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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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wohl nicht stimmen«, sagte Robert Jordan. »Unsere ruhmreichen Truppen setzen ihren Vormarsch fort, ohne auch nur einen Fußbreit Terrain zu verlieren«, wiederholte Karkow auf englisch. »So steht es im Kommuniqué. Ich werde es Ihnen hervorsuchen.«
 Du kannst dich noch an deine Kameraden erinnern, die in den Kämpfen bei Pozoblanco gefallen sind, aber im Gaylord ist's ein Witz.
 So also sieht es nun im Gaylord aus. Allerdings hat es nicht immer Gaylords gegeben, und wenn nun die Situation eine solche ist, daß sie aus den Überlebenden der ersten Tage ein Gaylord macht, dann will er dieses Produkt kennenlernen. Wie fern, dachte er, sind dir jetzt die Gefühle, die du in den Sierras, bei Carabanchel und bei Usera erlebt hast! Du läßt dich sehr leicht korrumpieren, dachte er. Aber ist es denn Korruption, oder hast du bloß deine ursprüngliche Naivität verloren? Ist das nicht überall das gleiche? Wem gelingt es denn, sich jene anfängliche Seelenreinheit zu bewahren, mit der junge Ärzte, junge Priester und junge Soldaten für gewöhnlich an ihre Arbeit herangehen? Den Priestern gelingt es vielleicht, oder sie treten aus der Kirche aus. Wahrscheinlich auch den Nazis, dachte er, und den Kommunisten, die eine genügend strenge Selbstzucht besitzen. Aber schau dir Karkow an!
 Er wurde es nicht müde, den Fall Karkow zu studieren. Als er das letzte Mal im Gaylord war, äußerte sich Karkow in der köstlichsten Weise über einen gewissen britischen Nationalökonomen, der sich lange Zeit in Spanien aufgehalten hatte. Robert Jordan kannte seit Jahren die Artikel dieses Mannes und hatte immer großen Respekt vor ihm gehabt, ohne Genaueres über ihn zu wissen. Was der Mann über Spanien schrieb, gefiel ihm nicht besonders. Es war zu glatt und simpel, zu selbstverständlich, und viele der statistischen Angaben waren, wie er wußte, in gewünschter Weise zurechtgemacht. Aber er sagte sich, daß einem selten journalistische Äußerungen über ein Land gefallen, das man selber genau kennt, und er respektierte den Mann wegen seiner guten Absichten. Dann hatte er ihn schließlich an dem Abend, als der Angriff bei Carabanchel erfolgte, kennengelernt. Sie lagen in Deckung hinter der Stierkampfarena, in den beiden Straßen wurde geschossen, und jeder wartete nervös auf den Beginn des Angriffs. Man hatte ihnen einen Tank versprochen, und der Tank war nicht gekommen, und Montero stützte den Kopf in die Hand und sagte: »Der Tank ist nicht gekommen. Der Tank ist nicht gekommen.«
 Es war ein kalter Tag, und der gelbe Staub fegte durch die Straße, und Montero hatte eine Schußwunde im linken Arm, und der Arm begann steif zu werden. »Wir müssen einen Tank haben«, sagte er. »Wir müssen auf den Tank warten, aber wir können nicht mehr warten.« Seine Stimme klang verdrossen, die Verwundung machte ihn verdrossen.
 Robert Jordan ging zurück, um den Tank zu suchen. Montero meinte, er sei vielleicht hinter dem Wohngebäude an der Ecke der Straßenbahnlinie steckengeblieben. Und da stand er auch wirklich. Aber es war kein Tank. Zu jener Zeit pflegten die Spanier alles mögliche als Tank zu bezeichnen. Es war ein altes Panzerauto. Der Fahrer wollte nicht den Schutz des Wohnhauses verlassen und zu der Arena hinfahren. Er stand hinter dem Auto, lehnte die verschränkten Arme gegen die Panzerwand, und sein Kopf mit dem Lederhelm ruhte auf seinen Armen. Als Robert Jordan ihn anredete, schüttelte er den Kopf und preßte ihn noch fester in die Arme. Dann wandte er ihn ein wenig zur Seite, ohne Robert Jordan anzusehen.
 »Ich habe keine Order, dort hinüberzufahren«, sagte er mürrisch.
 Robert Jordan hatte die Pistole aus dem Futteral gezogen und preßte nun die Mündung gegen die Lederjacke des Chauffeurs.
 »Da hast du deine Order!« sagte er.
 Der Mann schüttelte den Kopf mit dem dick gepolsterten Lederhelm, die wie ein Kopfschutz eines Rugby-Spielers aussah, und sagte: »Es ist keine Munition da für das Maschinengewehr.«
 »In der Arena haben wir Munition«, sagte Robert Jordan. »Vorwärts, los!«
 »Es ist niemand da, der das Maschinengewehr bedienen kann«, sagte der Fahrer.
 »Wo ist er? Wo ist dein Kamerad?«
 »Tot«, sagte der Fahrer. »Im Wagen.«
 »Zieh ihn heraus«, sagte Robert Jordan. »Heraus mit ihm!«
 »Ich will ihn nicht anrühren«, sagte der Fahrer. »Und er hockt zwischen dem Steuer und dem Maschinengewehr, und ich kann nicht an ihm vorbei.«
 »Vorwärts!« sagte Robert Jordan. »Wir werden

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