Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz

auf Tregania nämlich, der etwa ein Viertel des Weges um die Sonne von Slag entfernt lag und Millionen von Kilometern weiter draußen im All.
    Die Computer zeigten ihnen an, daß sie, wenn diese Geschwindigkeit beibehalten wurde, über zwölf Stunden bis Tregania brauchen würden - eine Zeitspanne, die die d'Alemberts gut zu nutzen wußten. Jules nahm zunächst Kontakt mit der Service-Dienststelle auf Tregania auf. Sein Codename ›Wombat‹ verschaffte ihm rasch Gehör bei dem örtlichen Chef, einem Mann namens Lee. Jules erklärte die Lage und Lee verstand.
    »Meine ganze Abteilung steht zur Verfügung«, sagte er, »leider muß ich aber sagen, daß meine Mittel nicht ausreichen werden. Tregania war immer ein ruhiger Planet, deswegen hat der Service nur eine Handvoll Schiffe stationiert. Ich werde einen Notruf an die Marine durchgeben, aber bis die kommen, vergeht ein ganzer Tag.«
    Jules nickte grimmig und gab Lee dann genauere Instruktionen. Lee sollte alle ihm zur Verfügung stehenden Schiffe in die Luft schicken, so unauffällig als möglich allerdings. Jules gab ihm die Kurskoordinaten von Chactans Schiff an, bat sich jedoch aus, man solle Chactan in Ruhe lassen, bis dieser sein Ziel erreicht hätte. Erst wenn er gelandet wäre und sich mit seinen Verbündeten getroffen hätte, könnte man alle Rücksicht fallenlassen. Schließlich stand auf Hochverrat die Todesstrafe. Man hoffte aber, daß man die Anführer lebend fassen konnte, damit man sie wegen möglicher Verbindungen zu Verschwörungen auf höherer Ebene befragen konnte.
    Nun erst konnten Jules und Yvonne sich um ihre dringendsten körperlichen Bedürfnisse kümmern. Beide waren halbverhungert und überdies todmüde. Dazu kam, daß Jules' Füße noch immer höllisch weh taten. Endlich konnten sie ihre Raumanzüge ablegen - Jules nur mit Mühe, weil die bleiumhüllten Stiefel sich nicht abstreifen ließen. Vonnie rieb ihm die Füße mit einer Brandsalbe ein, ehe sie in die Kombüse entschwebte und einen herzhaften Imbiß zubereitete. Nach dem Essen bestand Jules darauf, daß Vonnie die erste Fünf stundenwache verschlief. Sie hatte Schwerarbeit geleistet, als sie ihn am Rücken über die Ebene von Slag schleppte, und war noch müder als er. Seine Frau setzte dem Vorschlag wenig Widerstand entgegen. Als diese Schicht vorbei war, weckte Jules sie, und sie übernahm das Kontrollieren der Instrumente, während Jules sich niederlegte. Vonnie besaß im Pilotieren nicht so viel Praxis wie ihr Mann. Ihre Aufgabe war es in erster Linie, darüber zu wachen, daß Chactan seinen Kurs nicht änderte und keine neuen Mätzchen versuchte. Sollte etwas Unvorhergesehenes eintreten, würde sie Jules wecken.
    Aber Chactan hatte offenbar nichts anderes im Sinn, als seinen Verfolgern zu entwischen, und dieses Ziel strebte er mit verbissener Entschlossenheit an. Als Vonnie Jules eine halbe Stunde vor der Landung auf Tregania weckte, lag Chactans Schiff noch immer auf demselben Kurs, und die Comete war unwesentlich näher herangekommen.
    »Zeit, daß wir ihm Daumenschrauben ansetzen«, meinte Jules, als er sich vor den Instrumenten niederließ. Beide Agenten waren nun ausgeruht und sahen dem bevorstehenden Kampf mit einiger Erleichterung entgegen. Dieser Fall hatte sie wochenlang beschäftigt, und sie wollten ihn gern erfolgreich abschließen.
    Jules ging mit dem Tempo hinauf, und die Comete tat plötzlich einen tüchtigen Satz auf das verfolgte Schiff zu. Für die Insassen des anderen Schiffes mußte es ein Schock gewesen sein zu sehen, daß das Verfolgerschiff, das ihnen stundenlang in gleichem Abstand gefolgt war, nun diesen Abstand mit Leichtigkeit aufholte. Das verfolgte Schiff hatte seine Höchstgeschwindigkeit längst erreicht, es konnte nicht mehr entkommen. »Glaubst du, ich jage denen einen tüchtigen Schrecken ein, wenn ich auf sie feuere?« überlegte Jules laut.
    »Sparen wir uns den Feuerzauber«, erwiderte Vonnie. »Immerhin bin ich von Nampur nach Slag an Bord dieses Schiffes geflogen und habe mich dort ein wenig umgesehen. Es ist ein reines Passagierschiff und führt bis auf ein paar Handfeuerwaffen keine Geschütze mit. Wenn wir nun das Feuer eröffnen, können sie womöglich den Flug nicht fortsetzen und wir verlieren die Verbindung. Wir wollen denen doch nur einen kleinen Nervenkitzel bereiten und sie nicht zu Tode erschrecken.«
    »Na schön«, gab Jules sich einverstanden. »Also keine Schießerei. Statt dessen rücken wir ihnen ein Stück näher auf den