Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
bewirkte, daß Yvette sich zusammenriß. Es war genauso, wie sie es vorausgesehen hatte. Ihre kleine Idylle war zu Ende, und sie würden sich wieder der Sicherheit des Imperiums widmen müssen. »Was gibt es?« fragte sie.
»Vor fünf Stunden etwa kam ein Anruf aus dem Hauptquartier«, sagte nun Gabrielle. »Für dich und Jules persönlich. Ich sagte, ihr würdet euch melden, und nahm dann Kontakt mit Jules auf. Er und Yvonne sind vor zwei Stunden eingetroffen. Seither hat Jules sich im Nachrichtenraum verbarrikadiert. Er wollte, daß du - du allein - sofort dorthin zu ihm kommst.«
»Merci. Dann muß ich mich wohl beeilen, stimmt's?«
Noch ehe die Marquise eine Antwort geben konnte, war Yvette davongeflitzt. Sie sagte sich, daß Gabrielle im Grunde genommen eine nette Person war, die nur den einen Fehler hatte, sich viel zu ernst zu nehmen. Sie war eine angeheiratete d'Alembert und trug zusätzlich an der Bürde, während Herzog Etiennes Abwesenheit als Mitregentin ihres Mannes Robert über Des Piaines zu herrschen. Bis es Zeit war, zu Tisch zu gehen, würde sich ihr Ärger gelegt haben, und sie würde charmant sein wie immer.
Der Herzogspalast der d'Alemberts, genannt Felicite, war wie die meisten Bauten auf Des Piaines ebenerdig. Auf einem Planeten mit hoher Schwerkraft vermied man es tunlichst, hohe Häuser zu bauen. Die ebenerdige Bauweise bedeutete aber keineswegs, daß es ihm an Großartigkeit gemangelt hätte. Der Palast war ein Riesenkomplex von Räumen und Gängen, der mehr als einen halben Hektar bedeckte. Es gab darin dreißig Räume, Schlafzimmer und Badezimmer nicht mitgerechnet. Diese Räume waren auf verschiedene Weise, aber immer sehr elegant eingerichtet. Es gab hundertzehn Schlafzimmer, von luxuriös bis gemütlich. Auf der weiten Fläche hinter dem Haus war ausreichend Platz für den Zirkus, wenn dieser, selten genug, seine Tournee unterbrach und in der Heimat neue Nummern einstudierte oder alte auf Hochglanz brachte. Daneben gab es eine Gruppe von Gästehäusern, in denen notfalls die ganze Sippe Platz hatte. Felicite war zwar nicht das stolze Schloß, das einem Herzog angemessen gewesen wäre, stellte aber für die Verhältnisse auf Des Piaines einen sehr stattlichen Herrensitz dar.
In Anbetracht der Größe des Baues war es nicht verwunderlieh, daß Yvette für den Weg zum Nachrichtenzentrum fünf Minuten brauchte. Unterwegs hatte sie ausreichend Zeit, darüber nachzudenken, was dieser Anruf wohl bringen mochte. Die Geheimhaltung war die fast sichere Garantie dafür, daß das Haupt selbst angerufen hatte. Seine Identität war nämlich nur ganz wenigen im ganzen Imperium bekannt, und er wollte, daß es so blieb. Auch Pias und Yvonne wußten nicht, wer an der Spitze des SOTE stand. Es gab Augenblicke, da wirkte diese Geheimniskrärnerei einfach albern - schließlich kannten Lady A und ihre Helfershelfer seine Identität sehr gut -, aber im großen und ganzen billigte Yvette das System. Schließlich war die Verbindung des Zirkus mit dem SOTE noch weniger bekannt -davon ahnte hoffentlich nicht einmal Lady A etwas.
Die Tür zum Nachrichtenzentrum war verschlossen, und Juies öffnete erst auf ihr Klopfen hin. Yvettes Bruder war ein Jahr jünger, aber größer und sehr viel massiver. »Komm herein«, rief er. »Das Haupt hat wieder mal Arbeit für uns.«
Beim Anblick Yvettes erhellte sich das Gesicht auf der Mattscheibe. Vorgesetzter und Agentin begrüßten einander als alte Bekannte - was sie mittlerweile ja waren - und kamen sogleich zur Sache. »Ich habe Jules bereits alle Einzelheiten über seinen und Vonnies Auftrag gesagt. Aber zu deiner Information möchte ich das Wichtigste wiederholen. Dann komme ich zu deinem eigenen Auftrag. Hast du von der Affäre auf Glasauge gehört?«
»Leider hatten Pias und ich nur Zeit für uns beide«, sagte Yvette lächelnd.
»Nun, kurz gesagt, deine Familie hat wieder mal ganze Arbeit geleistet und eine Terroristengruppe ausgehoben. Und bei diesem Großreinemachen stießen sie auf etwas, das ich persönlich als wichtige Entdeckung ansehe. Die Rebellen hatten eine ganze Höhle mit Kisten und Bündeln voller Waffen und Sprengstoffe, mehr jedenfalls, als sie aus den auf Glasauge erreichbaren Quellen zusammenbekommen haben können. Hinzu kommt, daß einer der bei der Aktion gefangenen Männer sich als Vertreter des Waffenlieferanten entpuppte, von dem sie das Zeug bezogen. Man nahm den Mann ins Gebet, und da stellte es sich heraus, daß es eine einzige
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