Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
mehr Tür an
Tür mit dem Duke schlafen müsste. Vielleicht bekam sie dadurch
wieder den nötigen Abstand zu ihm. Sie war völlig erschöpft und
lechzte nach einem entspannenden Bad. Doch Eliza schüttelte bei
ihrem Wunsch entschieden den Kopf.
„Diese Hexe hat auch
Zugang zum Bad! Sie wohnt nur zwei Zimmer weiter. Solange dieses Weib
hier ist, sind Bäder völlig ausgeschlossen. Viel zu gefährlich.
Dieser Teufel kümmert sich weder um Privatsphäre noch um
verschlossene Türen. Sie steckt ihre Nase in alles! Sie benimmt
sich. Als wäre sie die Herrin von Manor Garden!“ Eliza schnaubte
vor Wut.
Ravenna hatte genug
gehört. Sie hatte schon alle Hände voll mit sich selbst zu tun. Ein
hysterisches Weibsstück war das letzte was sie jetzt noch gebrauchen
konnte. Es war nur noch eine halbe Stunde bis zum Abendessen.
Zumindest eine Katzenwäsche und frische Kleider wollte sich Ravenna
davor gönnen. Eliza nickte zustimmend und ging warmes Wasser holen.
Ravenna beeilte sich. Sie
war mit Sicherheit zu spät. Und dass nur, weil sie nach der
Katzenwäsche vergessen hatte sich das Gesicht mit Asche zu pudern.
Gott sei Dank war es Eliza noch rechtzeitig aufgefallen. Als sie den
Salon betrat, saßen bereits alle am Tisch. Alle Augen richteten sich
auf Ravenna. Zum Teufel, ich bin zu spät! Ravenna musterte
ihrerseits die Anwesenden. Der Duke saß am Kopfende. Neben ihm, auf
dem Platz der Duchess thronte als einzige Frau, Moira Cunningham, die
Countess of Rutland. Ihr Mann, Charles Cunningham saß neben ihr.
Gegenüber der Countess hatte John Fielding, der Architekt, Platz
genommen. Ravenna steuerte den leeren Stuhl neben Fielding an.
„Ich bitte um
Verzeihung für die Verspätung, aber ich bin aufgehalten worden!“
warf Ravenna entschuldigend in die Runde.
Sie hatte kaum
ausgesprochen, als sich Countess Moira mit hochgezogener Braue an den
Duke wandte:
“Seit wann ist es dem
Personal in diesem Haus gestattet, sich mit an den Tisch zu setzen!“
Ravenna blieb wie vom Donner gerührt stehen. Die beiden anderen
Herren wirkten peinlich berührt und widmeten sich aufmerksam ihrem
Essen.
„Verzeiht, ich ziehe
mich gerne zurück!“ sagte Ravenna und war tatsächlich froh,
diesen Abend nicht mit am Tisch sitzen zu müssen. Sie wandte sich
zum Gehen.
„Nehmt bitte Platz,
Baronet!“ hörte sie die klare Stimme des Dukes in ihrem Rücken.
Er duldete keinen Widerspruch.
„Aber Nicolas! Er ist
nur der Verwalter!“ empörte sich die Countess.
Ravenna drehte sich um
und schaute dem Duke direkt ins Gesicht. Seine grau-blauen Augen
waren starr auf sie gerichtet. Seiner Miene war nicht zu entnehmen,
was er dachte.
Langsam ging sie zu ihrem
Stuhl und nahm Platz. Mit einem verächtlichen Ausruf widmete sich
die Countess wieder ihrer Suppe. Ravenna spürte einen leichten Stoß
in den Rippen und schaute auf. Neben ihr stand Johann und zwinkerte
ihr zu, während er ihr wortlos die Suppe eingoß. Sie lächelte
leise zurück.
„Baronet, ich glaube
Ihr kennt noch nicht meine Schwägerin und ihren Mann. Darf ich
vorstellen, Moira und Charles Cunningham, Countess und Count von
Rutland!“ Die Stimme des Dukes klang freundlich-verbindlich, so als
wäre überhaupt nichts geschehen.
„Baronet Raven Sinclair
Byam ist für ein Jahr mein Gast und übernimmt auf Wunsch seines
Großvaters vorübergehend die Aufgaben des Verwalters hier!“
erklärte er die Anwesenheit von Ravenna.
Nachdem der Duke die
heikle Situation entschärft hatte, lebte das Gespräch wieder auf.
Die Countess ignorierte Ravenna konsequent, was diese aber nicht
störte. So konnte sie in aller Ruhe die Anwesenden mustern.
Die Countess war eine
sehr attraktive Frau. Johann hatte nicht übertrieben. Mit ihren
kastanienbraunen Haaren, den großen, dunklen Rehaugen und dem
herzförmigen Gesicht, sah sie sehr lieblich und schutzbedürftig
aus. Ravenna konnte es kaum glauben, dass diese zarte und leichte
Person ihre Eliza verprügelt hatte.
Ravennas Blick wanderte
zu Charles Cunningham hinüber. Dieser starrte seit geraumer Zeit
auffällig zu ihr herüber. Ravenna überlegte, ob sie vielleicht
einen Brösel im Mundwinkel hängen hatte. Vorsichtig tupfte sie
ihren Mund mit einer Serviette ab. Doch auch danach starrten seinen
auffallend wasserblauen Augen immer wieder zu ihr herüber. Hin und
wieder strich er sich mit der Hand über seine Perücke, so als müsse
er überprüfen, ob sie noch richtig saß. Er war ein hübscher, sehr
gepflegter Mann von mittelgroßer
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