Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Bloodstar Hall. Der Tod des Monarchen und der Thronanwärterin hätte die kaiserliche Navy total demoralisiert, und die darauffolgenden Nachfolgestreitigkeiten hätten es einer starken äußeren Kraft, der Verschwörungsflotte nämlich, leichtgemacht, einzufallen und die Herrschaft an sich zu reißen.
Zumindest hatte es in der Theorie so ausgesehen. In Wirklichkeit waren die Morde, die den Plan hätten auslösen sollen, dank des übermenschlichen Einsatzes einiger Agenten des Service of the Empire, SOTE, verhindert worden. Ihr Eingreifen hatte in letzter Sekunde dem Kaiser und der Prinzessin das Leben gerettet, und Lady A hatte ›Operation Totalvernichtung‹ verschieben müssen.
Zur gleichen Zeit hatte die Verschwörung einen zweiten Schlag hinnehmen müssen. Die Navy überfiel eine der Basen der Piraten, die unter dem Befehl von Captain Ling stand, und vernichtete oder beschlagnahmte alle Schiffe. Es waren Schiffe, die am Angriff hätten teilnehmen sollen. Der Überfall hatte sogar Lady A überrascht, die sich damit brtistete, über die inneren Vorgänge in der Regierung so gut Bescheid zu wissen. In ihr begannen sich Zweifel zu regen, ob die Sicherheitsvorkehrungen ihrer Organisation nicht irgendwo ein Leck aufwiesen. Aber als die Zeit verstrich und keine ihrer Basen behelligt wurde, gelangten sie und C zu dem Schluß, daß dieser eine Überfall ein Zufallstreffer gewesen sein mußte. Die Navy oder SOTE mußten aus irgendwelchen Quellen von der Existenz der Basis erfahren haben, und als Reaktion war der Überfall erfolgt. C hatte gesagt, er wolle den Einzelheiten weiter nachgehen. Im Moment genügte es, daß Ling ausgemerzt war und mit ihm der Fehler, den er gemacht hatte und der seinen Standort dem Imperium verraten hatte.
Lady A war nicht der Typ, der Fehlschlägen lange nachgrübelte. Sie dienten ihr bloß als Lehre für die Zukunft.
»Der Verlust der Luanda beunruhigte mich nicht allzusehr«, sagte sie. »Wie Sie ja selbst sagen, sind ein paar Verluste unvermeidlich. Leider entdeckte die Navy aber an Bord der Luanda den Leichnam von Karla Jost, einer Frau, die vor zwölf Jahren auf den Planeten Gastonia in die Verbannung geschickt wurde und sich noch dort befinden müßte - laut den offiziellen Unterlagen des Imperiums. Bis zu jenem Zeitpunkt hatten die Streitkräfte des Imperiums von unseren Aktivitäten auf Gastonia nichts geargwöhnt. Das hat sich geändert. Karla Jost hätte hier bei Ihnen bleiben sollen. Was hatte sie an Bord der Luanda zu suchen?«
Falls der Vorwurf, der aus ihren Worten sprach, Shen berührte, so ließ er sich seine Gefühle nicht anmerken.
»Sie sollte als einer meiner Flügelkommandanten fungieren«, erklärte er glatt. »Leider mangelte es ihr an Erfahrung, sie hatte seit einem Dutzend Jahren mit Ausnahme der Fahrt von Gastonia hierher kein Schiff mehr betreten. Mylady, ich weiß nicht, wie Sie es damit halten, aber ich möchte niemandem ein Kommando anvertrauen, von dem ich nicht sicher weiß, daß er ihm gewachsen ist. Die Jost befand sich auf einer Probefahrt, um sich wieder an ein Raumschiff zu gewöhnen und sich in ihre Position einzuarbeiten. Es war eben ein Riesenpech, daß ausgerechnet ihr Schiff von der Navy geschnappt wurde.«
»Pech dient unfähigen Planern bloß als Ausrede.«
Shen lächelte entwaffnend. Nicht einmal Lady A war imstande, ihn seiner Gelassenheit zu berauben. »Ganz recht, aber irgendwie hat doch wohl jeder von uns dabei seinen schwarzen Peter bekommen nicht? Wo sind Ihre Kontakte zur Regierung geblieben, Gnädigste? Hätten die nicht die ganze Sache vertuschen können, ehe sie der SOTE zu Ohren kam?«
Lady A runzelte die Stirn. »Leider konnten wir nichts mehr tun, als es durch offizielle Kanäle bekannt wurde. Es gibt nämlich von einem gewissen Punkt an keine Umkehr mehr. Der Versuch, alles zu vertuschen, bringt zu viel Aktivitäten mit sich und würde der Sache eher schaden als ihr nützen. Es hätte zu viele Leichen gegeben, zu viel personelle Transaktionen, zu viele gefälschte Unterlagen, und wenn jemand davon Wind bekommen hätte, dann wäre manchem aufgegangen, wie gut organisiert wir sind. Deshalb entschlossen wir uns, SOTE bei dem Eindruck zu belassen, wir wären nicht unfehlbar. Sollen die sich doch in einem falschen Sicherheitsgefühl wiegen. In Wahrheit arbeiten wir einen Plan aus, um den Fehler in einen Vorteil zu verwandeln.«
Sie hielt abrupt inne. »Aber das fällt nicht in Ihren Aufgabenbereich. Ob wir aus unserem Fehler
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