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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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gefällst mir ja. Mehr sollst du mir gar nicht gefallen. Wenn du mir noch mehr gefielest, könnte ich auch nichts anderes tun.«
 »Aber du wirst schon sehen«, sagte sie froh. »Mein Haar macht dir jetzt Spaß, weil es so sonderbar ist. Aber es wächst von Tag zu Tag. Bald wird es lang sein, und dann werde ich nicht mehr häßlich aussehen, und vielleicht wirst du mich dann sehr liebhaben.« »Du hast einen reizenden Körper«, sagte er. »Den reizendsten von der Welt.«
 »Er ist nur jung und mager.«
 »Nein. Es ist ein Zauber in einem schönen Körper. Ich weiß nicht, warum in dem einen und nicht in dem andern, aber du hast ihn.«
 »Für dich«, sagte sie.
 »Nein.«
 »Ja. Für dich und immer für dich und nur für dich. Aber es ist so wenig, was ich dir bringe. Ich werde lernen, gut für dich zu sorgen. Aber sage mir aufrichtig: Hat nie vorher die Erde gezittert?«
 »Nie«, sagte er ehrlich.
 »Jetzt bin ich glücklich«, sagte sie. »Jetzt bin ich wirklich glücklich.« Dann fragte sie: »Du denkst jetzt an etwas anderes?«
 »Ja. An meine Arbeit.«
 »Ich möchte auf einem Pferd sitzen«, sagte Maria. »Ich bin so glücklich, ich möchte gern dahinreiten, auf einem schnellen Pferd, und schnell reiten, mit dir an meiner Seite, und wir würden immer schneller reiten, im Galopp, und doch mein Glück nicht einholen.«
 »Wir könnten dein Glück im Flugzeug mitnehmen«, sagte er zerstreut.
 »Und Purzelbäume schlagen am Himmel, wie die kleinen Jagdflugzeuge, die in der Sonne schimmern«, sagte sie. »Schleifen ziehen und gleiten und stürzen. ¡Qué bueno!« Sie lachte. »Mein Glück würde es nicht einmal merken.«
 »Dein Glück hat einen guten Magen«, sagte er, und er hörte nur halb, was sie sprach.
 Und jetzt war er nicht mehr da. Er ging neben ihr, aber seine Gedanken beschäftigten sich mit dem Problem der Brücke, und er sah sie vor sich, klar, hart und scharf, wie im Brennpunkt einer Kameralinse. Er sah die beiden Posten und Anselmo und den Ausschau haltenden Zigeuner. Er sah die Straße leer, und er sah sie voller Soldaten. Ja, und hier wird er die Maschinengewehre aufstellen, um eine möglichst flache Feuergarbe zu erzielen, und wer, dachte er, wird sie bedienen, ich zuletzt, aber wer zu Anfang? Er placierte die Ladungen, band und rammte sie fest, versenkte die Kapseln und knipste sie zu, spannte die Drähte, hakte sie fest und ging dann zu der Stelle zurück, wo er den alten Kasten mit dem Explosionszünder stehen hatte, und dann begann er zu grübeln und zu überlegen, was alles passiert sein könnte und was schiefgehen könnte. Schluß damit! sagte er zu sich selber. Du hast mit dem Mädchen geschlafen, und jetzt ist dein Kopf klar, richtig klar, und du fängst an zu grübeln. Sich überlegen, was man zu tun hat, und sich in Grübeleien verlieren – das ist zweierlei. Grüble nicht. Du darfst nicht grübeln. Du weißt, was du eventuell zu tun haben wirst, und du weißt, was alles passieren kann. Sicherlich kann allerlei passieren. Du hast von Anfang an gewußt, wofür du kämpfst. Gerade das, was du tust, das willst du bekämpfen, und bist gezwungen, es zu tun, weil du sonst keine Chance hast zu siegen. Nun ist er also genötigt, diese Menschen, die er gern hatte, einfach zu benützen, wie man Soldaten benützt, für die man überhaupt nichts empfinden darf, wenn man Erfolg haben will. Pablo ist offenbar der Klügste. Er wußte sofort, wie schlimm es ist. Die Frau war dafür und ist immer noch dafür, aber die Erkenntnis, was das alles bedeute, hat sich ihr allmählich aufgedrängt und sie schon recht sehr mitgenommen. El Sordo wußte sofort Bescheid, und er wird mitmachen, aber es gefällt ihm ebenso wenig, wie es ihm, Robert Jordan, gefällt.
 Du behauptest also, daß du nicht darüber n achdenkst, was dir bevorsteht, sondern nur darüber, was eventuell mit der Frau und dem Mädchen und den übrigen passieren wird. Gut. Was wäre mit ihnen passiert, wenn du nicht erschienen wärst? Was ist alles mit ihnen passiert, bevor du auftauchtest? Du denkst falsch. Du bist nicht verantwortlich für sie, außer im Gefecht selbst. Die Befehle stammen nicht von dir. Sie stammen von Golz. Und wer ist Golz? Ein tüchtiger General. Der Tüchtigste, unter dem du je gedient hast. Soll man aber unmögliche Befehle erfüllen, wenn man weiß, wohin sie führen müssen? Auch wenn sie von Golz stammen, der nicht bloß die Armee, sondern zugleich die Partei repräsentiert? Ja. Du mußt sie

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