Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
sich, daß er Pias enterbt und verstoßen hatte. Matt ließ er sich zurücksinken und wandte sich ab. Mochte es ihn auch schmerzen, er war gewillt, die Existenz seines Sohnes zu ignorieren.
Aber Pias wollte nicht zulassen, daß er sich so einfach aus der Verantwortung stahl. Er trat ans Bett, setzte sich auf den Bettrand und sagte: »Ich werde jetzt schamlos die Tatsache ausnutzen, daß du krank bist und mir nicht ausweichen kannst. Ich weiß, mein Hiersein ist schmerzlich für dich, weil du mich nicht zur Kenntnis nehmen darfst. Der Kriss hat es so gewollt. Nun, für mich ist es ebenso schmerzlich, aber ich habe dich lieb, Vater, und werde nicht so leicht aufgeben. Du wirst sicher versuchen wegzuhören, aber ich werde sagen, was ich zu sagen habe. Dann kannst du dir eine Meinung über mich bilden, und ich werde mich jeder deiner Entscheidungen beugen, weil ich ein guter und gehorsamer Sohn bin. Bei meinem letzten Hiersein habe ich dir nicht alles sagen können. Jetzt kann ich dir die Geschichte erzählen. Hoffentlich wirst du mir recht geben.«
Nach dieser Einleitung begann er zu berichten. Er erzählte seinem Vater, daß er während seiner Abwesenheit von Newforest als Geheimagent für den Service of the Empire angeworben worden war, und daß Yvette, die Frau die er liebte und die er geheiratet hatte, ebenfalls als Agentin arbeitete. Das alles hatte er seinem Vater schon beim letzten Besuch sagen wollen, aber damals war Tas, dem er schon damals nicht mehr traute, zugegen gewesen. Sein Bruder hatte dann auch die schlimmsten Befürchtungen bestätigt und alles so gedreht, daß es aussah, als hätte Pias sein Volk im Stich gelassen. Nachdem er die feindselige Stimmung genügend angeheizt hatte, brachte Tas den Kriss dazu, Pias ins Exil zu schicken.
Pias erzählte seinem Vater dann die Geschichte seiner Taten, die er seit dem Abschied von Newforest vollbracht hatte, und wie er während des Krönungstagaufstandes das Imperium gerettet hatte, weil er kein Raumschiff steuern konnte. Er sprach von der niedlichen kleinen Tochter, die inzwischen zur Welt gekommen war und die er nach seiner Mutter genannt hatte. Und vor allem sagte Pias seinem Vater, daß er niemals sein Volk im Stich gelassen hätte -, daß aber die Wertvorstellungen, die man ihn in diesem Haus gelehrt hatte, ihn gedrängt hätten, einer größeren Verpflichtung zu folgen, der Verpflichtung dem Imperium gegenüber.
»Mehr kann ich dazu nicht sagen, Vater«, schloß er. »Daß mein Schweigen dich schmerzte, weiß ich, aber ebenso schmerzte es mich, daß ich dir nichts sagen konnte. Ich hatte recht, Tas nicht zu trauen. Hoffentlich kannst du mir verzeihen - und wenn du meine Entscheidung nicht billigen kannst, dann wirst du wenigstens wissen, daß ich sie getroffen habe, weil du mich dazu erzogen hast, immer an die Menschen zu denken.«
Er hielt abrupt inne, als die Worte sich ihm versagten, und sah zur reglos daliegenden Gestalt seines Vaters hin. Kistur Bavols kaum wahrnehmbare Atemzüge waren das einzige Lebenszeichen, doch im Spiegel sah Pias, daß die Augen seines Vaters offen waren. Er hatte jedes Wort seines Sohnes gehört. Pias, der selbst kaum wagte zu atmen, wartete. Würde die Vaterliebe sich gegen Stolz und Eigensinn behaupten können?
Ein paar Minuten verstrichen, und es kam keine Antwort. Pias stand auf und wandte sich bekümmert zum Gehen. Wenn es ihm nicht gelang, den eigenen Vater zu überzeugen, hatte er auch keine Chance, das Urteil des Kriss zu seinen Gunsten umzuwandeln. Da man aber Tas mit Sicherheit wegen Hochverrats verurteilen würde, ging der Titel und Herrschaftsanspruch auf Fenelia, seine älteste Schwester über. Sie war zwar ein ungebildeter Trampel und ihr Mann ein Tölpel, doch waren die beiden anständig und würden den Planeten nicht ins Unglück stürzen wie Tas.
»Pias.« Ganz matt rief der Herzog seinen Sohn. Er drehte sich ein wenig und hob die Linke unmerklich - diese kleine Handbewegung genügte.
Pias war sofort an der Seite seines Vaters, legte die Arme um den gebrechlichen Körper und drückte ihn an sich. Die zwei Männer schämten sich ihrer Tränen nicht, und als Pias den Raum verließ, war die Versöhnung perfekt.
Pias hatte das Gefühl, sich auf einem Planeten mit nur einem Viertel g zu befinden, so erleichtert war er. Seine Seele war von einer Zentnerlast befreit. Mochte der Kriss seine Entscheidung treffen. Er hatte den eigentlichen Kampf gewonnen. Sein Vater hatte ihn wieder aufgenommen, das Universum
Weitere Kostenlose Bücher