Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
durch den Notausstieg und bahnten sich den Weg ins Innere des Asteroiden mit Hilfe ihrer Hochenergiewerkzeuge. Sie benutzten Nebeneingänge, die seinerzeit von den Arbeitern bei der Aushöhlung des Asteroiden benutzt worden waren.
»Dafür werdet ihr büßen«, sagte das Bild kalt und verschwand vom Schirm.
Fortiers geübte Nase witterte den schwachen Hauch eines unangenehm scharfen Geruchs. »Atem anhalten!« rief er warnend und hielt sich die Hand als Schutz vors Gesicht. In den Raum strömte Giftgas.
Etienne d'Alembert drehte sich um und hielt den rechten Zeigefinger auf die Tür gerichtet. Aus der Fingerspitze schoß ein sengender Strahl, der sich in Sekundenschnelle durch den Sperrmechanismus der Tür brannte. Die drei verloren keine Zeit und flohen in den kahlen Felsengang.
Aber auch dort waren sie in Gefahr. Ein wilder Sturm raste durch den Gang, ein hohes durchdringendes Pfeifgeräusch, begleitet von stürmischen Winden. »Was ist das?« rief Helena, nur mit Mühe das Sturmgeheul übertönend.
Der Herzog lief zum Vorraum, gefolgt von den anderen. Seine Stimme schien aus weiter Ferne zu dringen, als er sagte: »Loxner läßt die Luft raus. Wir müssen zum Schiff zurück, sonst sind wir hier verloren.«
Endlich hatten sie den Vorraum am Ende des Ganges erreicht und mußten entdecken, daß die nach außen führende Tür versperrt war. Die Luft war schon merklich dünner geworden, jeder Atemzug schmerzte wie ein Messerstich. Beim Einatmen bekam man nicht genug Sauerstoff, und die geringe Menge drängte zu schnell wieder hinaus.
»Zurück, ihr beiden«, sagte der Herzog. »Ich sprenge die Tür - und falls Loxner die Besucherröhre eingezogen hat, ist hinter der Tür ein Vakuum. In einem Vakuum können wir nur kurz überleben. Die Schleuse unseres Schiffes ist vielleicht zehn Meter entfernt, und die Schwerkraft draußen auf der Oberfläche ist fast Null. Wenn ihr draußen seid, müßt ihr einen großen Sprung zur Schleuse hin machen. Bonne chance!«
Der Herzog schob die beiden zurück, schraubte den Mittelfinger der rechten Hand ab und schleuderte ihn mit aller Kraft gegen die Tür. Mit einer gewaltigen Explosion flog sie auf. Der Boden unter ihnen erbebte, Staub und Trümmerstücke erfüllten die Luft, die immer dünner wurde.
Das Trio zögerte keinen Augenblick. Die entweichende Luft sog den Staub mit sich hinaus ins All, und sie liefen mit in den Krater, der als Landeplatz diente. Die künstliche Schwerkraft endete an der Schwelle. Verzweifelt hechteten sie nach der offenen Schleuse ihres Schiffes.
Etienne d'Alembert hatte gesagt, daß ein kurzes Überleben im Vakuum möglich sei. Er hatte aber nicht gesagt, wie unangenehm es sein würde. In Helenas Ohren dröhnte es, sie hatte das Gefühl, ihre Augen würden hervorquellen. Die Unterlippe fühlte sich feucht und klebrig an, als ihr das Blut aus der Nase lief und beim Auftreffen auf das Vakuum schäumte. Sie erlitt einen Kälteschock, als der Körperschweiß in den leeren Raum verdampfte.
Noch im Sprung merkte sie, daß sie sich verschätzt hatte. Sie würde genau unterhalb der Schleusenöffnung gegen den Rumpf prallen und wahrscheinlich wieder auf den Kraterboden zurück fallen. Sie versuchte eine Kurskorrektur, fand aber nichts, von dem sie sich hätte abstoßen können. Dieser Versuch verbrauchte nur Kräfte und wertvollen Sauerstoff.
Mit den Unterarmen stützte sie sich gegen den Aufprall auf das Schiff ab und versuchte, sich irgendwie an der glatten Oberfläche festzuhalten, nur um nicht wieder hinaus ins All geschleudert zu werden. Das hätte nämlich den sicheren Tod in Minutenschnelle bedeutet. Es glückte ihr, den Aufprall zu mildern, aber ein Festhalten war nicht möglich. Langsam glitt sie den Rumpf entlang wieder auf den Kraterboden zu.
Sie landete mit einem heftigen Aufprall und versuchte sofort wieder auf die Beine zu kommen. Ihr Sichtvermögen war sehr beeinträchtigt, sie sah alles wie durch einen roten Dunst. Es war das Blut, das nun auch durch die Tränengänge austrat. Ihre Augen fühlten sich unerträglich trocken an, sie mußte ununterbrochen blinzeln, um die Feuchtigkeit zu erhalten. Die Flüssigkeit verdampfte, kaum, daß sie die Augen wieder öffnete.
Der stechende Schmerz in der Brust wurde unerträglich. Vor dem Eintritt ins Vakuum hatte sie nicht mehr tief Luft schöpfen können, und jetzt gab es natürlich nichts mehr zum Einatmen. Die Luft, die in ihren Lungen war, verwandelte sich rasch in Kohlendioxyd, aber wenn sie
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