Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
und auf einen offenen Karren verladen, der das Lager mit ihnen verließ. Yvette achtete darauf/nichts zu tun, was die Aufmerksamkeit auf sie lenken oder als Widerstand angesehen werden konnte. Sie wollte keinesfalls eine zweite Dosis dieser Strahlen abbekommen. Als gelehrige Schülerin wollte sie ihre Herrn und Meister nicht wieder zur Gewaltanwendung herausfordern -solange es für sie keine Chance gab.
Das Fahrzeug rumpelte einige Kilometer durch hügeliges Gelände auf einer staubigen Fahrspur, der man kaum die Bezeichnung ›Straße‹ zubilligen konnte. Als sie eine Anhöhe erreicht hatten, blickte Yvette in das vor ihnen liegende Tal und schnappte unwillkürlich nach Luft. Das friedvolle Tal war angefüllt von fremden Raumschiffen, fünfzig oder hundert standen so dicht nebeneinander, daß Yvette sie nicht richtig auseinanderhalten konnte. Von der Form her waren sie völlig ungewohnt, doch die Größe ließ darauf schließen, daß es sich um Schiffe der Mittelklasse oder größer handeln mußte. Die größten Schiffe einer jeden Flotte konnten natürlich gar nicht landen - aber falls es sich hier nur um einen Bruchteil der feindlichen Armada handelte, war es dennoch ein eindrucksvolles Bild.
Im Vordergrund sah man zwei der schon bekannten Baracken. Die eine war ziemlich groß, verglichen mit den Schiffen dahinter allerdings winzig. Die andere sah aus wie ein Lagerraum. Das Fahrzeug steuerte nun hügelabwärts auf dieses Gelände zu und blieb vor dem größeren Bau stehen. Die Aufseher ließen die Gefangenen rasch herunterspringen und hintereinander hineinmarschieren.
So fremdartig diese Invasoren auch waren, gewisse Funktionen sind unveränderlich. Kaum hatte Yvette den Eingang hinter sich, sah sie, daß der Bau ein Militärhauptquartier war. Das Innere war in eine Vielzahl kleiner Räume aufgeteilt, die fremden Wesen liefen in verschiedenfarbiger uniformartiger Bekleidung wichtigtuerisch hin und her.
Alles in allem war der Personalstand hier erstaunlich gering. Wahrscheinlich wurde der Großteil der Arbeit von Computern erledigt, oder aber die meisten Offiziere überwachten die Bauarbeiten im Sklavenlager. Aus welchem Grund auch immer, dieser Stützpunkt war lächerlich unterbelegt. Yvette stellte Überlegungen an, wie einfach es wäre, hier einzudringen und sich an Informationen zu verschaffen, was verfügbar war; vorausgesetzt, sie konnte eine wichtige Information als solche erkennen. Im Moment war Tatiana die einzige, die fremde Schriftsymbole lesen konnte, und Yvette hatte keine Ahnung, wo das Albinomädchen steckte oder ob sie noch am Leben war.
Den ganzen Tag über mußten Yvette und die anderen die verschiedensten Dinge aus dem Lagerraum ins Hauptgebäude schaffen und entlang des Mittelganges in die einzelnen Räume verteilen, bis sie sehr genau wußte, wo alles untergebracht war. Wie sie aus diesem Wissen Nutzen ziehen oder etwas hier herausschaffen konnte, das wußte sie allerdings nicht.
Trotz allem hatte Yvette ein viel positiveres Gefühl bezüglich ihrer eigenen Person und ihrer Mission, als sie nach einem schweren Arbeitstag zurück ins Lager gebracht wurde. Die Nackenschläge, die sie hatte hinnehmen müssen, hatten nicht verhindern können, daß sie einen wichtigen Punkt in den Verteidigungsanlagen der Invasoren entdeckt hatte. Leider konnte sie nicht mehr tun, als die Augen offenhalten und warten. Alles hing nun davon ab, wie Jules und die anderen sich durchgeschlagen hatten.
Wenn ihre Gefährten kämen, um sie zu holen, wollte Yvette bereit sein. Sie hatte mit diesen grünhäutigen Zwergen eine persönliche Rechnung zu begleichen.
9.
Überfall und Freiheit
Wegen der großen Entfernung zum Sklavenlager und Invasorenstützpunkt verbrachte das Agententeam einige Zeit damit, sich nach einem anderen Transportmittel umzusehen. Das sehr bequeme Bodenfahrzeug war viel zu langsam und als Aufklärungsfahrzeug völlig ungeeignet. Schließlich fanden sie etwas Geeigneteres: einen in einem alten Hangar steckenden Kopterbus. Den Aufschriften an den Seitenwänden nach zu schließen, mußte es sich um ein Vehikel des städtischen Verkehrssystems handeln. Zum Zeitpunkt des Bombenangriffs war der Kopter eben überholt worden, und im darauffolgenden Chaos hatte man ihn vergessen. Fortier und Iwanow, die die größte Erfahrung mit diesen Transportmitteln hatten, untersuchten den Kopter und erklärten ihn für flugtauglich. Knappe zwei Stunden Arbeit, und alles funktionierte problemlos. Das Team konnte
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