Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
verhandeln. Das ist für sie ein Zeichen der Verzweiflung, der Schwäche. Es wird sie zu weiteren Attacken veranlassen. Sie verhandeln nicht mit einem Gegner, den sie nicht respektieren, und sie werden uns nicht respektieren, solange wir ihnen nicht beweisen, daß wir uns zu wehren verstehen. Wir haben diesen Krieg nicht verschuldet, wir haben ihn nicht gewollt, er wurde uns aufgezwungen, und nun haben wir ihn, ob wir wollen oder nicht. Wenn wir abwarten, ermutigen wir sie nur, vorzurücken und das Imperium zu verwüsten. Schlagen wir aber jetzt los, machen wir vielleicht soviel Eindruck, daß sie zu Friedensverhandlungen bereit sind. Ein kurzer Kampf zu Beginn könnte später Millionen Menschenleben retten.«
Die Kaiserin sah die zwei Männer eindringlich an. »Ihr seid also entschlossen?« Auf ein ernstes Nicken der beiden hin seufzte sie und fuhr fort: »Euch beiden schenke ich das meiste Vertrauen, wenn es um die Sicherheit des Imperiums geht. Ihr habt immer den richtigen Instinkt bewiesen. Ich wäre sehr töricht, jetzt nicht auf euch zu hören - trotz meiner Befürchtungen. Ich möchte nicht als die erste Herrscherin, die ihr Volk in einen Krieg geführt hat, in die Geschichte eingehen, aber diese zweifelhafte Ehre wird einem ja ohne eigenes Dazutun zuteil. Cesare, Sie sagten, wir hätten die Wahl zwischen defensiver Methode - einfach dasitzen und auf ihren Erstschlag warten - oder aber einem offensiven Vorgehen, was bedeuten würde, den Kampf in ihr Gebiet zu tragen. Ich entscheide mich für die letztere Vorgehensweise. Wenn wir uns Respekt verschaffen wollen, dann müssen wir die Initiative ergreifen. Sie sind bereits in unser Territorium eingebrochen. Wir werden nicht zulassen, daß sie auch nur eine Handbreit weiter vorrücken. Wenn wir eine schlagkräftige Armada rechtzeitig zusammenbekommen, dann eröffnen wir die Kampfhandlungen. Und wenn wir sie verheerend schlagen, werden sie merken, wie die Sache steht und werden sich vielleicht zu Verhandlungen herbeilassen.«
»Was die Mobilisierung betrifft«, setzte Benevenuto langsam an, um von der Kaiserin unterbrochen zu werden.
»Ja, Sie sagten schon, die feindliche Flotte sei größer als unsere, und wir könnten nur zwei Drittel rechtzeitig mobilisieren. Auch wenn wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite haben, sind wir im Nachteil, oder nicht?«
Von Wilmenhorst räusperte sich. »Das Angebot einer Allianz steht uns offen.«
»Ja, ich weiß.« Edna Stanley sank unmerklich in ihrem Sessel zusammen. Es war das erste Mal, daß sie von Wilmenhorst gealtert vorkam. »Mein Gott, der Gedanke ist mir widerwärtig, mit dieser Frau zusammenarbeiten zu müssen.«
»Mir geht es ebenso«, meinte der Chef, »aber bislang hat sie sich an ihre Versprechungen gehalten, und wir brauchen dringend ihre Hilfe.«
»Für den Fall eines Angriffs hat sie uns genügend Schiffe versprochen, so daß wir zahlenmäßig gleichziehen können«, ergänzte Benevenuto.
»Aber letztlich für welchen Preis?« murmelte die Kaiserin. »Karascho, wie kann ich mit ihr Kontakt aufnehmen?«
»Ich halte es für das Beste, sie nicht hierherzubringen«, sagte der Chef. »Mit ihrem Roboterkörper ist sie uns allen überlegen und könnte für Sie zu einer Bedrohung werden. Sie befindet sich auf Basis Luna. Dorthin haben wir eine direkte Verbindung offengehalten.« Auf ein Nicken der Kaiserin drehte der Chef an ein paar Schaltern seitlich am lisch, eine in die Wand eingelassene 3-D-Mattscheibe leuchtete auf und zeigte das Gesicht der Lady A.
Selten hatte die Feindin der Kaiserin königlicher gewirkt. Aus ihrem Appartement in Moskauvienesis, einer der Versorgung dienenden Stadt um die eigentliche Basis Luna, wo sie heimlich und widerrechtlich abgestiegen war, hatte sie sich andere Kleidung besorgt. Sie trug jetzt einen malachitfarbenes, schräggeschnittenes Gewand aus Panne-Samt. Um die Schultern lag ein Umhang aus seltenen Falstaffi-Silberfüchsen. Ihr Haar hatte sie zu einer Krone geflochten und hochgesteckt, an den Ohren schimmerten ovale Smaragdanhänger mit einem kleinen Computerchip in der Mitte. Als sie Ednas Blick auf sich spürte, ließ sie den Pelzumhang von den Schultern gleiten, so daß ein auf dem Gewand eingewirkter Chip mit dem kaiserlichen Wappen sichtbar wurde.
»Hallo, Edna«, ließ sie sich beiläufig vernehmen. »Ich nehme an, man hat dir die Situation ausführlich dargelegt.«
»Sie werden mir den gebührenden Respekt bezeigen!« herrschte Edna sie an.
Lady A zeigte
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