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Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Waters
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Meinung, dass ein Mann bestrebt sein sollte, Herr seiner Leidenschaften zu werden. Nevitta dagegen betrachtete Selbstbeschränkung als gekünsteltes Gehabe und eine gegen ihn gerichtete Kränkung.
    Alles das beobachtete ich, doch es betraf mich nicht unmittelbar.
    In Vienne beschloss Julian, die Spiele mit einem Fackelzug zu eröffnen, der für die Soldaten und Bürger ein prächtiges Schauspiel abgeben würde. Dabei bat er Marcellus, den Zug anzuführen. Das hatte zwar keine besondere Bedeutung, doch Nevitta nahm daran Anstoß … und sorgte wie immer dafür, dass seine wirklichen Gefühle Julian verborgen blieben.
    Marcellus besaß die Eigenschaft, niederträchtiges Verhalten nicht zu beachten, und er verabscheute Kleinlichkeit. Er hätte wohl Nevittas hinterlistige Krittelei mir gegenüber nicht erwähnt, hätte ich sie nicht selbst zu hören bekommen.
    Auf das fröhliche Drängen meiner Männer hin hatte ich mich zum Wettlauf in voller Rüstung angemeldet. Eigentlich war ich kein guter Läufer. Als Jüngling hatte ich Ringen undZweikampf gelernt – bei Durano und seinen Freunden – und mir den Ruf eines geschickten Kämpfers erworben, während ich in London im Heer diente. Doch in Vienne warf ich nur einen Blick auf die riesigen, tumben Faustkämpfer mit ihren Blumenkohlohren und geschwollenen Gesichtern und entschied, dass ich lieber beim Wettlauf verlieren als gegen solche Rohlinge siegen wollte.
    Nevitta aber bewunderte den Faustkampf und suchte die Gesellschaft solcher Männer, sofern er von Julian nicht dabei gesehen wurde. Und wenn es um die Neigung zur Gewalt geht, braucht ein Mann nicht lange zu suchen, um Gleichgesinnte zu finden. An einem warmen Nachmittag, als ich auf der Aschenbahn geübt hatte und zu den Baderäumen ging, sah ich Nevitta im Kreis seiner Freunde ein Stück voraus. Er trug eine seiner überladenen Tuniken voller Edelsteine und Goldfäden. Die ganze Schar sah aus, als käme sie von einem Fest.
    »Seht mal, wer da ist!«, rief Nevitta, und seine aufgesetzte gute Laune hatte einen unangenehmen Unterton.
    Ich hatte meine Übungsläufe in Rüstung absolviert und mich hart angetrieben, sodass ich außer Atem war und schwitzte.
    »Sei gegrüßt, Nevitta«, sagte ich gleichmütig.
    Gewöhnlich hatte er mir wenig mitzuteilen, und mir fiel kein guter Grund ein, weshalb er mich jetzt ansprach. Außerdem gefiel mir sein Tonfall nicht. Ich ging weiter und wich auf den Rasen aus, um der Bande seiner Freunde zu entgehen. Doch er trat mir in den Weg.
    Mit erhobener Stimme, damit auch sein Gefolge ihn hörte, sagte er spöttisch: »Aber ich dachte, du seist ein Zweikämpfer. Das hat Rufus mir jedenfalls erzählt, nicht wahr, Rufus? Nun aber hast du dich zum Wettlauf gemeldet.«
    Ich wischte mir mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und musterte ihn. Was ich tat, ging ihn nichts an, zumal er selbst nicht an den Wettkämpfen teilnahm.
    »Es stimmt, was du gehört hast«, sagte ich. »Ich habe dasRingen gelernt, als ich jung war. Aber es macht mir keine Freude.«
    Er zog ein teils amüsiertes, teils zweifelndes Gesicht.
    »Männer ringen«, bemerkte er höhnisch grinsend, »richtige Männer jedenfalls. Manche werden vielleicht sagen, dass du Angst hattest.«
    Das ging zu weit, selbst für Nevittas Art von Humor. Seit meiner Knabenzeit gab es gewisse Dinge, die meinen Zorn entfachten, und dies gehörte dazu. Ehe ich meine Zunge zügeln konnte, erwiderte ich schroff: »Das würde vielleicht ein Dummkopf sagen, Nevitta. Meine Freunde aber kennen mich besser.«
    Sein Wieselgesicht zuckte. Eine seiner Kletten, ein dreister Jüngling, dem das Mienenspiel seines Vorsetzten entgangen war, prustete belustigt. Nevitta fuhr zu ihm herum, und das Lachen verstummte so schnell, als hätte er dem Jungen die Kehle durchgeschnitten. Ich hätte ihm vorher sagen können, dass Nevitta zwar gern andere verspottet, es aber nicht ertragen konnte, wenn über ihn gelacht wurde.
    Mich fröstelte plötzlich, als hätte ein Schatten meine Seele gestreift. Nevitta war kein Mann, mit dem man sich leichtfertig anlegte. Der Gedanke dämpfte meinen Zorn. Ehe er etwas erwidern konnte, sagte ich: »Aber ich will dich und deine Freunde nicht aufhalten. Außerdem könnte ich ein Bad gebrauchen. Also entschuldige mich.« Und damit ging ich entschlossen an ihm vorbei, und vor mir teilte sich hastig seine kleine Anhängerschar, damit ihre teuren Kleider nicht mit meinem Schweiß in Berührung kamen.
    Marcellus zog die Brauen

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