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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Art.Wir dachten alle, er hätte eine Rolle in irgendeiner großen Produktion ergattert, obwohl mir das ziemlich unwahrscheinlich vorkam. Harry war … Na ja, Harry war schon okay, aber so was war für ihn einfach nicht drin, verstehen Sie?«
    Kincaid dachte an Harrys Wohnung, an die Fotos an der Wand, die vergilbten Einladungen, und er nickte. »Hatte Harry hier irgendwelche speziellen Freunde?«
    »Freunde? Nicht direkt. Er kannte alle Stammgäste, und man kannte ihn, aber ich bezweifle, dass er sich je mit irgendjemandem außerhalb des Lokals getroffen hat. Gestern Abend hat er hier eine Frau angequatscht, aber sie ist gegangen, kurz nachdem er in die Bar runtergekommen war, also nehme ich an, dass sein Charme nicht so recht gezogen hat.« Seine Stirn furchte sich, als er hinzufügte: »Harry war ein ziemlicher Einzelgänger. Ich glaube, für ihn konnte nichts so recht an die gute alte Zeit heranreichen – oder jedenfalls an sein Bild von der guten alten Zeit.«
    »›Die gute alte Zeit‹?«, wiederholte Gemma und beugte sich so interessiert vor, dass der Barmann sich gleich genötigt sah, seine wenigen verbliebenen Haare glatt zu streichen.

    »Die Siebziger. Damals war Harry mit der Londoner Schickeria auf Du und Du, das erzählte er jedenfalls immer. Partys mit den Stones, Einladungen in die feinsten Clubs im West End und in Chelsea.« Er schüttelte den Kopf. »Niemand hat ihm je so recht geglaubt, aber vielleicht hat es doch gestimmt. Er sah ziemlich gut aus, damals in seinen Glanzzeiten, jedenfalls hat er das jedem erzählt, der es hören wollte. Und ich war übrigens auch nicht zu verachten«, fügte er mit einem Augenzwinkern an Gemmas Adresse hinzu.
    »In den Siebzigern? Tatsächlich?«, fragte Gemma, als ob es sich um das finsterste Mittelalter handelte, und der Barmann seufzte ernüchtert.
    »Ich sagte doch, ich bin schon ewig und drei Tage hier.«
    »Und was ist mit diesem Mann hier?«, fragte Kincaid, indem er Dom Scotts Foto aus der Tasche zog und es über die Theke reichte. »Erkennen Sie ihn wieder?«
    Der Barmann trocknete sich die Hände an der Schürze ab, nahm das Foto und hielt es in der klassischen Pose der Alterssichtigkeit mit ausgestrecktem Arm. »Dieser Typ? Ja, den habe ich ein paarmal hier mit Harry gesehen. Ich erinnere mich besonders gut an ihn, weil ich ihn auffordern musste, sein Handy auszuschalten – wir haben hier nämlich Handyverbot.«
    »Die beiden haben sich also hier kennengelernt?«
    »Das würde ich nun nicht unbedingt sagen. Das erste Mal, als der Typ hier war – das war so vor einem Monat -, da hat er mit Harry am Ecktisch zusammengehockt, und Harry machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.Wenn Sie mich fragen – ich würde sagen, die beiden kannten einander sehr gut.«

15
    … die Klassengesellschaft durchdrang alle Vorgänge bei Sotheby’s. Wer aus den richtigen Verhältnissen stammte, fing vielleicht als Hilfskraft an, damit er sich schon einmal mit den Objekten vertraut machen konnte; wenn es sich um eine Frau handelte, setzte man sie vielleicht zunächst an den Empfang, wo sie, wie man meinte, einen besseren Eindruck machen würde.Aber das war nur vorübergehend; bald schon wurden diese Leute auf der Überholspur in die Spezialabteilungen befördert, wo sie als Katalogisierer arbeiteten, ehe man sie zu Junior-Gutachtern ernannte.
     
    Peter Watson, Sotheby’s: Inside Story
    Sie begnügten sich schließlich mit Tee und Sandwiches von einem Schnellimbiss, aber immerhin konnte Gemma einen der beiden Plastiktische auf dem Gehsteig erobern, und so setzten sie sich zum Essen in die Sonne und sahen dem Strom der Passanten zu.An warmen Frühlingstagen wie diesem hatte Gemma immer das Gefühl, dass eine Woge der Energie durch die Adern der Stadt floss. Die Farben wirkten strahlender und intensiver, die Geräusche schärfer. Und überall um sie herum entblößten die lichthungrigen Londoner so viel Haut, wie sie nur konnten, ohne Rücksicht auf die Folgen.
    Gemma betrachtete Kincaid, der nicht nur seine Jacke ausgezogen, sondern auch die Krawatte in die Hosentasche gestopft und die Ärmel hochgekrempelt hatte. Sein Nasenrücken färbte
sich schon hellrot, und Gemma war froh, dass sie inzwischen den Trick kannte, Feuchtigkeitscreme zusammen mit Sonnenschutzmittel zu verwenden – sonst wäre sie bald nicht nur krebsrot im Gesicht, sondern auch voller Sommersprossen, wenn sie noch länger bei diesem Prachtwetter in der Sonne säße.
    Als sie beide nur noch die

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