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Wen die schwarze Göttin ruft

Wen die schwarze Göttin ruft

Titel: Wen die schwarze Göttin ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Heimbach. »Bitte, bitte.« Er weinte wie ein Säugling und stieß mit dem Kopf immer wieder gegen die Gitterstäbe.
    Peter Löhres schwieg jetzt. Er starrte nach unten, wo am Fuß der Mauer ein Gewimmel von Lichtern heraufflackerte: Soldaten, die auf Stricker warteten.
    Morgen vielleicht ich, dachte er. Aber da haben sie Pech. Ich lege mich auf keinen Opferstein und lasse mir das Herz herausschneiden. Ich werde mich von der Leiter abstoßen, und wenn ich da unten aufschlage, habe ich sie wenigstens um ihr verdammtes Götteropfer betrogen. Ja, das werde ich. Ich werde mich von der Leiter abstoßen. Er hockte sich auf den Käfigboden, sah hinüber zu Stricker und überlegte, ob er ihm diesen Vorschlag zurufen sollte.
    Paul Stricker schob sich aus dem Käfig, tastete mit den Fußspitzen nach der Leiter und begann dann den Abstieg. Der Soldat mit der Lampe blieb über ihm, warf ihm einen breiten Lederriemen unter die Achseln, zurrte eine Schnalle zu und befestigte das andere Ende des Riemens mit einem Haken an seinem Gürtel.
    Löhres hieb mit den Fäusten auf seinen Käfigboden. Auch das ahnen sie im voraus, dachte er verbittert. Dann eben anders. Bis zur Spitze der Tempelpyramide ist ein langer Weg. Mir wird schon noch etwas einfallen.
    Er wandte sich ab und drehte das Gesicht zur Mauer. Er hielt es nicht aus, zuzusehen, wie Stricker Sprosse nach Sprosse abwärtsstieg, seinem Tod entgegen …
    Am Fuß der Mauer wartete Dombono. Verwundert starrte Stricker ihn an. »Sie warten hier?« fragte er, während der Soldat ihm den breiten Ledergurt wieder abnahm. »Ich habe erwartet, daß Sie oben im Blickfeld Ihres Regengottes stehen und schon das Messer wetzen.«
    Sein Herz klopfte, als wolle es die Brust sprengen. Reden, dachte er, und nahm dies als einen hypnotischen Befehl. Reden! Immer nur reden! Betäube dich selbst mit den eigenen Worten, laß deine Gedanken nicht dahin, wohin sie wollen! Sprich den größten Blödsinn, flüchte dich in die sinnlosesten Sarkasmen … aber rede … rede … pflastere deinen Weg zum Ende mit Worten …
    »Sie verstehen uns nicht!« sagte Dombono ernst.
    »Das ist auch etwas zuviel verlangt. Ihre Gottkönigin will mich opfern, und ich soll das als berechtigt ansehen?« Er sah sich schnell um. In einem weiten Kreis umringte ihn eine nicht erkennbare Zahl von Soldaten. Sie alle trugen die merkwürdigen, stark leuchtenden Lampen in der Hand. Paul Stricker warf den Kopf in den Nacken.
    Die Mauer. Riesig, sich in der Nacht verlierend. Die Käfige sah man nicht mehr, sie hingen in der undurchdringlichen Schwärze. Nur ganz oben, fast wie ein Stern wirkend, zuckte ein unruhiges Licht, einem Blinkfeuer gleich, das verkündete: Hier ist die Spitze der Pyramide, hier ist der höchste Punkt von Urapa, hier ist der letzte Tempel, das Ende unserer Welt. Hier warten die Götter.
    »Vielleicht werden sie alle weiterleben«, sagte Dombono.
    Stricker zuckte zusammen. »Vielleicht? Was heißt vielleicht? Wenn man sie dort oben hängen läßt, werdet ihr nur noch Wahnsinnige herausholen können. In zwei Tagen werden sie es sein. Wer hält so etwas aus?«
    »Kommen Sie mit!« antwortete Dombono fast höflich. »Es liegt nur an Ihnen, ob zum erstenmal seit Bestehen Urapas ein Fremder weiterhin unsere Stadt sehen kann. Bisher war es nur eine kurze Zeit: bis zum Aufgang der Sonne.« Er zeigte die breite Straße hinunter, die zum Eingang des Palastbezirkes führte. »Sie haben nur wenig Zeit!«
    »Dann sollten wir weniger feierlich reden! Was muß ich tun?«
    »Die Königin will Sie sehen.«
    »Schon wieder? Ich kann keinen Regen zaubern! Ich bin Arzt!«
    Dombono, der sich schon abgewandt hatte, drehte sich wieder herum. »Jetzt reden Sie zuviel!« Seine dunklen Augen funkelten im Licht der vielen Öllampen. »Können Sie mehr als wir? Sind Sie klüger als wir?«
    Stricker war verwirrt. In Dombonos Gesicht lag maskenhafte Drohung. »Wer ist – wir?« fragte Stricker.
    »Wir, die Priesterärzte.«
    »Ich kenne Ihr Gesundheitswesen nicht. Sie haben mir noch keine Gelegenheit gegeben, mich fachlich zu informieren. Sie haben mir nur gesagt, daß Philipps in einem Ihrer Krankenhäuser liegt und fieberfrei sein soll. Durch den Saft der Eisblume.«
    »Er wird in drei Tagen völlig gesund sein. Hätten Sie das auch gekonnt?«
    »Mit den bloßen Händen nicht. Und mehr habe ich nicht zur Verfügung. Nicht einmal Ihre Eisblume. Da sind Sie im Vorteil!«
    »Sie machen sich lustig über uns«, sagte Dombono hart. »Ich

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