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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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sie sich plötzlich durchschaut und unrein vorkam. »Mrs. Rosenthal, Ihnen ist doch klar, dass es Gavin Hoxleys Ruf ruinieren würde, wenn je herauskäme, dass er im Umgang mit einer Zeugin eine Grenze überschritten hat. Ich bin sicher, dass Sie das nicht wollen würden. Und Sie würden gewiss auch seiner Familie nicht noch mehr Kummer bereiten wollen. Seine Frau und seine Kinder haben so schon genug gelitten, finden Sie nicht?« Er fixierte sie mit seinen wasserblauen Augen, die sie an tote Fische auf dem Markt erinnerten.
    Es war Erpressung, so ausgesucht höflich sie auch formuliert sein mochte. Und sie konnte sich nicht dagegen wehren. Sie hatte Gavin ganz und gar verloren, selbst im Tod konnte sie nicht an ihn herankommen, konnte ihm nicht helfen.
    Alles, was ihr wichtig gewesen war im Leben, glitt ihr aus den Händen, löste sich auf wie Nebel, wenn sie es zu fassen versuchte. Erika unternahm einen letzten, verzweifelten Versuch. »Aber mein Mann – was ist mit dem Mord an meinem Mann?«

    Tyrell lächelte. »Damit wird sich jemand anderes befassen, Mrs. Rosenthal. Das verspreche ich Ihnen.«
     
    Gemma winkte ein Taxi heran, und wenige Minuten später stand sie auf der Uferpromenade gegenüber der Einmündung von Cheyne Walk. Sie starrte auf den Fluss hinaus. Der Himmel war immer noch bedeckt, und die Wasserfläche zwischen Albert Bridge und Battersea Bridge wirkte trüb und undurchdringlich.
    Der Bericht über Gavin Hoxleys Tod besagte, dass seine Leiche ein Stück weiter flussabwärts ans Ufer gespült worden war, nahe der Chelsea Bridge. Das bedeutete nicht, dass er dort auch ins Wasser gegangen war, aber um den Ort aufgrund der Gezeiten und der Strömungsverhältnisse zu berechnen, müsste man auf jeden Fall wissen, wann er hineingegangen war.
    Sie blickte nach Osten. Laut seiner Personalakte hatte er am Tedworth Square gewohnt, nahe dem oberen Ende der Royal Hospital Gardens. War er, wie der Bericht andeutete, einfach die Tite Street hinuntergegangen und in den Fluss gesprungen? Angeblich hatte seine Leiche keine Spuren eines Kampfes aufgewiesen, und es hieß, sein seelisches Gleichgewicht sei möglicherweise aufgrund privater Probleme gestört gewesen. Eine Obduktion war nicht angeordnet worden.
    Es schien Gemma ein sehr anmaßendes Urteil zu sein, selbst für eine Zeit, in der die Ermittlungsmethoden vielleicht noch nicht so streng reglementiert waren – und wenn dem so war, dann war Gavin Hoxley dennoch eine Ausnahmeerscheinung gewesen.Wenn man seine Arbeit am Mordfall David Rosenthal zum Maßstab nahm, dann hätte selbst Gemma sich noch eine Scheibe von ihm abschneiden können.
    Sie sah einem Bus der Linie 11 nach, der die Uferpromenade entlangrumpelte, und hatte plötzlich ein seltsames Gefühl der Entrücktheit, als hätte die Zeit stillgestanden. Sie war sich sicher,
dass Gavin Hoxley hier an dieser Stelle gestanden hatte, wo er die Busse vorbeifahren sah und das filigrane Maßwerk der Albert Bridge bewunderte, während er über ein Verbrechen nachgrübelte, dessen Lösung sich ihm entzog. Durch die Stunden, die sie mit der Lektüre seiner Aufzeichnungen verbracht hatte, hatte sie fast den Eindruck gewonnen, ihn persönlich gekannt zu haben, und nun empfand sie ein intensives Gefühl des Verlusts.
    Albern, schalt sie sich. Gavin Hoxley war seit über fünfzig Jahren tot. Aber irgendwie machte das keinen Unterschied.
    Und weil Gavin Hoxley gestorben war, dachte sie, waren die Ermittlungen im Mordfall David Rosenthal ad acta gelegt worden. Oder... war es vielleicht gerade umgekehrt gewesen?
    Gemma hörte, wie jemand ihren Namen rief, und als sie sich umdrehte, sah sie Kincaid und Cullen aus einem Wagen steigen, der am Cheyne Walk parkte. Sie winkte ihnen zu und ging zurück zur Kreuzung, wo sie auf Grün wartete.
    Als sie die beiden erreichte, fragte sie gleich: »Gibt’s was Neues?«
    »Nur, dass es nichts Neues gibt«, antwortete Kincaid, »Wir kommen immer wieder auf die Tatsache zurück, dass Dom Scott und die Brosche die einzigen Verbindungen zwischen den Opfern waren. Wir denken, dass Dom die Brosche vielleicht gestohlen haben könnte und Harry benutzt hat, um sie zu verkaufen, damit man ihn nicht damit in Verbindung bringen konnte. Und als dann Erika auf den Plan trat, war er gezwungen, seine Spuren zu verwischen.«
    »Ihr wollt also nur noch mal bei ihm auf den Busch klopfen?«
    »Im Grunde ja.« Er zuckte mit den Achseln. »Worüber wolltest du denn mit mir reden?«
    Gemma zögerte,

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