten sich bei den d'Alemberts jedoch Zweifel, ob sie wirklich vom Glück so begünstigt worden waren. Das Wacheschieben vor Tshombases Amtssitz entpuppte sich als eintönige Tätigkeit. Nie kamen ungebetene Besucher, die es abzuwimmeln galt. Vermutlich wußten die Leute hier schon seit langem, daß Tshombase nicht gern gestört wurde. Es kamen bloß Mitglieder von Tshombases Bande oder Ortsbewohner, die ihn um eine Vergünstigung bitten wollten. Die Wände waren so dünn, daß die d'Alemberts jedes Wort mithören konnten, das drinnen gesprochen wurde, doch handelte es sich meist um so nichtige Angelegenheiten, daß es sich nicht lohnte, hinzuhören. Nach einer gewissen Zeit gaben sie das Lauschen auf und waren bloß auf der Hut, wenn eine entfernte Möglichkeit bestand, daß etwas Wichtiges passieren würde - doch es passierte nie.
Wenn Tshombase nicht da und sein Büro leer war, hatte Jules mehrmals den Raum durchsucht, während Yvonne draußen Wache hielt. Diese Durchsuchungsaktionen erwiesen sich als ebenso nutzlos wie das Lauschen. Auf Gastonia gab es wenig Papier, und bei Tshombase lagen keine belastenden Beweise oder nützliche Informationen herum. Seine Geschäfte wickelte er mündlich ab. Er wußte sehr wohl, daß niemand wagte, mit ihm ein falsches Spiel zu treiben. Warum sollte er sich die Mühe machen und alles schriftlich festlegen? Nach einer Woche waren die d'Alemberts fast verzweifelt, weil sich nichts ergeben hatte. Während einer Nachtschicht sollte die Wende kommen. Sie hörten von weitem einen Brummton, der sie einander erschrocken anblicken ließ. Das Geräusch kam näher und wurde deutlicher: Es war das tiefe Brummen eines Helikopters, der zur Landung ansetzte. Endlich bekam Tshombase wichtigen Besuch.
Als der Helikopter draußen gelandet war und das Motorengeräusch verstummte, wuchs die Spannung bei Jules und Yvonne. Wenige Augenblicke später kamen zwei Personen durch den Eingang und gingen die Treppe zu Tshombases Amtsraum hinauf. Beide trugen Hosen und Stiefel und dazu dicke Kapuzenparkas aus weißem Fell. Die erste Frau erkannte Vonnie nicht, vermutete in ihr aber dank der Beschreibung Jules' Tanya Boros. Der einstigen Herzogin von Swingleton schenkte sie wenig Beachtung, weil die Frau hinter der Boros für sie viel wichtiger war. Sie konnte Jules' Spannung spüren, als Lady A direkt
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