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Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Waters
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musterte ihn mit aristokratischer Verachtung.
    Der Diakon jedoch kannte keine Scham. Er redete weiter, dreist bis zuletzt. »Hast du das nicht gewusst? Nun, das ist verzeihlich; schließlich bist du fort gewesen.« Er drehte den Kopfund rief nach oben: »Lollius! Geh und bring mir die Urkunde aus meinem Arbeitszimmer.«
    Ehe er sich uns wieder zuwandte, packte Marcellus ihn an Mantel und Haaren und drängte ihn zur Haustür und auf die Straße.
    Ich hörte einen spitzen Schrei und einen dumpfen Aufprall, dann schlug die Tür zu. Marcellus kam allein zurück und wischte sich die Hände ab.
    »Lollius«, sagte er zu dem ängstlich gaffenden Sklaven, »nimm die Sachen deines Herrn und wirf sie in die Gosse. Ihn selbst wirst du auch dort finden.«
    Damit nahm er ihm die Urkunde aus der Hand und zerriss sie.

NEUNTES KAPITEL

    Wir kehrten nach Paris zurück und trafen Eutherius an, der seine diplomatische Mission beim Kaiser erfüllt hatte. Auf seiner Reise nach Osten war er in jeder Stadt auf lustlose, mürrische Beamte gestoßen, die ihn behinderten. Selbst die kleinsten Gasthäuser waren voll belegt, die kräftigsten Pferde auf unerklärliche Weise lahm; Wagen, die gestern noch verfügbar gewesen waren, hatten plötzlich gebrochene Achsen oder waren zu dringenden Fahrten bestellt worden.
    Als er endlich nach Konstantinopel gelangte, stellte er fest, dass Florentius ihm zuvorgekommen war, und reiste weiter nach Cäsarea in Kappadokien, wo zurzeit der Hof residierte.
    Ich war nicht dabei, als Eutherius die Einzelheiten seiner Mission vor Julian ausbreitete. Doch kurze Zeit später in den Bädern des Palastes – ich ging gerade vom Dampfbad zum Wasserbecken – entdeckte ich Eutherius, der mit dem Gesicht nach unten auf einer Bank lag und seinen breiten Rücken vom Masseur bearbeiten ließ.
    Um ihn nicht zu stören, ging ich weiter, denn inzwischen hatte sich herumgesprochen, dass seine Mission fehlgeschlagen war. Doch im Vorbeigehen hörte ich seine melodische Stimme hinter mir sagen: »Obwohl ich liege, schlafe ich nicht, Drusus.«
    Lachend drehte ich mich um. »Ich dachte, du wärst mit Sophron beschäftigt.«
    »Sophron ist mit mir beschäftigt«, erwiderte er und hob den Kopf so weit, dass er seinem Masseur einen grimmigen Blickzuwerfen konnte. »Ich selbst habe nichts zu tun. Komm und setz dich hierher, wo ich dich sehen kann.«
    Ich ging zu ihm in die Nische und setzte mich auf die gegenüberliegende Bank. Nach der schwülen Hitze im Dampfbad war der feuchtkalte Stein angenehm auf der Haut. Von den vergitterten Fenstern unter dem Kuppeldach fielen Sonnenstrahlen schräg durch die feuchte Luft. In einer Ecke tröpfelte Wasser aus einem Löwenkopf in ein Marmorbecken. »Ich habe mit Oribasius geplaudert«, sagte ich. »Er erwähnte, dass deine Reise beschwerlich gewesen ist.«
    Er stöhnte. »Beschwerlich? Sie war scheußlich.«
    Ich lächelte und beobachtete ein paar Augenblicke die geschäftigen Hände des Sklaven. Ich hatte Eutherius noch nicht unbekleidet gesehen. Er war stattlich und unbehaart, aber nicht fett. Selbst im Bad trug er ein Tuch um die Lenden – was unter Eunuchen üblich war. Vermutlich waren sie die vulgäre Neugier anderer Männer leid.
    »Oribasius sagt, Constantius habe einen Wutanfall bekommen.«
    »In der Tat, und der war selbst für ihn ungewöhnlich. Ich hatte Glück, mit dem Leben davonzukommen.«
    Wie erhofft erzählte er mir, was sich zugetragen hatte.
    Er und Pentadius waren in den Audienzsaal gelassen worden. Auf dem erhöhten, vergoldeten und juwelenbesetzten Thron, umgeben von seinem Gefolge, saß Constantius mit versteinerter Miene und blickte zornig zu ihnen herab.
    »Sowie ich Florentius neben dem Thron lächeln sah wie eine Katze vor der Butter, wusste ich, was kommen würde. Doch wer den Mut verliert, verliert alles. Ich handelte wie geplant und las Julians Brief vor.«
    In diesem Brief drängte Julian den Kaiser, nicht auf den Klatsch der Unheilstifter zu hören, und führte aus, es gebe Männer am Hof, die sich zum Ziel gesetzt hätten, zwischen ihnen beiden Zwietracht zu säen. Deshalb sollten sie klug handeln und sich nicht von Feinden in eine Katastrophe treiben lassen. Julian erinnerte den Kaiser, dass er seine Verpflichtungen treu erfüllt habe, und erklärte, er habe den Notar Decentius vor den Gefahren gewarnt, als dieser Truppen von ihm verlangt habe. Wenn Decentius auf ihn gehört hätte, gäbe es jetzt keine Krise. Er habe es auf eine Akklamation nicht angelegt,

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