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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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er spürte, wie das Blut in seinen Adern rauschte. »Ich denke, ich nehme noch eine.«
     
    Als das Kripo-Büro sich am späten Nachmittag leerte, wurde die Luft etwas kühler, und Gavin hatte das Gefühl, endlich wieder atmen zu können. Nach seiner Rückkehr aus dem Museum hatte er sich gleich die Zeitungen von letzter Woche besorgen lassen. Obwohl es ihm am logischsten erschien, dass es die Samstagsausgabe gewesen war, aus der David Rosenthal das Stück herausgerissen hatte, hielt er es für ratsam, seine Suche auszuweiten.
    Inzwischen drohte der Papierberg, der sich auf seinem Schreibtisch auftürmte, ihn unter sich zu begraben. Er hatte die seriösen Zeitungen von den Revolverblättern getrennt, weil er davon ausging, dass etwas, das David Rosenthal interessiert hatte, in einem der Qualitätsblätter stehen müsste. Aber auch die Aussicht, jede einzelne Seite der Times , des Telegraph , des Guardian und des Evening Standard durchsehen zu müssen, war abschreckend genug, hatte er doch nicht die geringste
Vorstellung davon, was David Rosenthals Aufmerksamkeit erregt haben mochte. Eine Erwähnung von Kriegsverbrecherprozessen oder flüchtigen Nazitätern? Misshandlungen jüdischer Flüchtlinge? Ein Hinweis auf mögliche Operationen von Terrororganisationen in London? Ein mysteriöser Todesfall, ein Mord?
    Seufzend legte er die Times beiseite und nahm sich gerade den Guardian vor, als die Sekretärin seines Superintendent an seinem Platz auftauchte.
    »Sie machen ja Überstunden, Gladys«, sagte er, während er sich mit den Fingern voller Druckerschwärze die Haare aus der Stirn schob.
    Gladys war eine mollige junge Frau, die mit Vorliebe Blumenmuster trug und sich die Haare mit der Brennschere kräuselte, aber sie war auch gutmütig genug, um mit dem Chef auszukommen, was keine geringe Leistung war. Jetzt musterte sie Gavin mit besorgtem Blick. »Seine Majestät möchte Sie in seinem Büro sprechen.«
    »Was denn, jetzt?« Gavin blickte auf seine schwarzen Hände und seinen offenen Hemdkragen mit der gelockerten Krawatte hinunter.
    »Ich weiß auch nicht, welche Laus ihm über die Leber gelaufen ist. Aber ich würde mich an Ihrer Stelle sputen. Also, ich bin dann weg.« Sie schenkte ihm ein Zahnpastalächeln. »Cheerio! Ich hoffe, er reißt Ihnen nicht den Kopf ab.«
    »Danke, Gladys«, murmelte Gavin vor sich hin. Er schlüpfte gleich in sein Sakko, nahm sich aber noch die Zeit für einen Zwischenstopp in der Toilette, wo er sich die Hände wusch, seine Krawatte stramm zog und sich die Haare kämmte.Wenn er schon beim Chef antanzen musste, dann musste er nicht auch noch unnötig Anlass zu Kritik geben. Der Superintendent war ein launischer Mann, dem man sich, wenn man klug war, auch an guten Tagen nur mit Vorsicht näherte.
    Francis Tyrell war ein katholischer Ire, gleichermaßen beherrscht von Ehrgeiz wie von einem Komplex wegen seiner Herkunft, sodass man nie genau wissen konnte, was einen erwartete. Gavin klopfte an die offene Tür, und als Tyrell den Kopf hob und ihn anfunkelte, rutschte ihm das Herz gleich in die Hose.

    »Sir. Gladys sagte, Sie wollten mich sprechen.«
    Tyrell deutete mit einem Nicken auf den Stuhl mit der harten Sitzfläche und der Rückenlehne aus Stäben, der Gavin immer das Gefühl gab, er würde gleich für seine bevorstehende Hinrichtung gefesselt werden. Wer auf diesem Stuhl Platz nahm, sollte nicht bequem sitzen, und der Anblick des Superintendent mit seiner massigen Gestalt und dem hochroten Gesicht trug auch nicht eben zur Entspannung bei.Tyrells immer noch dichtes Haar war von einer Farbe, die man unter keinen Umständen »rot« nennen durfte, wie schon so mancher Neuling in der Truppe zu seinem Leidwesen erfahren hatte.
    »Dieser Fall, an dem Sie arbeiten«, kam Tyrell ohne lange Vorrede zur Sache. »Die Geschichte mit dem ermordeten Juden.«
    Bei dem abwertenden Gebrauch des Wortes »Jude« sträubten sich Gavin sofort die Nackenhaare.Tyrell war für seine Vorurteile bekannt, aber das hier hatte einen bedenklichen politischen Beigeschmack.
    »David Rosenthal«, verbesserte Gavin ihn. »Ehemann, Lehrer und Wissenschaftler. Brutal niedergestochen, als er in Cheyne Gardens auf einer Bank …«
    »Ich kenne die Fakten des Falls, Mann«, unterbrach ihn Tyrell ungeduldig. »Und ich weiß, dass diese Fakten alles sind, was Sie haben. Sie vergeuden Ihre Zeit, Hoxley, und die Mittel des Dezernats. Der Mann ist einem Raubmord zum Opfer gefallen. Keine Verdächtigen. Punkt, aus.«
    Gavin

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