Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
ein. Ich glaube, ich brauche nicht eigens zu sagen, wer dieser Roboter sein könnte.«
»Lady A!« rief Edna aus.
Von da an nahm Herzog Etienne den Faden auf. »Einen direkten Beweis haben wir nicht, aber unsere Vermutung bezüglich der Identität der Frau hat viel für sich: Ich glaube, sie ist Aimee Amorat, die Bestie von Durward.«
Edna und Helena waren sprachlos. Die Vorstellung war zu ungeheuerlich. »Ja, natürlich«, sagte Helena schließlich. »Wir haben sie ja noch nie in Verbindung mit Lady A gebracht. Wir wußten bloß, daß sie um die neunzig sein müßte, wenn sie überhaupt noch am Leben war. Dem entgegen sieht Lady A aus wie eine Frau in den besten Jahren. Wenn man aber ihren Verstand einem Roboter eingepflanzt hat, dann ist sie alterslos.«
»Wahrscheinlich war sie die alte Frau, die Sie vor zwanzig Jahren gesehen haben«, sagte Edna zu Etienne. »Damals muß sie siebzig gewesen sein, verzweifelt, weil sie wußte, daß sie nicht mehr lange zu leben hätte und gewillt, alles zu tun, um ihr Leben zu verlängern.«
»Loxner hat gesagt, sie sei eitel gewesen«, meinte der Herzog. »Das paßt zu dem, was wir von der Bestie wissen.«
»Eitel, kalt, raffiniert, intrigant, heimtückisch«, sagte der Chef. »Es ist uns jetzt wenigstens geglückt, unserem Gegner einen Namen zu geben, aber ob ich darüber so richtig glücklich bin, weiß ich noch nicht. Sie ist eine Frau, deren Schönheit und Klugheit einen Kaiser in den Bann schlugen und einen ganzen Hof bezauberten. Als ihr dies alles entglitten war, flüchtete sie und schaffte es, der größten Menschenjagd zu entkommen, die SOTE je gestartet hat. Über siebzig Jahre hat sie sich verborgen gehalten, und fast hätte sie miterleben dürfen, wie ihr Sohn den Thron bestieg. Sie ist eine hervorragende Schauspielerin, deren Ehrgeiz keine Grenzen kennt, eine der gefährlichsten Gegnerinnen, mit der wir es je zu tun hatten.«
»Eben ist mir etwas eingefallen«, sagte Helena. »Als sie auf Gastonia zuließ, daß Jules und Yvonne ihr Nitrobarb injizierten, könnte es tatsächlich das echte Wahrheitsserum gewesen sein. Sie hatte ja davon nichts zu befürchten, weil es keine Wirkung auf sie ausübte. Auch Betäuber können ihr nichts anhaben. Außer einer Bombe oder einem Strahler hat sie herzlich wenig zu befürchten.«
»Damit wäre auch die Vorzugsbehandlung erklärt, die sie Tanya Boros angedeihen ließ - ihrer Enkeltochter. Und damit wird das Ende unseres Abenteuers zur reinsten Ironie.« Er schilderte Helena und Etienne die Umstände, unter denen die Boros in ihrem zu einer Todesfalle gewordenen Raumschiff umgekommen war.
»Jetzt wissen wir, mit wem wir es zu tun haben«, fuhr von Wilmenhorst fort, »und können uns endlich einen Plan zurechtlegen. Der Service verfügt natürlich über eine umfangreiche Akte › Armee Amorat‹. Diese Unterlagen sind zwar nicht auf neuestem Stand, aber sie könnten uns immerhin ein paar Anhaltspunkte liefern. Zumindest können wir daraus ein Psychogramm erstellen, das uns hilft, unsere Feindin besser zu verstehen.« Als er alle nötigen Schritte überlegte, verfiel er in Grübelei.
»Was mich an der Sache ärgert«, sagte Etienne, »ist der Bewußtseinsübertragungsprozeß, den Loxner erfunden hat. Er hat damit eine Form der Unsterblichkeit geschaffen, die mit ihm untergegangen ist.«
»Nicht unbedingt«, sagte Edna. »Das ist ja das Schöne an der Wissenschaft... wenn ein Verfahren wirklich wichtig ist, kann es immer nachvollzogen werden. Ich könnte eine Stiftung ins Leben rufen und veranlassen, daß fähige Kybernetiker mit sanfter Gewalt auf die von Loxner erwähnten Veröffentlichungen gestoßen werden. Sollte es die geben, dann kann man die Technik wiederentdecken.« Sie überdachte die möglichen Folgen. »Wenn das Verfahren wieder angewandt wird, wird es die gesamte Galaxis revolutionieren.«
Etienne d'Alembert räusperte sich und setzte sich neben den SOTE-Chef. Er flüsterte ihm etwas ins Ohr, was den Großherzog zu einem breiten Lächeln veranlaßte. Von Wilmenhorst warf seiner Tochter einen liebevollen Blick zu.
»Von Herzog Etienne höre ich, daß du für unseren Captain Fortier eine Schwäche entwickelt hast«, sagte er.
Helena errötete. »Immerhin hat er mir das Leben gerettet.«
Das Lächeln des Chefs vertiefte sich. »Ja, seine Tapferkeit verdient Anerkennung. Dazu möchte ich folgendes sagen: Schon seit Monaten versuche ich, die Bande zwischen SOTE und dem Navy-Geheimdienst enger zu knüpfen.
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