Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
möchte ich Ihre Erlaubnis zur Zusammenarbeit mit Lady A.«
»Ich fürchte nur, Sie könnte uns in eine Falle locken. Was ist, wenn das alles nur dazu dienen soll, Sie, lieber Zander, irgendwohin zu lotsen, um Sie zu töten?«
»Mich wird sie nicht töten«, sagte der Chef mit einem Auflachen. »Ich bin für sie viel zu wertvoll in meiner jetzigen Position.«
Die Kaiserin schien erstaunt. »Was meinen Sie damit?«
»Ach, nichts Böses, glauben Sie mir. Lady A hat immerhin zwanzig Jahre Zeit gehabt, meine Denkweise zu studieren. Sie weiß oder glaubt zu wissen, wie ich in den meisten Fällen reagieren würde. Das ist wie bei zwei alten Schachpartnern. Wenn man lange gegeneinander spielt, kennt man alle Züge des anderen. Würde sie mich jetzt töten, dann hätte sie es mit einem neuen Chef von SOTE zu tun, und es würde eine Weile dauern, bis sie sich an ihn gewöhnt. Ich glaube, mit mir ist sie ganz gut dran.«
»Wenn das so ist«, meinte die Kaiserin nachdenklich, »dann sollte ich vielleicht jemand anderen mit Ihrer Position betrauen. Damit würde ich Lady A sicher einen Strich durch einige ihrer Rechnungen, will sagen Pläne, machen.«
Von Wilmenhorst nickte ernst. Ihm war ihre Besorgnis nicht entgangen, die sie hinter Gleichmut zu verbergen suchte. »Ich stehe stets zu Eurer Majestät Verfügung. Sollten Sie eine Empfehlung für einen möglichen Nachfolger brauchen, könnte ich ...«
»Keine Rede davon«, sagte Edna daraufhin kopfschüttelnd. »Das war doch nur scherzhaft gemeint. Ich könnte nur an Ihrer Stelle niemanden vorstellen, dem ich auch nur den Bruchteil an Vertrauen schenken könnte, den ich Ihnen schenke, ob Sie nun leicht durchschaubar sind oder nicht. Aber dennoch bin ich Ihretwegen in Sorge.«
»Das freut mich zu hören.«
Mit ernsterer Miene fuhr Edna fort: »Ich erteile Ihnen die erbetene Vollmacht, nämlich sich mit Lady A zu treffen und herauszufinden, was sie anzubieten hat. So sehr es mir widerstrebt, mit ihr zu verhandeln, so sehr liegt mir daran, herauszubekommen, was sie weiß und was sie vorhat. Und nun zum zweiten Punkt. Zander, es ist nicht so, daß ich Ihnen nicht trauen würde, aber in diesem Fall muß ich mir eine persönliche Entscheidung vorbehalten. Die Angelegenheit ist zu wichtig. Natürlich werde ich auf Ihre Empfehlungen hören, aber ob wir auf die Vorschläge von Lady A eingehen oder nicht, möchte ich persönlich entscheiden. Hören Sie sich ihr Angebot an, entreißen Sie ihr so viel an Informationen wie möglich, und dann kommen Sie zu mir, damit ich die Entscheidung treffen kann.«
»Ich verstehe«, sagte der Chef. »Bei Verhandlungen mit unserem gefährlichsten Feind sollen Sie das letzte Wort haben. Ich werde mich so rasch wie möglich zurückmelden.«
Edna Stanley beendete das Gespräch, atmete wieder tief durch und ging wieder zu ihrem Empfang. Sie hatte wieder ihre übliche, für die Öffentlichkeit bestimmte huldvolle Miene aufgesetzt. Keiner der Gäste wäre auf den Gedanken gekommen, daß, während man im Empfangssaal angeregt miteinander plauderte, Angelegenheiten besprochen und entschieden worden waren, von denen das Schicksal der gesamten Galaxis abhing.
Die Anweisungen, die Lady A hinterlassen hatte, waren kurz und bündig. Der Chef rief eine angegebene Nummer an und sprach in den Anrufbeantworter. Er setzte den Zeitpunkt der Besprechung fest. Der Service überprüfte routinemäßig die Vidicom-Nummer und entdeckte dabei, daß sie einem fiktiven Teilnehmer gehörte. Die Anlage war so beschaffen, daß man sie von überall her anrufen und sich die Nachricht wiederholen lassen konnte. Auf diesem Weg war Lady A nicht aufzuspüren - das hatte man aber auch nicht erwartet.
Um fünf Uhr abends, Miami-Zeit, wartete Zander von Wilmenhorst allein bei Liegeplatz 36 des Heliports von Miami, wie es die Anweisungen verlangt hatten. Er war unbewaffnet, die nächsten Menschen befanden sich in über hundert Meter Entfernung. Unter leisem Surren setzte ein Kopter sanft auf dem Landestreifen vor ihm auf. Von Wilmenhorst war enttäuscht, daß nicht Lady A selbst der Pilot war, sondern einer ihrer Leute. Aber das war eigentlich zu erwarten gewesen. Auf ein Zeichen des Piloten kletterte von Wilmenhorst auf der Passagierseite hinein, und der Kopter hob wieder ab.
Es ging die Küste Floridas entlang nach Norden. »Schönes Flugwetter, nicht?« meinte von Wilmenhorst im Plauderton. Der Pilot reagierte nicht darauf, und nach ein paar weiteren Versuchen gab von
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