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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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starrte ihn einen Moment lang entsetzt an. Dann sagte er: »Ich glaube keine Sekunde, dass das ein gewöhnlicher Raubüberfall war. David Rosenthals persönliche Gegenstände wurden entwendet, um seine Identität zu verbergen …«
    »Und welche Beweise haben Sie dafür, bitte?« Tyrells Gesicht nahm eine unvorteilhafte braunrote Farbe an, ein deutliches Warnsignal.
    »Ich habe eine Reihe von Hinweisen, Sir...«
    »Sie haben einen Schreibtisch voll gammliger Zeitungen und ungefähr so viel Aussicht, etwas zu finden, wie ein Blinder, der in einem Tunnel Neger jagt. Geben Sie’s auf, Hoxley.«

    »Aber Sir, ich habe Grund zu der Annahme, dass Rosenthal am Tag seines Todes etwas in der Zeitung gesehen hat, was ihn veranlasste, nach Chelsea zu fahren. Und ich glaube, dass er sich dort entweder mit jemandem getroffen hat, oder dass er auf jemanden wartete …«
    »Es interessiert mich nicht die Bohne, was Sie denken. Sie haben nicht den geringsten Beweis, und mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
    »Aber …«
    »Inspector, lassen Sie die Finger von der Sache, es sei denn, Sie wollen Ihren Job verlieren.«
    Gavin musste sich zusammennehmen, um die wütende Entgegnung hinunterzuschlucken, die ihm auf der Zunge lag. Das war mehr als nur eine Rüge, und es ging auch gewiss nicht allein um die Personalknappheit bei der Kripo.
    Superintendent Tyrell rutschte in seinem Sessel hin und her und zeigte zum ersten Mal Anzeichen von Unbehagen. »Sie sind ein guter Polizist, Hoxley. Machen Sie jetzt keinen Quatsch. Das hier kommt von ganz oben. Ich kann es nicht ignorieren, und Sie wären ein Narr, wenn Sie es täten.«
    »Von oben?« Gavin konnte noch immer nicht recht glauben, was er da hörte.
    »Whitehall, Mann. Also ersparen Sie uns allen eine Menge Ärger. Gehen Sie nach Hause und vergessen Sie, dass Sie den Namen David Rosenthal je gehört haben.«
     
    Der Gig war kurz vor Mitternacht zu Ende gewesen. Sie hatten in einem Gemeindesaal in Guildford gespielt, und Andy Monahan dachte sich zum hundertsten Mal, dass sie alle drei endlich einmal Tacheles reden und ihrer Agentin Tam sagen müssten, sie solle sie nicht mehr für solche Veranstaltungsorte buchen.
    Der Saal war voll mit Teenagern gewesen, die nichts als Knutschen und Fummeln im Sinn hatten und alles tranken, rauchten, inhalierten oder sich sonst wie einverleibten, was sie in die Finger bekamen. Ein paar Kids vorne an der Bühne hatten ihnen
tatsächlich zugehört, aber am Ende des Konzerts hatte er wie jedes Mal das Gefühl gehabt, sie hätten genauso gut vor einer Schafherde spielen können.
    Tam nannte diese Engagements ihr »Basisgeschäft«, aber Andy fand, dass sie einfach nicht genug einbrachten, um den Zeitaufwand und den Frust zu rechtfertigen. In der Zeit hätten sie auch in einem Club spielen können, wo vielleicht jemand im Publikum gesessen hätte, auf dessen Meinung es ankam.
    Ihr Equipment hatten sie natürlich selbst einladen müssen, und dann hieß es wieder Daumen drücken, dass Georges Transporter ihnen auf der Fahrt nach London nicht unter dem Hintern zusammenbrach. Da Andy nicht fahren musste, hatte er dem Wodka, der hinten die Runde machte, reichlich zugesprochen, aber der Alkohol hatte ihn nicht lockerer gemacht. Im Gegenteil, als sie in der Oxford Street ankamen, kotzte ihn das alles noch viel mehr an als bei der Abfahrt in Guildford.
    An der Hanway Street bremste George ab und fuhr an den Straßenrand. »Ist das nahe genug, Mann?«, fragte er. »Hab keinen Bock, die Karre um die Kurve da zu manövrieren.« Die Hanway Street machte an der Abzweigung vom Hanway Place, wo Andy eine Sozialwohnung gemietet hatte, einen scharfen Knick nach rechts, und wenn ein Falschparker die Straße blockierte, müsste er mit dem Transporter auf die Oxford Street zurücksetzen, was schon in nüchternem Zustand eine ziemliche Leistung war.
    »Klar, danke.« Andy stieg aus, den Kasten mit seiner Stratocaster im Arm. Seine Verstärker würde er im Auto lassen, da sie morgen Abend schon den nächsten Auftritt hatten – oder vielmehr heute Abend, korrigierte er sich nach einem Blick auf seine Uhr: Es war schon kurz nach zwei.
    Nick, der dem Wodka mehr als reichlich zugesprochen hatte, lehnte sich aus dem Fenster und lallte mit todernster Miene: »Reg dich ab, Andrew. Ganz cool, Mann.«
    Andys aufgestauter Frust explodierte wie eine Bombe. »Fick
dich doch ins Knie, Mann!«, schrie er zurück und holte aus, um mit voller Wucht gegen die Seitentür von Georges Transporter zu

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