Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Nun, mir ist es einerlei, ob Sie stehen oder sitzen. Ihre Bequemlichkeit ist Ihre ureigene Sache.«
Helena zuckte innerlich zusammen. Ob diese Person Gedanken lesen konnte? Nein, sie mußte bei ihren Überlegungen unwillkürlich zum Schlafzimmer hingesehen haben. Und Lady A mit ihrem Roboterkörper konnte in der Dunkelheit natürlich besser sehen als Helena. Für sie war es im Raum womöglich taghell.
»Also, wie lautet Ihr Angebot?« fragte Helena, die sich auf dem anderen Ende der Couch, möglichst weit von Lady A entfernt, niederließ.
»Ganz einfach, ich biete meine Hilfe zur Rettung des Imperiums an.«
Helena blinzelte verwirrt. »Wollen Sie Ihre Organisation verraten?«
»Keineswegs. Ich biete einen Waffenstillstand und eine Allianz gegen einen dritten Gegner.«
Überraschung auf Überraschung. »Gegen wen?«
»Mit Untergebenen bespreche ich keine Einzelheiten«, gab Lady A zurück. »Auf Ihrem Küchentisch werden Sie eine Liste mit Anweisungen vorfinden, wie Sie mich kontaktieren können, falls Ihr Vater Interesse zeigt. Sollte ich nichts von ihm hören, gehe ich davon aus, daß er an einer Zusammenarbeit nicht interessiert ist. In diesem Fall werde ich für den Notfall eine eigene Strategie entwickeln. Da meine Organisation im Verborgenen arbeitet, stehen meine Überlebenschancen im Falle einer Katastrophe sehr viel besser.«
Lady A stand auf und wollte zur Tür.
»Einen Augenblick«, rief Helena ihr nach. »Ist das alles?«
»Genügt das nicht? Ich wollte Sie nicht mit einer übertrieben komplizierten Aufgabe belasten.«
»Wie können Sie beweisen, daß Sie die Wahrheit sagen? Woher sollen wir wissen, daß es sich nicht wieder um einen Ihrer Tricks handelt?«
Die andere hielt inne. »Fragen Sie Ihren Vater, was er in jüngster Zeit von Omikron gehört hat«, sagte sie. Dann glitt die Tür auf und Lady A verließ den Raum.
Helena dachte daran, ihr zu folgen, sie niederzuschlagen und zur weiteren Befragung festzunehmen; sie verwarf diesen Gedanken sofort wieder. Sie kannte die Fähigkeiten der von den Verschwörern hergestellten Roboterkörper. Sie verfügten über Reflexe und Kräfte, die weit über das hinausgingen, was gewöhnliche Sterbliche, und seien es DesPlainianer, besaßen. Hätte Helena einen Versuch gewagt, dann wäre sie im günstigsten Fall zusammengeschlagen worden, hätte womöglich ein paar gebrochene Knochen zu verzeichnen gehabt, und Lady A wäre weitergegangen, als wäre nichts weiter passiert. Ihr eigenes Unvermögen verwünschend, sah Helena die Tür lautlos zugleiten.
Helena saß minutenlang reglos da und versuchte, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. An diesem Abend war so viel passiert, und zwar in zweierlei Hinsicht. Sie wollte sicher sein, alles präzise wiedergeben zu können, ehe sie darüber mit ihrem Vater sprach. Er würde alle Einzelheiten ihrer Begegnung mit Lady A wissen wollen, damit er die richtige Entscheidung treffen konnte. Helena faßte den Entschluß, ihm von Fortiers Heiratsantrag erst in ein paar Tagen zu berichten. Sie wußte zwar, daß ihr Glück ihm am Herzen lag, aber im Moment mußte er sich auf das erstaunliche Angebot von Lady A konzentrieren. Sicherheit und Ruhe des Imperiums hatten Vorrang vor allen anderen Problemen.
3.
Gipfelkonferenzen
Als Chef des Service of the Empire hatte Großherzog Zander von Wilmenhorst zu jeder Tages- oder Nachtzeit sofortigen Zutritt zu Kaiserin Stanley XI. Es war dies ein Privileg, das er möglichst selten in Anspruch nahm. Da er wußte, wie kostbar die Zeit der Kaiserin war, mußte er sicher sein, daß ein Problem ihre Aufmerksamkeit verdiente, ehe er sie damit konfrontierte.
Die gegenwärtige Situation gehörte in diese Kategorie. Alles, was die Aktivitäten von Lady A betraf, war an sich schon wichtig, und die Möglichkeit einer neuen Bedrohung für das Imperium machte die Sache noch dringlicher. Nachdem er sich über alle Tatsachen Gewißheit verschafft hatte, ließ sich von Wilmenhorst mit dem Palast verbinden.
Es war Spätnachmittag, Moskauer Zeit. Die Kaiserin gab eben einen Empfang einiger Förderer wohltätiger Organisationen, als ein Page ihr meldete, der Großherzog wünsche sie in einer Angelegenheit von großer Dringlichkeit zu sprechen. Die Kaiserin entschuldigte sich anmutig und begab sich in den nächsten mit einer abhörsicheren Leitung ausgestatteten Raum.
Edna Stanley war keine Schönheit, sie verstand es jedoch, sich höchst wirkungsvoll zu kleiden. Sie trug einen Anzug aus
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