Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz

würde.
    Fortier stand nun vor einer Entscheidung. Diese Rettungskapseln waren nicht mit Subraumantrieben ausgestattet, was bedeutete, daß sie keine Lichtgeschwindigkeit erreichen konnten. Aber jede verfügte über eine automatische Subcom-Einheit und strahlte einen Notruf mit Positionsangabe an die Navy aus. Fortier konnte nun seine Schiffe zum Einfangen dieser Lebensrettungshülsen ausschicken, da diese sich sehr langsam fortbewegten. Da sie aber in alle Richtungen ausschwärmten, war es ein sehr zeitaufwendiges Manöver, und in der Zwischenzeit waren seine Schiffe nicht imstande, alle Subcom-Aussendungen, die die Hülsen ausstrahlten, zu blockieren.
    Fortier entschied sich statt dessen, der Paradise selbst nachzusetzen. (In Wahrheit fiel ihm die Entscheidung nicht schwer, weil sie zu Yvettes Plan gehörte. Doch war es besser, wenn hinter seinem Vorgehen eine vernünftige Begründung steckte, weil Admiral Shen ihn später deswegen genau befragen würde.) Obwohl die Passagiere von Bord gegangen waren und wahrscheinlich Geld und Wertsachen mitgenommen hatten, stellten das Schiff und seine Einrichtungen einen großen Wert an sich dar und würde seine Expedition davor bewahren, als totaler Fehlschlag eingestuft zu werden.
    Wie erstaunt war die Pirateneinheit aber, als sie an Bord der Paradise kam und entdeckte, daß ein Hilfsgenerator noch immer ein Schwerefeld von einem g erzeugte und sie von einer einsamen Gestalt erwartet wurden. Pias Bavol saß seelenruhig im Hauptkasino und spielte an einem der Kartentische eine Partie Solitaire. Als die Piraten hereindrängten, sah er auf und tippte an den Hut. »Guten Tag, meine Herren, ich habe Sie erwartet.«
    »Wer sind Sie?« wollte der Anführer des Angriffsteams wissen.
    »Brian Sangers, zu Ihren Diensten. Eigner und Betreiber des einst stolzen und nun außer Betrieb gesetzten Kasinoschiffes Paradise . Seien Sie so freundlich, Ihren Kapitän zu informieren, daß ich ihm das Privileg einräume, mit mir ein Geschäft zu machen.«
    Der Pirat fuchtelte mit der Strahlenwaffe vor Pias' Nase herum. »Sie sind nicht in der Position, mit jemandem zu verhandeln.«
    »Ach was, legen Sie das Ding weg, es könnte sonst losgehen. Wenn Sie mich töten, gewinnen Sie gar nichts. Ich persönlich besitze wenig, da ich mein Geld in dieses Unternehmen gesteckt habe. Das Geld und die Gäste sind unterwegs, und für mich wird kein Mensch Lösegeld berappen. Bald wird die Navy eingreifen, weil sie die Hilferufe aufgefangen hat. Da sie die Antriebe der Paradise so wirkungsvoll außer Betrieb gesetzt haben und da alle Ihre drei Schiffe zusammen mein Schiff nicht abschleppen können, müssen Sie die Paradise hierlassen. Die ganze Einrichtung ist zwar sehr luxuriös, wird Ihnen aber nicht den Bruchteil ihres Wertes einbringen, wenn ihr hier alles herausreißt und mitgehen laßt. Das einzig Wertvolle hier ist mein Verstand, und ehe der für euch vorteilhaft arbeitet, bedarf es meines guten Willens. Also hören Sie auf, so zu tun, als könnten Sie mit mir nach Belieben umspringen. Bringen Sie mich lieber zu Ihrem Kapitän.«
    Der Pirat war perplex. Noch nie zuvor war er jemandem begegnet, der so viel Haltung und Nerven besaß wie dieser Dandy mit seinem zuversichtlichen Grinsen. Menschen in dieser Situation hatten entsetzt zu sein und nicht herausfordernd. Unsicher, wie er reagieren sollte - keinesfalls wollte er vor seinen Leuten als Schwächling dastehen -, sagte er grimmig: »Den Käpt'n werden Sie zu sehen kriegen, das steht fest. Hier lang.« Er machte eine großspurige Bewegung mit der Waffe, von der Pias sich nicht beeindrucken ließ.
    Pias schlüpfte in einen Raumanzug und begleitete den Anführer des Angriffsteams zum Hauptschiff, während die übrigen Piraten die Paradise nach wertvollen Sachen durchkämmten. Als man Pias auf die Brücke der Piraten brachte, sah er Yvette unverwandt an. Beide waren glücklich, einander nach einer so langen Trennung - der längsten in ihrer jungen Ehe - wiederzusehen. Aber keiner der beiden fiel aus der Rolle.
    »Meine liebe Mila«, sagte Pias, »du bist noch tiefer gesunken, als ich dachte. Kein Wunder, daß diese Halunken Erfolg hatten. Sie hatten immerhin die Königin der Verräter als Leitstern.«
    »Du riskierst noch immer die große Lippe«, erwiderte Yvette.
    Sie sah zu Fortier hinüber. »Seine flinke Zunge wird noch intakt sein, wenn alles andere schon verrottet. Er stinkt vor Verlogenheit - glauben Sie ihm kein einziges Wort.«
    »Von dir, meine