Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
holte tief Luft, und Helena nahm die Hand von seinem Mund. »Ich war eben dabei«, sagte der Captain.
Da lachte Helena auf und fuhr ihm durchs Haar. »Idiot! Du hast mir bis jetzt keine Frage gestellt.« Die Bewegung im schwerelosen Raum brachte sie aus dem Gleichgewicht, so daß sie sich am Armaturenbrett festhalten mußte.
Ein wenig verlegen sagte Fortier: »Ach so. In diesem Fall, Herzogin Helena Kirsten von Wilmenhorst, würden Sie mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?«
Helenas Lachen erstarb. Sie befreite ihre Hand aus Fortiers Griff und umfaßte sein Gesicht, um in seine braunen Augen zu sehen. »Nach der langen, gemeinsamen Zeit, nach allem, was wir einander bedeuten, hast du ehrlich erwartet, ich würde nein sagen?«
Fortier schluckte und sah weg. »Na ja, du bist Herzogin und Erbin des gesamten Sektors Vier. Und wenn dein Vater sich zurückzieht, übernimmst du vielleicht die Leitung von SOTE. Ich hingegen bin Bürgerlicher und schlichter Navy-Offizier. Ich habe kein Vermögen, nichts Besonderes, das ich dir bieten ...«
»Jetzt mach aber einen Punkt, mein Lieber«, unterbrach Helena ihn mit gespieltem Ärger. »Erstens sorgt die Stanley-Doktrin dafür, daß Bürgerliche nach Belieben Herzoginnen heiraten dürfen, falls du deine Geschichtslektion vergessen haben solltest. Zweitens brauche ich kein Vermögen, ich habe schon eines. Drittens ist nichts Gewöhnliches an dir. Du bist einer der charmantesten, intelligentesten, hübschesten, liebevollsten, begabtesten und wundervollsten Männer, denen ich je begegnet bin. Du bist für mich ein Glücksfall, und heute darf ich mich für die glücklichste Frau der Galaxis halten. Die Antwort auf Ihre Frage, Captain, ist ein lautes, dreifaches Ja!«
Sie zog sein Gesicht zu sich heran, worauf die beiden längere Zeit auf einen leidenschaftlichen Kuß verwendeten. Helenas taillenlanges Haar wurde von der Luftströmung bewegt, als ihr Verlobter die Arme um sie legte. Während der nächsten Erdumkreisungen war an Paul Fortier weder Nervosität noch Verlegenheit zu entdecken.
Noch Stunden später, als die Mark-Forty in ihrem Hangar neben der Staatshalle von Sektor Vier in Miami untergebracht war und die zwei Liebenden sich widerstrebend für die Nacht getrennt hatten, war Helena noch immer zumute, als befände sie sich im Orbit. Sie war schon einige Male verliebt gewesen, doch nie hatte sich die Sache ihren Erwartungen gemäß entwickelt. Bei Jules d'Alembert war eine Ehe ausgeschlossen gewesen, da sie von Welten mit verschiedener Schwerkraft stammten. In einem anderen Fall war es dem Mann nicht so ernst wie ihr. Wieder ein anderer hatte sich als Mitgiftjäger entpuppt, eine Tatsache, die sie im letzten Moment erfahren hatte, und die sie daran gehindert hatte, einen kostspieligen Irrtum zu begehen. Und in letzter Zeit hatte Helena zweimal eine Entscheidung zwischen Liebe und Beruf treffen müssen - und in beiden Fällen hatten es die Männer mit ihrer Position bei SOTE nicht aufnehmen können. Fast war Helena verzweifelt und glaubte schon, sie würde nie den Richtigen finden. Als Folge davon hatte sie ihre Energien vor allem auf die Arbeit konzentriert.
In Paul Fortier glaubte sie nun den idealen Partner gefunden zu haben. Er war ein paar Jahre älter als sie, reif, sportlich und sehr intelligent. Auch seine berufliche Laufbahn entsprach der ihren. Beide wußten um die Zwänge, denen sich die Arbeit für den Geheimdienst unterwerfen mußte. Eine weitere Gemeinsamkeit war die Sicherheit des Imperiums, die beiden sehr am Herzen lag.
Es stimmte zwar, daß sie sich, wie Fortier selbst hervorgehoben hatte, ihrer Herkunft nach sehr voneinander unterschieden. Helena entstammte der Hocharistokratie. Sie hatte ihr ganzes bisheriges Leben in der glänzenden Umgebung der High-Society verbracht und wurde gemeinsam mit Edna Stanley, der gegenwärtigen Kaiserin, erzogen, so daß die beiden fast wie Schwestern waren. Fortier kam aus einer Familie mit Navy-Tradition -gesunde Mittelklasse ohne Titel und besondere Ansprüche. Es war zu erwarten, daß es bei der Wahl des Lebensstils zu Konflikten kommen würde. Angesichts der gemeinsamen Interessenlage, privat und beruflich, würden sich diese Konflikte aber gewiß in Grenzen halten lassen.
Helena war überzeugt, ein Schritt auf eine höhere gesellschaftliche Stufe sei für einen intelligenten Menschen leichter zu verkraften als ein Abstieg.
Ihr Lächeln war voller Wärme. Es würde ihr Spaß machen, Paul die komplizierten
Weitere Kostenlose Bücher