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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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nachher mit ihm anfangen?«
 »Wir könnten ihn an die Faschisten verkaufen«, sagte der Zigeuner. »Ausgeschlossen«, sagte Agustín. »Keine solche Schäbigkeiten!«
 »Es war nur ein Einfall«, sagte Rafael, der Zigeuner. »Ich glaube, die facciosos wären selig, wenn sie ihn kriegten.«
 »Laß das sein«, sagte Agustín. »Das ist schäbig.«
 »Nicht schäbiger als Pablo«, sagte der Zigeuner, um sich zu rechtfertigen.
 »Eine Schäbigkeit entschuldigt nicht die andere«, sagte Agustín. »Nun, das wäre alles. Bis auf den Alten und den Inglés.«
 »Die haben nichts damit zu tun«, sagte Pilar. »Er war nicht ihr Führer.«
 »Einen Augenblick«, sagte Fernando. »Ich bin noch nicht fertig.«
 »Immer los!« sagte Pilar. »Quatsch weiter, bis er zurückkommt. Quatsch weiter, bis er eine Handgranate unter der Decke hereinrollt und uns alle in die Luft sprengt. Samt dem Dynamit.«
 »Ich glaube, du übertreibst, Pilar«, sagte Fernando. »Ich glaube nicht, daß er sich mit solchen Gedanken trägt.«
 »Ich glaube es auch nicht«, sagte Agustín. »Denn der Wein würde mit in die Luft fliegen, und er wird doch in einer kleinen Weile zu seinem Wein zurückkehren.«
 »Warum übergeben wir ihn nicht El Sordo, und der soll ihn dann an die Faschisten verkaufen?« schlug Rafael vor. »Wenn wir ihm vorher die Augen ausstechen, werden wir leicht mit ihm fertig.«
 »Halt's Maul!« sagte Pilar. »Wenn ich dich reden höre, dann regt sich in mir etwas sehr Menschliches.«
 »Die Faschisten würden ohnedies nichts für ihn bezahlen«, sagte Primitivo. »Man hat das schon versucht, und sie haben nichts bezahlt. Sie würden dich mit erschießen.« »Ich glaube, als Blinder wäre er zu verkaufen«, sagte Rafael.
 »Halt's Maul!« sagte Pilar. »Sprich noch einmal vom Augenausstechen, und dir geht's genauso wie ihm!«
 »Aber er, Pablo, hat den verwundeten guardia civil geblendet«, sagte der Zigeuner hartnäckig. »Hast du das vergessen?«
 »Halt den Mund!« sagte Pilar. Dieses Gerede vor Robert Jordan war ihr unangenehm.
 »Man hat mich nicht ausreden lassen«, unterbrach Fernando sie.
 »Sprich schon zu Ende!« sagte Pilar. »Los! Sprich zu Ende!«
 »Da es unpraktisch wäre, Pablo gefangenzusetzen«, begann Fernando, »und da es höchst anstößig wäre, ihn auszuliefern –«
 »Sprich zu Ende!« sagte Pilar. »Um Gottes willen, sprich schon zu Ende!«
 »– auf Grund irgendwelcher Verhandlungen«, fuhr Fernando gelassen fort, »bin ich der Ansicht, daß es vielleicht das beste wäre, ihn zu beseitigen, damit wir uns bei unserem geplanten Vorhaben ein Maximum an Erfolgsmöglichkeiten sichern.«
 Pilar sah den kleinen Mann an, schüttelte den Kopf, biß sich auf die Lippen und schwieg.
 »Das ist meine Meinung«, sagte Fernando. »Ich glaube, daß er eine Gefahr für die Republik darstellt –«
 »Heilige Mutter Gottes!« sagte Pilar. »Ein einzelner Mensch kann mit seinem Maul eine ganze Bürokratie ersetzen.«
 »– seinen Worten sowie auch seinen kürzlichen Handlungen nach«, fuhr Fernando fort. »Und obwohl er Dank verdient für seine Handlungsweise in den Anfängen der Bewegung und bis in die jüngste Zeit hinein –«
 Pilar war zum Herd gegangen, und nun kam sie an den Tisch.
 »Fernando«, sagte sie ruhig und reichte ihm eine Schüssel. »Nimm bitte dieses Schmorfleisch und stopf dir in aller Förmlichkeit den Mund damit und sprich nicht mehr. Wir kennen jetzt deine Meinung.«
 »Aber wie denn –?« fragte Primitivo und beendete den Satz nicht.
  »Estoy listo«, sagte Robert Jordan. »Ich bin bereit, es zu tun. Da ihr es für nötig haltet, will ich euch diesen Dienst erweisen.«
 Was ist los? dachte er. Ich rede schon wie Fernando. Diese Sprache muß ansteckend sein. Französisch, die Sprache der Diplomatie. Spanisch, die Sprache der Bürokratie.
 »Nein«, sagte Maria. »Nein.«
 »Das geht dich nichts an«, sagte Pilar zu dem Mädchen. »Halt du den Mund!«
 »Ich werde es noch heute nacht besorgen«, sagte Robert Jordan.
 Er sah, wie Pilar ihn anblickte und die Finger an die Lippen legte. Ihr Blick wanderte zur Tür.
 Die Decke, die in der Öffnung hing, wurde zurückgeschlagen, und Pablo steckte den Kopf herein. Er grinste sie alle an, schob sich herein, drehte sich dann um und brachte die Decke wieder in Ordnung. Nun stand er da, zog den Filz über den Kopf und schüttelte den Schnee ab.
 »Ihr habt von mir gesprochen? Ich störe wohl?«
 Niemand antwortete, und er

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