Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Mission machten die Dokumente aus. Noch während Tatiana vor den Gelehrten Vorträge über die fremde Sprache hielt, waren andere Experten schon dabei, die mitgebrachten Unterlagen nach wichtigen Informationen abzutasten, die Aufschlüsse über die militärischen Möglichkeiten und Pläne des Feindes gaben. Da der Inhalt von zwei Schreibtischen pauschal abgelichtet worden war, mußte man natürlich eine Menge triviales Zeug aussortieren - aber auch das war nicht umsonst, weil es den Linguisten half, ihren Bestand an Grammatikkenntnissen und Vokabeln aufzustocken. Worte, die in wichtigen Dokumenten unklar waren, konnten in alltäglichem Zusammenhang entschlüsselt werden.
Der Informationswert der wichtigsten Dokumente aber war von so großer Bedeutung, daß sich alle Anstrengungen lohnten. Man hatte jetzt nicht nur eine Sternenkarte des feindlichen Territoriums zur Verfügung, sondern auch Aufstellungen der wichtigsten Flotteneinheiten, deren Ausrüstung und langfristige Pläne für eine Invasion des Erdimperiums. Das Agententeam hätte auch bei gezielter Suche kaum wichtigere Unterlagen finden können.
Drei Tage nach Rückkehr des Teams flog Zander von Wilmenhorst nach Moskau, um Kaiserin Stanley XI. persönlich Bericht über die gewonnenen Erkenntnisse zu erstatten. Die Zusammenkunft fand im Kaiserlichen Ratssaal statt, einem düsteren Raum, der den passenden Rahmen für die betrüblichen Nachrichten bildete. Die schweren goldbraunen Samtdraperien dämpften die Geräusche, noch ehe sie auf die schalldichten Wände trafen. Beherrscht wurde der Raum von einem ovalen Konferenztisch mit lederbezogener Platte, doch die meisten der übergroßen Ledersessel waren leer. Das Thema der Besprechung war so geheimer Natur, daß nur die Kaiserin, der Ghef und Lordadmiral Cesare Benevenuto anwesend waren.
»Die fremdartigen Wesen nennen sich Gastaadi - jedenfalls glauben wir, daß der Name so ausgesprochen wird«, fing der Chef an. »Was die gesprochene Sprache betrifft, sind wir nicht sehr gut dran. Diese Gastaadi haben ein ansehnliches kleines Imperium, das in Richtung auf das galaktische Zentrum zu liegt -es umfaßt an die neunhundert Planeten, wenn wir die Zahlen richtig lesen.«
Die Kaiserin warf einen Blick auf ihren Armcomputer, das einzige Schmuckstück, das sie neben dem Wappenring trug, und das sich auffallend von der dunkelblauen Uniform abhob, das sie zu einer eben stattgefundenen Ordensverleihung angezogen hatte.
»Das sind nur sechzig Prozent unserer Größe«, sagte sie.
»Gewiß«, sagte Benevenuto, »aber wenn wir von diesen Zahlen sprechen, dann hat ein Vergleich wenig Sinn. In einem Krieg hätten wir beispielsweise einen größeren Raum zu verteidigen. Unsere Welten sind weiter voneinander entfernt, während die Welten der Gastaadi kompakter angeordnet sind. Beide Seiten, können auf so gewaltige Nachschubquellen zurückgreifen, daß ein Krieg jahrzehntelang dauern könnte.«
»Na, das hört sich ja nicht sehr beruhigend an«, gab Edna Stanley zurück.
»Meine Aufgabe ist es zu handeln und nicht, Versprechungen zu machen«, sagte darauf der Admiral. »Ich versuche mit den Fakten fertig zu werden und verkläre sie nicht.«
»Wie kommt es, daß die so viel über uns wissen, während wir bis vor zwei Wochen nicht einmal etwas von ihrer Existenz ahnten?« wollte Edna wissen.
»In den letzten Jahren gingen in dieser Region des Alls viele unserer Späherschiffe verloren«, sagte von Wilmenhorst. »Damals dachten wir uns nichts dabei. Die Entdeckung neuer Welten ist eine risikoreiche Sache, bei der ziemlich oft Späherschiffe verschwinden. Seit wir wissen, was wir suchen, haben wir den Primärcomputerkomplex einen Korrelationscheck machen lassen und entdeckt, daß weit mehr Schiffe in der eben erwähnten Richtung als anderswo verlorengingen. Die Gastaadi müssen unsere Leute gefangengenommen und sie verhört haben, um sich über unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten zu informieren. Ich weiß nicht, wie sie es schafften, so gründliche Informationen über Omikron zu bekommen, ohne entdeckt zu werden ... aber da wir ja von ihrer Existenz nichts ahnten, war es für sie vielleicht einfacher, als man glaubt.
In technologischer Hinsicht scheinen sie mit uns auf gleicher Stufe zu stehen. Manches machen sie anders, doch könnten wir, wenn wir wollten, ihre Methoden anwenden. Ihre Schiffe funktionieren auf denselben Subätherprinzipien, sie benutzen Energiewaffen ähnlich unseren Strahlern und so weiter. Wir sind
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