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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Inglés.«
 »Wir wollen sie die Kopfweh-Brücke nennen«, sagte Robert Jordan. »Aber ich werde sie wie einen zerbrochenen Vogelkäfig in die Schlucht werfen.«
 »Gut«, sagte Pilar. »Sprich weiter so.«
 »Ich werde sie zerbrechen, wie man eine Banane zerbricht, von der man die Haut abgeschält hat.«
 »Ich könnte jetzt eine Banane essen«, sagte Pilar. »Weiter, Inglés! Sprich weiter große Töne!«
 »Es hat keinen Zweck«, sagte Robert Jordan. »Gehen wir ins Lager!«
 »Ja, die Pflicht!« sagte Pilar. »Kannst du's nicht erwarten? Ich habe dir schon gesagt, daß ich euch allein lassen will.«
 »Nein. Ich habe viel zu tun.«
 »Das da ist auch nicht wenig und dauert nicht lange.«
 »Halt den Mund, Pilar«, sagte Maria. »Du sagst unanständige Sachen.«
 »Ich bin ein unanständiger Mensch«, sagte Pilar. »Aber ich bin auch sehr zartfühlend. Soy muy delicada. Ich lasse euch allein. Und das Gerede über Eifersucht ist reiner Unsinn. Ich war auf Joaquín wütend, weil ich an seiner Miene gesehen habe, wie häßlich ich bin. Ich bin nur auf deine neunzehn Jahre eifersüchtig. Das ist eine Eifersucht, die nicht lange dauert. Du wirst nicht immer neunzehn sein. Jetzt gehe ich.«
 Sie erhob sich, und die eine Hand in die Hüfte gestemmt, sah sie Robert Jordan an, der gleichfalls aufrecht dastand. Maria saß auf der Erde unter dem Baum und ließ den Kopf hängen.
 »Wir wollen zusammen ins Lager gehen«, sagte Robert Jordan. »Das ist besser, und es gibt viel zu tun.«
 Pilar deutete mit dem Kopf auf Maria, die mit abgewandtem Gesicht dasaß und schwieg. Pilar lächelte und zuckte fast unmerklich die Achseln. »Ihr kennt den Weg?«
 »Ich kenne ihn«, sagte Maria, ohne den Kopf zu heben.
  »Pues me voy«, sagte Pilar. »Dann gehe ich. Wir werden etwas Kräftiges für dich zu essen haben, Inglés.«
 Sie marschierte los durch das Heidekraut auf den Bach zu, der sich talwärts über die Wiese zu dem Lager schlängelte.
 »Warte!« rief Robert Jordan ihr nach. »Es ist besser, wir gehen alle zusammen.«
 Maria saß da und schwieg.
 Pilar drehte sich nicht um.
  »Qué va, zusammen!« sagte sie. »Wir sehen uns im Lager wieder.« Robert Jordan rührte sich nicht.
 »Ist sie in Ordnung?« fragte er Maria. »Sie hat vorhin sehr schlecht ausgesehen.«
 »Laß sie gehen«, sagte Maria und hielt immer noch den Kopf gesenkt.
 »Ich glaube, ich sollte mir ihr gehen.«
 »Laß sie gehen«, sagte Maria. »Laß sie gehen!«

XIII   
    Sie gingen durch das Heidekraut der Bergwiese, und Robert Jordan fühlte, wie das Heidekraut seine Beine streifte, fühlte das Gewicht der Pistole in ihrem Futteral an der Hüfte, fühlte die Sonne auf seinem Kopf, fühlte die schneeige Brise von den Berggipfeln her kühl im Rücken, und in seiner Hand fühlte er des Mädchens Hand, fest und kräftig, die Finger mit den seinen verschränkt. Von ihr, von der Fläche ihrer Hand, die an seiner Handfläche ruhte, von den ineinanderverschränkten Fingern und von den gekreuzten Handgelenken kam ein Etwas, von ihrer Hand, von ihren Fingern, von ihrem Handgelenk zu ihm, ein Etwas, das so frisch war wie der frühe leichte Morgenwind, der über das Meer streicht und die glasglatte, stille Fläche des Wassers kaum merklich kräuselt, so leicht wie eine Feder, die über deine Lippen huscht, oder wie ein Blatt, das herabschwebt, wenn kein Hauch weht, so leicht, daß er es fühlte, wenn nur ihre Finger einander berührten, und wurde so stark und so heftig und so drängend, so schmerzhaft und so ungestüm durch den harten Druck der Finger und das enge Nebeneinander, da Handgelenk und Handgelenk und Handfläche und Handfläche sich aneinander drängten, daß es wie ein Strom durch seinen Arm lief und seinen ganzen Körper mit schmerzhaft aushöhlender Begierde erfüllte. Während die Sonne auf ihr weizenbraunes Haar schien und auf ihr goldbraunes, zarthübsches Gesicht und auf die Wölbung ihres Halses, bog er ihren Kopf zurück und drückte sie an sich und küßte sie. Er fühlte, wie sie zitterte, als er sie küßte, und er preßte ihren ganzen Körper fest an sich und fühlte durch die zwei Khakihemden hindurch ihre Brüste an seiner Brust, fühlte die kleinen, festen Brüste, und er öffnete die Knöpfe ihres Hemdes und beugte sich nieder und küßte sie, und zitternd stand sie da, den Kopf zurückgebeugt, von seinem Arm umfaßt. Dann ließ sie das Kinn auf seinen Kopf sinken, und dann fühlte er, wie ihre Hände seinen Kopf

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