Wen die Goetter strafen
lieber gehen, Miss Evans.«
»Sie hatten geschäftlich mit ihm zu tun«, sagte Dana. »Und außerdem –«
»Gehen Sie!«
»Mr. Zander, meiner Meinung nach wäre es besser, wenn Sie die Sache mit mir unter vier Augen besprechen. Andernfalls müssten Sie und Ihre Freunde sich das Ganze nämlich im Fernsehen angucken. Mir geht es um eine faire Darstellung. Ich möchte auch Ihre Version der Geschichte hören.«
Dieter Zander schwieg eine ganze Weile. Er klang zutiefst verbittert, als er schließlich das Wort ergriff. »Taylor Winthrop war ein Scheißkerl. Ach ja, schlau war er schon, sehr schlau sogar. Er hat mich reingelegt. Und als ich im Gefängnis saß, Miss Evans, sind meine Frau und die Kinder umgekommen. Wenn ich zu Hause gewesen wäre... hätte ich sie vielleicht retten können.« Einen Moment lang war seine Stimme schmerzerfüllt. »Es stimmt schon, ich habe den Mann gehasst. Aber
ermordet
habe ich ihn nicht.« Er lächelte wieder wie ein kuscheliger Teddybär. »Auf Wiedersehen, Miss Evans.«
Dana telefonierte mit Matt Baker. »Matt, ich bin in Düsseldorf. Sie hatten Recht. Ich bin da womöglich auf etwas gestoßen. Dieter Zander hatte geschäftlich mit Taylor Winthrop zu tun. Er behauptet, dass Winthrop ihn reingelegt und ins Gefängnis gebracht hat. Zanders Frau und seine Kinder sind bei einem Brand umgekommen, als er hinter Gittern saß.«
Sie hörte, wie Baker einen Moment lang die Luft anhielt. »Sie sind bei einem
Brand
umgekommen?«
»Ganz recht«, sagte Dana.
»Genau wie Taylor und Madeline Winthrop.«
»Ja. Sie hätten Zanders Miene sehen sollen, als ich auf Mord zu sprechen kam.«
»Da passt doch eins zum anderen, nicht wahr? Zander hatte durchaus einen Grund, die ganze Familie Winthrop auszulöschen. Sie hatten von Anfang an Recht – sie sind ermordet worden. Ich kann es kaum glauben.«
»Die Sache lässt sich ganz gut an, Matt, aber noch können wir nichts nachweisen. Ich muss noch zwei Zwischenstationen einlegen. Morgen früh fliege ich nach Rom«, sagte Dana. »In ein paar Tagen bin ich wieder daheim.«
»Passen Sie gut auf sich auf.«
»Mache ich.«
In der Zentrale der FRA saßen drei Männer vor einem großen Wandbildschirm und sahen zu, wie Dana von ihrem Hotelzimmer aus telefonierte.
»Ich muss noch zwei Zwischenstationen einlegen«, sagte sie gerade. »Morgen früh fliege ich nach Rom. In ein paar Tagen bin ich wieder daheim.«
Die Männer sahen zu, wie Dana den Hörer auflegte, sich erhob und ins Badezimmer ging. Der Bildschirm wurde kurz dunkel, dann schaltete sich die im Badezimmerspiegel angebrachte Kamera ein. Dana zog sich langsam aus. Sie streifte ihre Bluse und den BH ab.
»Mann, schau dir die Titten an!«
»Phantastisch.«
»Moment. Jetzt zieht sie sich ganz aus.«
»Jungs, schaut euch den Arsch an. Der ist doch zum Reinbeißen.«
Sie sahen, wie Dana in die Duschkabine ging und die Tür zuschob. Dann beschlug das Glas von innen.
Einer der Männer seufzte: »Das war's vorerst. Film ab um elf.«
Die Chemotherapie war die reinste Hölle. Vier Stunden lang musste sich Rachel Giftstoffe in den Leib pumpen lassen, Chemikalien wie Adriamycin und Taxotere, die ihr intravenös verabreicht wurden.
»Das wird ihr eine Zeit lang schwer zu schaffen machen«, sagte Dr. Young zu Jeff. »Sie wird unter Übelkeit und Erschöpfung leiden, und außerdem werden ihr die Haare ausfallen. Für eine Frau ist das womöglich die unangenehmste Nebenwirkung.«
»Bestimmt.«
»Zieh dich an«, sagte Jeff am nächsten Nachmittag zu Rachel. »Wir unternehmen eine Spritztour.«
»Jeff, mir ist wirklich nicht danach zu Mute –«
»Keine Widerrede.«
Eine halbe Stunde später waren sie in einem Geschäft, das sich auf Perücken spezialisiert hatte. Rachel probierte eine nach der anderen auf und wandte sich dann lächelnd an Jeff. »Die sind ja herrlich. Gefällt dir die lange oder die kurze besser?«
»Ich finde beide gut«, erwiderte Jeff. »Und wenn du die satt hast, kannst du jederzeit hierher kommen und dir eine dunkelbraune oder rote aussuchen. Ich persönlich«, sagte er leise, »mag dich am liebsten so, wie du bist.«
Rachel stiegen die Tränen in die Augen. »Ich dich auch.«
17
Jede Stadt hat ihren eigenen Rhythmus, und Rom lässt sich auch diesbezüglich mit keiner anderen Stadt der Welt vergleichen. Es ist eine moderne Metropole, eingebunden in ihre jahrtausendealte ruhmreiche Geschichte. In Rom bewegt man sich gemessenen Schrittes, denn es gibt keinerlei Grund zur Eile.
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