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Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Waters
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»Komm, mein lieber Drusus, begleite mich zum Wasserbecken. Dann werden wir gemeinsam über die Zaghaften, die Leichtsinnigen und die Tapferen nachdenken, und du kannst mir alles über deine diplomatische Reise zum edlen Lupicinus berichten.«
    Anfang Mai, als sich die ersten Knospen an den Weinstöcken zeigten, sandte Constantius seine offizielle Antwort. Der Bote war ein Quästor vom Hof. Er hieß Leonas.
    Julian befahl, ihn mit Respekt zu behandeln, ganz gleich, welche Botschaft er überbringe. Er wolle zeigen, dass er Gesandten mit der gebührenden Achtung zu begegnen wisse, auch wenn der Kaiser das vergessen haben sollte.
    Als wir nun in dem langen Audienzsaal standen, hörten wirdem Mann zu, der dröhnend und hölzern seine Botschaft vortrug, als stünde er vor einer großen Menschenmenge. »Der göttliche Kaiser willigt in keinen deiner Vorschläge ein. Ich wurde angewiesen, dir mitzuteilen, dass du von diesem törichten Verhalten ablassen solltest, wenn dir dein Wohl und das Wohl deiner Freunde am Herzen liegt.«
    Leonas blickte auf. Julian fragte: »Gibt es noch etwas?«
    »Ja, Cäsar«, antwortete der Bote, wobei er das zweite Wort in die Länge zog und danach in die Gesichter schaute, um sich zu vergewissern, dass wir die Herabsetzung verstanden hatten. »Ja, es gibt noch etwas.«
    Offenbar hatte er Julians Milde und Höflichkeit als Zeichen der Furcht aufgefasst und wurde nun hochmütig. Ich schaute zu Eutherius. Er fing meinen Blick auf, hatte jedoch seine Diplomatenmiene aufgesetzt und gab nichts preis.
    Der Bote wandte sich wieder der Pergamentrolle zu, die er gewichtig schwang. »Hiermit beruft der Kaiser folgende Männer in deinen Stab. Nebridius wird zum Präfekten ernannt, der Notar Felix wird an Pentadius’ Stelle treten, Gomoarius wird den Heermeister Lupicinus ersetzen … und Lupicinus«, sagte er und blickte auf, »den du hast einsperren lassen, soll freies Geleit gewährt werden.«
    Während der Bekanntgabe hatte ich auf die fadenscheinigen zimtbraunen Teppiche zwischen den Säulen gestarrt, auf denen gallische Landschaften mit grünen Bäumen, springende Rehe und Jäger mit ihren Hunden zu sehen waren. Dahinter in dem langen Gang, vor den Blicken der Anwesenden verborgen, standen wie immer die Lauscher, sodass bald alles, was der Bote sagte, im Palast und außerhalb die Runde machen würde.
    Julian wusste das. Nachdem Leonas geendet hatte, sagte er: »Wir werden Nebridius herrufen lassen und ihn von seinem Glück in Kenntnis setzen. Doch was die Übrigen betrifft, so werde ich wie angekündigt die Auswahl selbst treffen.«
    Leonas riss die Augen auf. Er gehörte zu denen, die glauben, verstanden zu haben, wenn sie nur die Oberfläche sehen. Er hatte offenbar erwartet, Julian würde unterwürfig hinnehmen, was ihm zugemutet wurde. Nun reckte er verärgert das Kinn vor und rief: »So willst du es dem Mann danken, der dein Leben geschützt und dich, eine mittellose Waise, in den höchsten Rang erhoben hat?«
    Alle starrten wie gebannt. Inzwischen wusste auch der kleinste Schreiber von Julians Vergangenheit und was Constantius seiner Familie angetan hatte.
    Mit einem Aufschrei, als wäre er geschlagen worden, sprang Julian auf. »Wie bitte?«, rief er. »Macht der Mörder meines Vaters mir jetzt zum Vorwurf, dass ich eine Waise bin?«
    Leonas biss sich auf die Lippe und gab keine Antwort. Nach kurzem Schweigen fuhr Julian mit ruhigerer Stimme fort: »Du willst, dass ich verzichte? Meinetwegen. Ich werde es tun.«
    Hinter einem der Teppiche hörte man Laute des Erstaunens. Julian beachtete sie nicht. »Unter einer Bedingung«, fuhr er fort. »Vorher sprichst du zu den Soldaten und überzeugst sie.«
    Und so versammelten sich am nächsten Morgen die Legionen auf freiem Feld außerhalb der Stadt. Dünne Wolken zogen über den Himmel und ließen Lücken von klarem Blau. Die feuchten Wiesen blühten. Veilchen, Narzissen und gelbe Krokusse wurden von den Soldaten zertrampelt. Ich stand bei Marcellus und den anderen Offizieren unterhalb der erhöhten Bühne.
    Oribasius hatte mit Julian gestritten und verkündet, es sei verrückt, so viel in die Waagschale zu werfen. Doch Julian hatte erwidert, er kenne seine Soldaten. »Außerdem wäre ich ohne ihre Zustimmung ohnehin am Ende. Da ist es doch besser, es gleich herauszufinden, oder nicht?«
    Nun wartete vor uns das Heer, Kohorte um Kohorte. Die Sonne blinkte auf den polierten Stangen der Feldzeichen, dierot-goldenen Flaggen wehten im Wind. Weiter

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