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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Frau mit einem Blasebalg schürte, sah er des Mädchens Gesicht, ihren Arm, und die Tropfen, die vom Löffel tropften und in den eisernen Topf fielen.
 »Was trägst du da?« fragte Pablo.
 »Meine Sachen«, sagte Robert Jordan und stellte die beiden Packen nieder, ein wenig abseits, gleich neben dem Eingang an der von dem Tisch entfernteren Seite.
 »Sind sie draußen nicht gut aufgehoben?« fragte Pablo.
 »Es könnte jemand im Finstern über sie stolpern«, sagte Robert Jordan, ging zu den Männern hin und legte die Schachtel mit Zigaretten auf den Tisch.
 »Ich habe nicht gern Dynamit in der Höhle«, sagte Pablo.
 »Wenn es weit genug vom Feuer entfernt ist?« sagte Robert Jordan. »Nimm Zigaretten.« Er ritzte mit dem Daumennagel den Rand der Papierschachtel, auf deren Deckel ein großes buntes Kriegsschiff zu sehen war, und schob die Schachtel Pablo hin. Anselmo brachte ihm einen mit Rohleder bespannten Schemel, und er setzte sich an den Tisch. Pablo schaute ihn an, als wollte er wieder etwas sagen, griff dann nach den Zigaretten.
 Robert Jordan schob die Schachtel zu den anderen hin. Noch blickte er keinen der Männer an, aber er merkte, daß der eine Zigaretten nahm und die beiden anderen nicht. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf Pablo konzentriert.
 »Wie geht's, Zigeuner?« sagte er zu Rafael.
 »Gut«, erwiderte der Zigeuner.
 Robert Jordan merkte genau, daß sie über ihn gesprochen hatten, gerade als er hereinkam. Sogar der Zigeuner war etwas verlegen.
 »Läßt sie dich wieder mitessen?« fragte Robert Jordan den Zigeuner.
 »Ja. Warum auch nicht?« erwiderte der Zigeuner. Und dabei hatten sie am Nachmittag so freundschaftlich miteinander gescherzt! Pablos Frau sagte gar nichts und schürte weiterhin das Kohlenfeuer.
 »Einer dort oben namens Agustín sagt, er stirbt vor Langeweile«, sagte Robert Jordan.
 »Davon stirbt man nicht«, sagte Pablo. »Laß ihn ein wenig sterben.«
 »Habt ihr Wein? « Robert Jordan richtete diese Frage an die ganze Tischgesellschaft. Er beugte sich ein wenig vor, die Hände auf den Tisch gestützt.
 »Es ist nur noch wenig da«, sagte Pablo mürrisch.
 Robert Jordan hielt es für das beste, einen Blick auf die drei anderen zu werfen, um möglicherweise festzustellen, woran er sei.
 »Dann möchte ich eine Tasse Wasser haben. Du!« rief er dem Mädchen zu. »Bring mir eine Tasse Wasser.« Das Mädchen schaute die Frau an, die kein Wort sagte und sich nicht anmerken ließ, ob sie überhaupt etwas gehört habe, dann ging sie zu einem Kessel mit Wasser und füllte eine Tasse, die sie an den Tisch brachte und vor Robert Jordan hinstellte. Er lächelte ihr zu. Gleichzeitig aber zog er die Bauchmuskeln ein und machte eine kleine Wendung nach links, so daß die Pistole an seinem Gürtel näher dorthin rutschte, wo er sie haben wollte. Er langte mit der Hand in die Hüfttasche, und Pablo beobachtete ihn. Er wußte, daß auch die anderen ihn beobachteten, aber er selbst beobachtete nur Pablo. Er holte die lederbezogene Flasche aus der Tasche, schraubte den Deckel ab, nahm die Tasse, trank sie halb leer und goß dann sehr langsam etwas von dem Inhalt der Flasche in die Tasse.
 »Für dich ist das zu stark, sonst würde ich dir etwas davon abgeben«, sagte er zu Maria und lächelte sie wieder an. Dann sagte er zu Pablo: »Es ist nur noch wenig da, sonst würde ich dir etwas davon anbieten.«
 »Ich mag Anis nicht«, sagte Pablo.
 Der scharfe Geruch hatte sich über den ganzen Tisch verbreitet, und diese eine Ingredienz war Pablo bekannt.
 »Gut«, sagte Robert Jordan. »Weil nur noch sehr wenig da ist.«
 »Was ist das für ein Getränk?« fragte der Zigeuner.
 »Eine Medizin«, sagte Robert Jordan. »Willst du kosten?«
 »Wofür?«
 »Für alles«, antwortete Robert Jordan. »Sie heilt alles. Wenn dir irgendwas fehlt, hilft dir diese Medizin.«
 »Laß mich kosten«, sagte der Zigeuner.
 Robert Jordan schob ihm die Tasse hin. Die Mischung war von einem milchigen Gelb. Er hoffte, der Zigeuner würde nicht mehr als einen Schluck nehmen. Es war nur noch sehr wenig davon übrig, und eine einzige Tasse ersetzte ihm die Abendzeitung, alle die schönen Abende im Café, alle die Kastanienbäume, die wohl jetzt schon in Blüte standen, die plumpen, schwerfälligen Gäule auf den äußeren Boulevards, die Bücherläden, die Kioske und Galerien, den Parc Montsouris, das Stade Buffalo, die Buttes Chaumont, die Guaranty Trust Company und die Île de la Cité, Foyots

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