Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
durchzischte die leere Luft.
Instinktiv faßten die SOTE-Agenten nach den Streben und suchten Deckung. Damit hatte die Boros den kleinen Vorsprung, den sie brauchte. Sie schloß die Luke hinter sich und lief in den Kontrollraum des kleinen Schiffes, um die Gefechtsstation möglichst rasch hinter sich zu lassen.
Jules hieb mit der Faust auf eine Strebe. »Verdammt! Ein anderes Transportmittel haben wir nicht. Auch wenn wir Raumanzüge zur Verfügung hätten, könnten wir damit nicht so weit kommen, um den herumfliegenden Trümmern zu entgehen. Und auch wenn wir diesen Brocken entgingen, würde der Sauerstoffvorrat nicht reichen, bis Vonnie die Navy hierherbeordert hat.«
»Dann also nichts wie zurück zur Brücke«, drängte Yvette. »Vielleicht finden wir die Bombe und können sie entschärfen. Und einer von uns müßte Vonnie benachrichtigen, und ihr, ehe wir in die Luft fliegen, sagen, was wir erfahren haben.«
Sie liefen rasch in den Kontrollraum und kamen dort an, als die Station durch den Start der kleinen Raumfähre erschüttert wurde. Auf einem großen Bildschirm konnten sie verfolgen, wie das kleine Schiff sich von der Station immer mehr entfernte und in die Freiheit flog.
Aber zum Beobachten hatten sie eigentlich keine Zeit. Ohne daß darüber ein Wort verloren werden mußte, ging Jules an die Subcom-Anlage und machte sich für das letzte Gespräch mit seiner Frau bereit. Yvette und Pias nahmen in aller Eile die Kontrollpaneele ab und suchten darunter nach irgendeiner bombenähnlichen Vorrichtung, obwohl sie wußten, daß es eigentlich hoffnungslos war.
Da nahm Pias aus dem Augenwinkel wahr, wie auf dem Außenschirm eine Explosion aufflammte. Er blickte auf, erstarrte und hielt in der eiligen Suche inne. »Seht mal«, sagte er zu den anderen.
Wo die kleine Raumfähre gewesen war, sah man nur mehr einen hellen Lichtschein und eine sich ausbreitende Wolke aus Gas und Trümmerteilen. Die drei Agenten starrten den Schirm momentan fassungslos an, bis in Jules' Blick Begreifen dämmerte: »Die Bombe war im Schiff plaziert«, sagte er beklommen. »Lady A wußte, daß wir im Überleben Übung haben, deswegen brachte sie die Bombe im einzigen vorhandenen Fluchtschiff an und drängte uns praktisch hinein. Der Boros befahl sie hierzubleiben, wo sie in Sicherheit gewesen wäre. Sie war der Meinung, wir wurden auf jeden Fall versuchen, unser Leben zu retten.«
»Fast hätte es geklappt«, sagte Pias nervös. »Warum hat die Boros nicht mitgespielt?«
»Von dem Plan hatte sie wahrscheinlich keine Ahnung«, sagte Yvette. »Sie hat uns ja gesagt, daß Lady A ihr nichts enthüllte, was sie nicht unbedingt wissen mußte. Lady A hat vermutlich gefürchtet, wir würden die Boros foltern und ihr die Information entreißen. Aus diesem Grund hat sie sie nicht eingeweiht.«
Jules nickte. »Sie hat wohl gehofft, die Boros würde ihrem Befehl hierzubleiben und zu sterben blind gehorchen, oder aber sie glaubte, wir würden die Boros hier ihrem Schicksal überlassen, während wir uns in Sicherheit brächten. Daß die Boros selbständig handeln würde, damit hat sie nicht gerechnet.«
Sie beobachteten die Szene auf dem Bildschirm, bis die Wolke sich vor dem Hintergrund des Alls aufgelöst hatte. Als Jules endlich die Subcom-Verbindung mit Vonnie hergestellt hatte und sie bat, ein Schiff zu schicken, das sie von der Station abholen sollte, war er schon fast so locker wie sonst.
14.
Gespräch mit einem Geist
Etienne d'Alembert kehrte mit Helena und Captain Fortier zur Erde zurück. Während Fortier weiter zur Basis Luna flog, um dort dem Navy-Geheimdienst persönlich Bericht zu erstatten, suchte Helena um eine Audienz bei der Kaiserin an. Sie wurde ihr gewährt. Die Aussicht, Edna unter diesen Umständen gegenüberzutreten, machte Helena so nervös, daß Herzog Etienne sich als Begleitung anbot.
Die Audienz fand in dem privaten Konferenzraum im Kaiserlichen Palast von Moskau statt, in dem Herzog Mosi Burruk die Kaiserin von den Beweisen gegen Zander von Wilmenhorst in Kenntnis gesetzt hatte. Helena saß unruhig da, zupfte an ihrer Frisur, kontrollierte ihr Makeup, strich ihr Kleid glatt - während sie sich gleichzeitig fragte, was sie zu der Frau sagen sollte, die ihren Vater hatte hinrichten lassen.
Edna Stanley trat ganz zwanglos ein und setzte sich an den großen ovalen Tisch ihren Besuchern gegenüber. Es folgte eine lange Verlegenheitspause. Beide Frauen waren etwa gleichaltrig, sie waren wie Geschwister
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