Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Liebe«, sagte Pias, »fasse ich es als Kompliment auf.«
Fortier trat zwischen die beiden, um dem Hickhack ein Ende zu machen. »Sangers, Sie haben mir etwas zu sagen?«
»Ja, falls Sie hier das Sagen haben. Ihre Organisation braucht dringend frisches Blut. Ihr erster Versuch, mein Schiff zu kapern, war ein schrecklicher Fehlschlag, und Ihr zweiter ist trotz Insiderhilfe nicht viel besser. Euch mangelt es an Phantasie und an Anpassung an die neue Zeit. Ihr macht alles noch nach Großväterart.«
»Ich darf wohl annehmen, daß Sie sich für den Mann halten, der uns das alles beibringen soll?«
»Klar doch, sonst wäre ich nicht hier. Ich hätte ja ganz leicht mit den anderen entkommen können.«
»Warum haben Sie es nicht getan? Sie hätten ja mit einem neuen Kasinoschiff wieder von vorne anfangen können.«
»Der Profit ist nicht lohnend. Warum soll ich mich mit kümmerlichen fünf oder zehn Prozent zufriedengeben, wenn ich mit Talent und Phantasie bei einer Piratenorganisation weit mehr einstreichen könnte?«
»Ich darf mit Ihnen nicht auf dieser Ebene verhandeln«, sagte Fortier.
Pias stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Dann bringen Sie mich zu jemandem, der diese Befugnis hat. Ich hasse es, mit unteren Chargen verhandeln zu müssen.«
So kam es, daß Pias zu Admiral Shen gebracht wurde und diesem seine Pläne näher erläutern durfte. Er lieferte eine Variante der Rede, die er vor Fortier und den anderen Piraten auf der Brücke gehalten hatte, angereichert mit Prahlereien über seine intellektuellen Fähigkeiten. Shen saß da und hörte sich diese bombastischen Aufschneidereien mit kaum verhüllter Belustigung an.
»Sie bieten sich mir also als oberster Taktiker an?« fragte er, als Pias endlich fertig war.
»Keine Spur«, erwiderte Pias. »Ich biete Ihnen an, mein Partner zu werden.«
»Einfach so?«
»Warum nicht? Meist gehen die Leute bei Geschäftsbeziehungen viel zu kompliziert vor. Ich gebe mich mit einem Handschlag zufrieden.«
Shens Grinsen wurde breiter. »Beim Fross, Sie gefallen mir. Habe mich schon lange nicht so amüsiert. Wäre ich ein Edelmann, würde ich Sie mir als Hofnarr halten.«
»Wenn Sie mein Angebot ablehnen, sind Sie der Narr. Mit meinen Ideen und Ihren Mitteln könnten Sie im nächsten Jahr Ihren Gewinn verdoppeln.«
»Haben Sie denn eine Ahnung, wie es um meine Mittel bestellt ist?«
»Nur ganz ungefähr. Ich stelle mir vor, daß Sie etwa hundert Mann und vielleicht ein Dutzend Schiffe haben.«
»Ihre Phantasie läßt Sie im Stich, mein Lieber. Sie kommen nicht annähernd an die Wirklichkeit heran.«
»Meine Schätzungen gehen von Standardgrößenordnungen aus. Und was meine Vorstellungsgabe betrifft, so ist sie ungemein elastisch - sie kann sich unbegrenzt ausdehnen und sich den aufgewendeten Mitteln anpassen.«
Shen lachte auf. »In diesem Fall wäre Ihre Vorstellungskraft aber überbeansprucht. Sie haben ja keine Ahnung von den Plänen, in denen ich eine Hauptrolle spiele. Nicht ganz eine Woche, und ich brauche nicht mehr den Piraten zu spielen - deswegen interessieren mich Ihre dämlichen kleinen Intrigen überhaupt nicht.« Er drückte einen Knopf an seinem Schreibtisch. Drei Männer, durchwegs mit Strahlwaffen ausgerüstet, traten ein.
»Tut mir leid, daß unsere Bekanntschaft von so kurzer Dauer ist«, meinte Shen. »Sie haben mir Spaß gemacht, aber jetzt müssen sich unsere Wege trennen.« Zu seinen Leuten sagte er: »Führt ihn hinaus in den Dschungel und erledigt ihn.«
Pias hielt seinen Hut vor die Brust. »Ich versichere Ihnen, daß ich es ebenso bedauere. Wir hätten gemeinsam Rubel scheffeln können.«
Ehe die anderen wußten, wie ihnen geschah, hatte Pias seinen Ministunner hinter der Rose am Hutband gezogen. Die kleine Waffe konnte jemanden für maximal sechs Stunden betäuben, aber Pias hatte sie bloß auf Stufe vier eingestellt - eine zweistündige Betäubung. Dreimal rasch abgedrückt, und die drei Piraten, die gekommen waren, um ihn abzuholen, fielen um. Als er sich zu Shen umdrehte, sah er in die Mündung des Strahlers, der im Griff von Shens Krummsäbel versteckt gewesen war.
»Gut gemacht«, lobte der Pirat. »Im Normalfall hätte ich Ihnen nach einer solchen Demonstration vielleicht wirklich eine Position in meiner Organisation angeboten. Aber die Zeit ist zu knapp. Ich hätte keine Möglichkeit mehr, Ihre Vergangenheit zu durchleuchten. Leider muß ich bei meinem ursprünglichen Plan bleiben. Würden Sie wohl die Güte haben, mir
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