Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
wartete sie, bis das Publikum sich beruhigt hatte. Dann sprach sie wieder die Bitte um Spenden für den guten Zweck aus. Und als diesmal die Opferschale die Runde machte, flössen die Münzen wie ein Bach während des Frühjahrstauwetters. Während dieser Sammlung ließ die Fitzhugh ein paar direkte Anspielungen auf eine Armee Gottes fallen, hielt aber ihre Bemerkungen so allgemein, daß es für eine Anzeige wegen Hochverrats nicht gereicht hätte.
Mit dem abschließenden Segen war die Versammlung eigentlich beendet. Aber es verließen die wenigsten die Halle. Die große Mehrheit nämlich drängte zur Bühne, begierig, sich einen Anteil an dem Zauber zu sichern, dessen Zeugen sie vorhin geworden waren. Die Fitzhugh wurde von den Menschen bestürmt, wie man am besten die Sache Tresa Clunards unterstützen könne. Nach einer kurzen Diskussion mit Yvette schloß sich Pias diesen drängenden Scharen an.
Als er an die Reihe kam, sprach er die Assistentin der Predigerin direkt an. »Schwester Elspeth, ich habe für die gute Sache großzügig gespendet, aber ich werde einfach das Gefühl nicht los, daß es nicht genügt. Ich möchte mich persönlich an Schwester Tresas Werk beteiligen.«
»Es ist Gottes Werk«, wies ihn die Fitzhugh sanft zurecht. »Schwester Tresa ist nur sein Werkzeug, das alles in die richtigen Bahnen lenkt.«
»Ja, selbstverständlich. Ein unverzeihlicher Fehler meinerseits. Dennoch möchte ich persönlich gegen diese bösen Kräfte kämpfen, die unsere Erlösung bedrohen. Wißt ihr, wie ich das anfangen könnte?«
Die Fitzhugh musterte ihn kritisch von oben bis unten. »Es existiert eine Organisation, in der sich Menschen zusammengeschlossen haben, die für die Sache Gottes kämpfen. Habt Ihr Empfehlungen?«
»Empfehlungen?«
»In einer so dicht verwobenen Organisation sind gute Absichten nicht genug. Der Bewerber muß von mindestens vier anderen Mitgliedern vorgeschlagen und empfohlen werden, ehe er aufgenommen wird. Nun, wie steht es damit?«
Pias machte ein langes Gesicht. »Hm, damit kann ich leider nicht dienen.«
»Dann tut es mir leid. Ich muß Euch zurückweisen. Wenn Ihr aber Namen und Adresse hier lassen wollt, dann merke ich Euch gern für später vor.«
Inzwischen war Yvette auf die Bühne geklettert und hatte mit einer Gruppe ebenso Neugieriger die Metallstange untersucht, die die Clunard verbogen hatte. Ja, es war tatsächlich eine schwere Stange aus Metall. Yvette, selbst nicht die Schwächste, konnte damit nichts ausrichten.
Beim Verlassen der Halle besprach Yvette die Sache mit ihrem Mann. »Vielleicht ist die Clunard stärker als sie aussieht«, meinte Pias mit einem Achselzucken.
Yvette ließ sich damit nicht abspeisen. »Ich bin selbst nicht schwach, und doch konnte ich mit dem Metallding nichts anfangen. Da muß ein Trick dahinter sein.« Sie schlug mit einer Faust in die andere Handfläche. »Ich könnte mir denken, daß mein Onkel Marcel, der Zauberkünstler, ein Dutzend Wege wüßte, wie man Metallbiegen vortäuschen könnte.«
»Vielleicht war es gar nicht vorgetäuscht«, wandte Pias ein. »Als ich Rowe Carnery verfolgte, da kam ich viel herum und sah viele ganz unglaubliche Dinge; ein unerschütterlicher Glaube vermag einem Menschen außergewöhnliche Fähigkeiten zu verleihen.«
»Du glaubst also, Gott hat ihr beim Biegen geholfen?«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber ihr Glaube an Gott könnte ihr geholfen haben. Der Glaube ist ein noch ungelüftetes Geheimnis.«
Um das Thema zu wechseln, berichtete Pias nun von seinem Mißerfolg, in die Armee der Gerechten aufgenommen zu werden, Yvette nickte. »Ich hatte befürchtet, daß so etwas Ähnliches passieren würde. Sie sieben die Bewerber sehr genau, damit ihre Gruppe nicht von Unerwünschten unterwandert wird. Auf einem kleinen, ländlich strukturierten Planeten wie diesem hier kennen einander alle. Wer es mit einem Beitritt ehrlich meint, der wird mühelos die erforderlichen Empfehlungen bekommen. Nur Außenseiter, wie wir, werden beargwöhnt. Wir müssen die Sache von außen angehen.«
Sie sah ihren Mann an. »Hast du schon irgendwelche brillanten Ideen?«
»Bin noch dabei, sie auszuarbeiten.«
»Dann darf ich einen Vorschlag beisteuern?«
»Ich höre in jeder Hinsicht auf dich, mein Schatz.«
»Ich möchte versuchen, in die Geschäftsräume der Clunard einzubrechen. Könnte doch sein, daß wir dort einen Hinweis auf ihre Absichten finden oder zumindest darauf, wo sich das Hauptquartier ihrer
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