Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
den Betäuber zu reichen, damit ich nicht durch Sie und die Wand ein Loch brennen muß?«
Pias wußte, daß ihm jetzt auch seine schnellen Reflexe nicht helfen konnten. Shen würde ihn über den Haufen schießen. Widerwillig ließ er den Betäuber aus der Hand gleiten. Shen lächelte bloß und rief ein paar Piraten herein, die Pias abführen und die Bewußtlosen wegschaffen sollten.
Pias hatte ein flaues Gefühl in der Magengrube, als er hinausgebracht wurde. Er war so sicher gewesen, Shen würde ihm eine Stellung anbieten. Gewiß, der Admiral hatte den wichtigen Hinweis fallenlassen, daß der Schlag gegen das Imperium vor Ablauf der nächsten Woche zu erwarten war - wenn es Pias aber nicht glückte, diesen Hinweis an SOTE weiterzugeben, dann war nichts gewonnen.
14.
Flucht von Gastonia
Der Angriff gegen die Tür unterbrach das Verhör, das die d'Alemberts mit Lady A veranstalteten. Sie mußten sich schleunigst in Sicherheit bringen. Eine zweite Tür gab es nicht. Der einzige Fluchtweg war das große Fenster, von dem aus sie drei Stockwerke tief hinunterspringen mußten. Ein Sprung aus zehn Meter Höhe war jedoch einem Feuergefecht mit ungewissem Ausgang unbedingt vorzuziehen - besonders, da sie jetzt über Informationen verfügten, die für das Imperium lebenswichtig waren. Sie mußten am Leben bleiben und diese Informationen weitergeben.
Ein Blick zum Fenster hin, und beiden kam derselbe Gedanke. Vonnie aber hatte Bedenken. »Was machen wir mit ihr?« sagte sie mit einer Kopfbewegung zu Lady A hin.
»Leider müssen wir sie hier zurücklassen«, sagte Jules. Auch unter normalen Umständen wäre es äußerst schwierig gewesen, seine hochrangige Gefangene mitzunehmen. Jetzt war es praktisch unmöglich, weil sie verfolgt wurden und Lady A zudem noch unter dem Einfluß der Droge stand.
Da krachte die Tür nach innen, und für weitere Überlegungen war keine Zeit. Als die Wachen in den Raum stürzten, sprangen die d'Alemberts in die Freiheit. Es klirrte, die Scheiben zersprangen, und die beiden sausten, die Arme schützend über den Kopf gehoben, hinaus und fielen drei Stockwerke tief hinunter in den Schnee.
Für ihre geübten Reflexe war es ein langsames Fallen. Jules als durchtrainierter Akrobat war imstande, sich in der Luft so zu drehen, daß er die beste Landeposition einnahm. Yvonne war zwar nicht im Zirkus aufgewachsen, hatte aber seit ihrer Verlobung diese Überlebenstricks fleißig geübt. Ihre Bewegungen waren nicht so geschmeidig wie die Jules', doch sie waren ebenso praktisch und dienten demselben Zweck.
Die d'Alemberts trafen auf einer ebenen Schneefläche ohne hervorstehende Hindernisse auf. Sie machten sich den Vorwärtsschwung ihres Sprunges zunutze, ließen sich abrollen, sprangen auf und liefen weiter. Der harte Aufprall hatte ihnen ein paar Abschürfungen eingetragen, doch waren sie ohne Knochenbrüche und Muskelzerrungen davongekommen. Als die Wachen aus dem Fenster sahen, hatten sich die zwei Agenten schon in Bewegung gesetzt und rannten mit Höchstgeschwindigkeit davon.
Beide hatten nur ein Ziel vor Augen: das kleine Landungsfeld hinter dem Haus, auf dem Helikopter und Raumschiff standen. Eine Diskussion war unnötig. Es waren die einzigen Transportmöglichkeiten. Eine Flucht zu Fuß oder per Schlitten wäre der reinste Selbstmord gewesen.
Um sie herum zischte die Luft, der Schnee schmolz an den Stellen, wo die Strahlschüsse trafen. Die beiden liefen im Zickzack, konnten aber nicht vermeiden, daß manche Schüsse verdammt knapp neben ihnen einschlugen. Kaum hatten die Wachen gemerkt, wohin die beiden wollten, als sie das Feuer einstellten und losliefen, um ihnen den Weg abzuschneiden.
Die d'Alemberts bogen um die Ecke des Gebäudes und hatten den Landeplatz vor sich. Der Helikopter stand auf der ihnen zugewandten Seite, bis zum Raumschiff waren es noch dreißig Meter. Jules keuchte: »Schiff!« und Yvonne nickte. Sie mußten unbedingt fort von diesem Planeten und die Information an das SOTE-Hauptquartier auf der Erde weitergeben. Mit dem Helikopter hätten sie es bloß bis zur Garnison geschafft, wo es ihnen kaum gelungen wäre, die Besatzung zu überzeugen, daß sie zwei echte SOTE-Agenten vor sich hatte. Und da ein Großteil der oberen Ränge im Dienste Lady A's stand, wäre der Ausgang dieses Abenteuers noch ungewisser gewesen.
Während Jules und Yvette die offene Fläche querten, bogen die Verfolger um die Ecke, die Waffen schußbereit in den Händen.
Jules, der einen Blick
Weitere Kostenlose Bücher