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Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz

Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz

Titel: Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E E Smith & Stephen Goldin
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jenseits der trivialen Bedürfnisse der Körperlichkeit schwebte.
    Irgendwo tief verborgen in der Schaumstoffpolsterung, die ihr Bewußtsein umgab, schrie ein Teil ihres Verstandes vor Entsetzen auf. Als hervorragend trainierte Sportlerin war es für Yvette selbstverständlich, daß Verstand und Körper perfekt zusammenarbeiteten. Jeder Gedanke wurde sofort in Bewegung umgesetzt, wenn sie es so wollte. Und plötzlich war ihr Wille vom Körper abgeschnitten und trieb allein dahin. Sie war da und war es doch nicht. Sie war gefangen in einem höllischen Alptraum.
    Der Kampf endete sofort, als Yvette reglos und stumm dastand und auf fremde Führung wartete. Einer der Aufseher packte sie am Arm und führte sie zu der Stelle zurück, wo sie ihre Holzlast abgeworfen hatte. Er bedeutete ihr durch Gesten, sie solle sich bücken, und sie kam gehorsam der Aufforderung nach. Ihr war es gleichgültig, ob sie still dastand oder arbeitete. Weitere Befehle folgten, und Yvette führte sie gewissenhaft aus.
    Tief im Inneren war die wahre Yvette entsetzt darüber, daß ihr Körper sie so schmählich im Stich ließ. Sie kannte Beschreibungen der Wirkung von Nitrobarb, und ihr gegenwärtiger entrückter Zustand mußte ähnlich sein. Dieser Bereich ihres Verstandes kämpfte heftig gegen die Wirkung des willenbrechenden Strahls wie ein Vogel, der vergebens mit den Schwingen gegen die Käfigstäbe schlägt. Der innere Kampf trieb ihr den Schweiß auf die Stirn, und doch konnte sie ihren Körper nicht zum Gehorsam zwingen. Es war nicht zu ändern, ihr Wille war den Launen ihrer fremden Gebieter sklavisch ergeben.
    Den Rest des Tages vollführte sie primitive Arbeiten, die wenig Überlegung oder Mitdenken erforderten. Nach Sonnenuntergang wurde sie mit ihren Mitgefangenen auf einen Verpflegungsplatz getrieben, wo man ihnen ein widerliches Mischmasch vorsetzte. Man mußte Yvette den Befehl zum Essen geben, da ihr Körper in ein apathisches Vorsichhinstarren versunken war. Nach der Abfütterung wurde sie mit den anderen in eine der aufblasbaren Baracken geführt, wo man ihr einen Liegeplatz auf dem Boden zuwies. Yvette lag auf dem Rücken und starrte stundenlang zur Decke. Sie schwebte zwischen Schlaf und Wachen in einem quälenden Zustand, in dem Gedanken zu langsam vorbeischlichen, um Bedeutung zu haben.
    Erst lange nach Mitternacht ließen die Wirkungen der Strahlen langsam nach. Wahrnehmungen und Gefühle gelangten wieder in ihr Gehirn. Das begann mit einem Tröpflein und steigerte sich rasch zur Flut, der sie gar nicht gewachsen war. Yvette Bavol war eine kräftige Frau, stolz auf ihre Kraft. Unzählige Male hatte sie ohne mit der Wimper zu zucken dem Tod ins Auge geblickt. Sie hatte Gefangenschaft und Folter klaglos getragen. Das gehörte zu ihrem Beruf, und sie war zu Recht stolz darauf, daß sie nie versagt hatte. Aber dieser Willensverlust traf ihren Stolz, der wichtigste Triebfeder ihres Tuns war. Ihr Körper war kampflos zum Feind übergelaufen - wenngleich nicht durch ihre Schuld. Sie war das willenlose Subjekt der fremden Invasoren gewesen, deren Willen völlig ausgeliefert. Hätte sie Jules oder Pias oder sogar die Kaiserin im Visier gehabt, so hätte sie sie ohne zu zögern niedergeschossen. Für eine Frau, die gewohnt war, sich fest in der Hand zu haben, war die Demütigung, zur willenlosen Sklavin geworden zu sein, unerträglich.
    Yvette lag da und schluchzte volle zwei Stunden lang haltlos, ehe der Schlaf sie gnädig übermannte.
    Bei Tagesanbruch wurden die Sklaven aufgescheucht; sie erhielten wieder eine Portion von dem kalten Fraß. Yvette, die kaum zwei Stunden geschlafen hatte, fühlte sich noch elender als zuvor. Sie hatte früher Schwerarbeit und Schlafmangel ohne weiteres verkraften können, doch die Erniedrigung und Demütigung hatten ihre letzten Energien gekostet. Ihre Muskeln waren von der kalten Nacht auf dem harten Boden total verkrampft. Sogar das Anstellen und Warten auf das Essen bedeutete für sie eine Anstrengung. Nur das ununterbrochene Murmeln ihres Namens und des Zwecks ihrer Mission auf Omikron machten es möglich, ihr eine Erinnerung an ihr früheres Leben und an ihre ehemaligen Fähigkeiten zu erhalten. Sie wußte, daß Jules versuchen würde, sie zu retten, falls sich ihm die geringste Chance bot. Sie mußte ihrerseits dazu bereit sein und jede Gelegenheit nutzen, wenn sie sich bot.
    Die Arbeit des Tages war von Anfang an anders als am Vortag. Yvette wurde mit einer Gruppe Mitgefangener ausgesondert

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