Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
ihm, dort Unterschlupf zu finden, dann war er fürs erste gerettet. Er konnte sich verstecken, bis sich der Wirbel gelegt hatte. Und dann würde er sich einfach auf den Weg nach Garridan machen und sich als Provinzler ausgeben, der zum ersten Mal die Hauptstadt besuchen wollte. Er hoffte mit dieser Geschichte durchzukommen, da die Polizei in erster Linie nach einem Schmuggler Ausschau halten würde.
Pias drückte sich den Waldrand entlang, bis er eine Stelle erreicht hatte, die in günstiger Nähe zu den Gebäuden lag. Wieder hörte er die Such-Kopter, die ihn aufspüren sollten. Zu seinem Glück hatten sie nach Südwesten abgedreht. Mit noch mehr Glück würden sie hier nicht mehr auftauchen, bis er sein Versteck erreicht hätte. Er vergewisserte sich, daß er vom Hof des Anwesens aus nicht gesehen werden konnte. Dann setzte er über die offene Fläche, auf die Seitenmauer des Wirtschaftsgebäudes zu. An der Mauer entlanggleitend gelangte er zum offenstehenden Eingang.
Er befand sich in einem dunklen, von Viehgeruch erfülltem Stall. Es roch nach Bullards, den gutmütigen, behäbigen Zugtieren, die in den technisch weniger entwickelten ländlichen Gebieten vor den Pflug gespannt wurden, und nach den leichteren und schnelleren Kartlies, die Wagen und Karren zogen. Der Geruch eines fremden menschlichen Wesens machte die Tiere nervös und unruhig, ohne daß sie laut geworden wären. Pias blickte um sich. Er war allein und bis auf weiteres in Sicherheit.
Er wollte hier bis nach Einbruch der Dunkelheit, möglicherweise auch länger warten. Das würde davon abhängen, wie intensiv die Suche nach dem angeblichen Schmuggler weitergeführt wurde. Vielleicht würde er sogar die ganze Nacht hier festsitzen und erst am Morgen seinen Weg fortsetzen.
Vorsichtig schlich Pias durch den Stall, bis er eine Art kleinen Verschlag fand, in dem Zuggeschirr und Werkzeug aufbewahrt wurden. Er zwängte sich in die schmale Nische, machte es sich halbwegs bequem und versuchte zu schlafen. Der zurückgelegte Weg hatte ihn ermüdet und mindestens ebensoviel lag noch vor ihm, deswegen wollte er die kleine Ruhepause ausnutzen.
Pias mußte tatsächlich eingenickt sein, weil er ganz plötzlich mit einem Ruck erwachte. Mit angespannten Sinnen lauschte er nach draußen. Außerhalb des engen Gevierts schien alles ruhig. Plötzlich ein Geräusch - das leise Ächzen der Stalltür in den Scharnieren. Jemand war auf leisen Sohlen hereingekommen. Dieser jemand hatte bemerkt, daß etwas nicht stimmte.
Pias versuchte an den in einer Innentasche verstauten Betäuber heranzukommen, die Enge seines Versteckes aber machte es ihm unmöglich, den Ellenbogen abzuwinkein. Es wäre ohnehin zwecklos gewesen, denn plötzlich sah er in den Lauf einer Betäuberflinte und hörte eine tiefe Männerstimme, die ihn aufforderte: »Raus hier, bevor ich dich abknalle!«
4.
Tas der Tyrann
Auch angesichts des auf ihn gerichteten Flintenlaufes funktionierte Pias' Verstand kühl und rational. Die Waffe war mindestens zwanzig Jahre alt. Es war ein Modell, das längst nicht mehr hergestellt wurde. Tas würde seine Leute sicher nicht mit uraltem Zeug ausstatten, und außerdem hatten die Worte des Mannes zwar streng, aber nicht militärisch geklungen. Diese Teileindrücke insgesamt ließen Pias vermuten, daß er es mit dem Besitzer des kleinen Anwesens zu tun hatte, der gegen einen Eindringling auf seinem Grund und Boden vorging.
Vorsichtig, um den Mann nicht durch eine unbedachte Bewegung zu erschrecken, zwängte Pias sich aus seinem Verschlag heraus. Er hob die Hände, weil er vermeiden wollte, daß der Mann, der vermutlich noch nervöser war als er selbst, grundlos feuerte.
Wie Pias vermutet hatte, steckte der Mann in derber ländlicher Arbeitskleidung - aber wie man eine Waffe zu halten hatte, das wußte er. »Wer bist du?« fragte nun der Farmer, ohne Pias aus den Augen zu lassen. Er sprach das Romny, die Sprache der Newforester, mit starker mundartlicher Färbung.
»Ich heiße Gari Nav und habe keine bösen Absichten«, antwortete Pias in dem schon an Bord fleißig geübten Tonfall.
»Und was treibst du dann hier drinnen?«
»Ich habe geschlafen. Ein bißchen eng hier, aber dunkel und gemütlich.«
»Warum bist du hier?«
»Ich bin kein Dieb, falls du das glauben solltest. Ich suchte nur ein Plätzchen, wo ich niemanden störe. Dann wollte ich wieder meiner Wege gehen.«
Die Waffe blieb auf ihn gerichtet. »Das ist keine Erklärung«, sagte der Farmer
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