Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
auf sie zukam, als sei sie hier zu Hause. Vonnie hatte Lady A schon einmal gesehen, auf der Erde, doch damals war sie hinter jemand anderem her gewesen und hatte nicht gewußt, wie wichtig Lady A war. Jetzt wußte sie es.
Tanya Boros blieb vor der Tür stehen. Sie starrte Jules an. »Du bist doch der Jäger, der ins Haus kam?«
»Ja.« Jules war es sehr unangenehm, daß sich ihre Aufmerksamkeit auf ihn konzentrierte.
»Warum hast du nicht gesagt, daß du für Tshombase arbeitest?«
»Damals war es noch nicht der Fall.«
»Na, dann meinen Glückwunsch zur Beförderung«, ließ sich die Boros zynisch vernehmen.
Lady A war ungehalten. »Vergeuden Sie nicht die Zeit mit diesem Niemand«, sagte sie. Ohne anzuklopfen oder sich anmelden zu lassen, öffnete sie die Tür und betrat Tshombases Amtszimmer. Sie war offensichtlich eine Frau, die gewohnt war, sich durchzusetzen. Weder Jules noch Yvonne machten den Versuch, sie aufzuhalten.
Tanya folgte ihr und machte die Tür hinter sich zu. Die beiden d'Alemberts waren allein in der großen Halle und konnten ungehindert lauschen, was hinter den dünnen Wänden gesprochen wurde.
»Haben Sie die Leute, die ich verlangt habe?« fragte Lady A ohne Einleitung.
Es war erstaunlich, Tshombase, den anmaßenden Bürgermeister, nun in respektvollem Ton mit einer Frau sprechen zu hören, die nur halb so groß war wie er. »Ja, ich habe mit dem Gouverneur alles abgemacht. Wann brauchen Sie sie?«
»Ich werde bis übermorgen im Haus sein. Die Leute können mit mir abfliegen. Ich werde den Helikopter rüberschicken und sie abholen lassen.«
»Ja, Mylady.« Tshombase schien zu zögern. »Ich wollte nur wegen meiner Versetzung ...«
»Im Moment bleiben Sie hier«, sagte Lady A kalt. »Wenn jemand gute Arbeit leistet, bleibt er auf seinem Posten, um weiterzumachen. Wenn erst der Erfolg da ist, werden Sie feststellen, daß sich das Warten gelohnt hat.«
»Ich weiß«, murmelte Tshombase. »Bloß ist es hier auf diesem Planeten so elend und kalt...«
»Und sicher«, sagte Lady A in zurechtweisendem Ton. »Wenigstens schnüffeln hier nicht dauernd die SOTE-Agenten herum. Die werden nie erfahren, wie wichtig Gastonia für unsere Pläne war. Hier haben wir eine Freiheit, die sich auf einem gewöhnlichen Planeten nie verwirklichen ließe.«
»Jawohl, Mylady«, sagte Tshombase. »Wer wird nächstes Mal auf der Liste stehen?«
»Ein nächstes Mal wird es nicht geben.« Und dann fügte sie, vermutlich als Antwort auf seine unausgesprochene Frage hin, hinzu: »Ja, ganz recht. ›Operation Vernichtung‹ steht kurz vor der Vollendung. Sie brauchen also nicht zu befürchten, daß Sie noch allzulange hier ausharren müssen.«
»Eine gute Nachricht, Mylady.«
Für Jules und Yvonne war dies alles andere als eine gute Nachricht. Während sie auf ihrem Posten standen und Lady A und Tanya Boros nachblickten, wurde ihnen klar, wie knapp die Zeit war. Lady A schien sehr zuversichtlich, daß die Revolte gegen das Imperium diesmal Erfolg haben würde - eine Revolte, die durch ›Operation Totalvernichtung‹ ausgelöst werden sollte.
12.
Das Haus auf dem Hügel
Auf dem Heimweg gab es für die d'Alemberts viel zu besprechen.
»Tshombase hat den Gouverneur erwähnt«, sagte Vonnie nachdenklich. »Der muß auch auf der Gehaltsliste von Lady A stehen.«
»Ja, so wird es sein«, meinte Jules. »Dem Gespräch war zu entnehmen, daß Lady A Gastonia häufig Besuche abstattet. Ich bezweifle sehr, daß hier Schiffe landen und starten können, ohne daß man in der Garnison davon weiß. Und das große Haus kann nicht erbaut worden sein, ohne daß es jemand bemerkt hat. Die einzige Erklärung dafür wäre, daß der Gouverneur und sein Stab dafür bezahlt wurden, daß sie beide Augen zudrückten.«
Er schlug mit der Faust gegen die flache Hand. »Lady A hat recht. Der Service of the Empire hat ihr die beste Brutstätte für ihre Verschwörung geliefert. Wir haben alle zukünftigen Rekruten hier zusammengefaßt, wo sie dann ihre Auswahl treffen konnte. Der Planet war so ruhig, und alles lief so glatt, daß wir kaum einen Gedanken daran verschwendeten. Wer auf Gastonia verbannt wurde, war so gut wie tot und wurde von uns vergessen. Wo gäbe es einen geeigneteren Ort, um eine Verschwörung auszuhecken, als inmitten einer Gruppe ehemaliger Verschwörer, die nun angeblich völlig harmlos sein sollen. Ich darf gar nicht daran denken, wie lange die uns an der Nase herumgeführt haben.«
Jules nahm sich
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