Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Anfang an neu machen - aber so einfach ist das vielleicht gar nicht. Cesare wird Ihnen bestätigen können, wie schwierig es ist, die gesamte Flotte für einen Großangriff an einem bestimmten Ort zusammenzuziehen. Das alles ist ein großes logistisches Problem, so daß eine Änderung der Strategie vielleicht zu kompliziert wäre. Dazu kommt die Geringschätzung der Gastaadi gegenüber einem Gegner, den sie auf Omikron so leicht schlagen konnten. Auch wenn uns ihre Pläne bekannt sind, brauchen wir Zeit, um unsere Streitmacht zum Gegenschlag aufzubauen. Das wissen die Gastaadi genau, und viel Respekt haben sie vor uns ohnehin nicht. Es ist also möglich, daß sie wie geplant weitermachen im Vertrauen darauf, jedes Hindernis ausräumen zu können, das wir ihnen in den Weg legen.«
Die Kaiserin starrte nachdenklich ins Leere. Sie mußte die schlechten Nachrichten ihrer Ratgeber erst verarbeiten. Schweigend warteten die zwei Männer, weil sie ihre Überlegungen nicht stören wollten. Schließlich sagte sie mit fragendem Blick: »Karascho, meine Herren, was empfehlen Sie mir?«
»Wir müssen sofort Vorbereitungen für einen umfassenden Krieg treffen«, sagte Admiral Benevenuto ohne Zögern. »Totale Mobilmachung. Wenn wir die gesamte Flotte auch aus den entlegenen Gebieten zusammenziehen, vergehen mehrere Wochen, aber zwei Drittel der Flotte können wir binnen vier Tagen versammeln. Wir müssen natürlich um die Erde eine angemessene Schutzflotte stationieren für den Fall, daß die Gastaadi einen heimtückischen Vorstoß wagen. Zusätzlich müssen wir für den Notfall ein Schiff bereitstellen, daß Sie und andere hohe Würdenträger evakuiert. Das Hauptkontingent unserer Flotte sieht sich dann zwei Möglichkeiten gegenüber - wir können warten und uns den Gastaadi in den Weg stellen, wenn sie angreifen, oder aber wir können einen Präventivschlag gegen sie unternehmen und sie an der Stelle angreifen, wo sie sich im Moment aufhalten.«
Edna Stanley sah von Wilmenhorst an, und der Chef gab mit einem Nicken sein Einverständnis zu Benevenutos Plan.
Die Kaiserin war nicht ganz einverstanden. »Ich muß sagen, der Plan gefällt mir nicht. Von einigen blutigen Rebellionen abgesehen, hat das Imperium nie Kriege geführt. Ich möchte nicht diejenige sein, die einen Präzedenzfall zuläßt. Wir könnten wenigstens den Versuch unternehmen, mit den Gastaadi zu verhandeln, ehe wir losschlagen.«
Von Wilmenhorst schüttelte bekümmert den Kopf. »Wir alle sind nicht glücklich über den Plan, und ich kann Ihre Gefühle sehr gut verstehen ...«
»Ach?« Edna war sichtlich aufgebracht. »Wissen Sie, was es heißt, eine Entscheidung zu treffen, die Milliarden von Menschen in einen Kampf mit unbekannten Feinden wirft, in einen Krieg, der der verheerendste und brutalste der Menschheitsgeschichte zu werden droht?« Die Kaiserin hatte sich beruhigt und sprach in ihrem gewohnt sachlichen Ton weiter. »Ihr beide seid gute Ratgeber, aber ihr seid an das Umherschieben von Schiffen und Agenten so gewöhnt, daß ich den Eindruck habe, ihr seid euch nicht mehr bewußt, wie leichtsinnig ihr das Leben anderer aufs Spiel setzt. Es handelt sich um Menschen aus Fleisch und Blut, und diese Menschen sind das Imperium. Bei mir liegt zwar die oberste Gewalt, aber ich trage die Verantwortung und bin allen Rechenschaft schuldig. Das vergesse ich nie. Die Dynastie der Stanleys konnte sich nur deswegen so lange halten, weil wir das Vertrauen der Bürger besitzen. Auch die paar unfähigen und bösartigen Herrscher wurden wegen der guten toleriert.
Immer, wenn ich eine Entscheidung fälle oder einen Erlaß herausgebe, stellt sich mir die Frage, was der einfache Bürger davon halten mag. Wird es ihm nützen oder wird es ihm schaden? Wird es das Imperium positiv umgestalten oder nur für einige wenige von Bedeutung sein? Meine Herren, kann ich mein Volk in einen schrecklichen, blutigen Krieg verstricken, ohne wenigstens einen friedlichen Weg gesucht zu haben?«
Die zwei Männer schwiegen lange. Dann sagte von Wilmenhorst: »Manchmal machen wir vielleicht den Fehler und entpersonalisieren unsere Vorgehensweise, dennoch haben wir dasselbe Ziel, nämlich das Wohl des Imperiums. Und in diesem speziellen Fall, fürchte ich, werden Verhandlungen uns überhaupt nichts bringen. Es handelt sich wieder um die Psychologie der Gastaadi. Ihrer Meinung nach befinden wir uns in der Situation des Verlierers. Wir haben einen Planeten verloren und versuchen mit ihnen zu
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