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Wen die schwarze Göttin ruft

Wen die schwarze Göttin ruft

Titel: Wen die schwarze Göttin ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Anführer.
    »Wir haben wertvolle Ausrüstungen bei uns. Kameras …«
    »Es wird keine Bilder geben. Können wir gehen?«
    »Ich protestiere!« rief Stricker.
    »Isch auch!« tönte es aus der Finsternis. Peter Löhres tappte heran. Hinter ihm tauchten vier schwarze Männer auf. Sie trugen den röchelnden Philipps auf einer ausgespannten Decke zwischen sich.
    Stricker nickte ergeben. »Also gut. Lassen wir alles zurück. Wenigstens unser Rasierzeug lassen Sie uns mitnehmen, und die Dame ihr Waschetui …«
    »Sie werden bei uns rasiert und gewaschen.« Stricker spürte, wie man ihm ohne Gewalt, aber doch fordernd eine Faust in den Rücken preßte. »Gehen wir jetzt!«
    »Ich habe Angst«, flüsterte Veronika und klammerte sich an den Doktor. »Ich kann keinen Schritt gehen … ich bin wie gelähmt … Was sind das für Menschen?«
    »Keine Ahnung.« Stricker zog Veronika mit sich fort. »Ich bin viel in der Welt herumgekommen und kenne eine Menge Völker, aber so etwas habe ich noch nicht gesehen.«
    Sie gingen einige hundert Meter durch die Steppe. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannten sie, daß sie dem Massiv der Ruwenzoriberge zuwanderten. Vor ihnen gingen fünf schwarze Ledermänner, die anderen folgten und trugen Philipps in ihrer Mitte. Stricker faßte neuen Mut. Es war genau die gleiche Richtung, die er am Morgen gewählt hätte. Am Fuße der Mondberge gab es Stationen und eine christliche Mission, das wußte er. Sie kamen in das Gebiet des ehemaligen Neger-Kaiserreiches TORO, dessen Nachkomme, der ›Mukama‹, noch heute in einem zweistöckigen Rundpalast in Fort Portal wohnt.
    Dann plötzlich sahen sie die ›Fahrzeuge‹ – merkwürdige, hochrädrige, mit Schnitzwerk versehene Holzkarren, in deren Deichseljochen kräftige Ochsen standen.
    »Dä Landrover wär mir lieber!« ließ sich Peter Löhres hören. »Junge, jiebt dät ne Beschwerde!«
    Stricker blieb vor den Karren stehen. Ratlos schüttelte er den Kopf. »Verrückt. So etwas! Woran bloß erinnert mich das?« sagte er.
    »An Ägypten.« Veronika tastete nach seiner Hand. »An das alte Ägypten. Die Bauernkarren zur Pharaonenzeit.«
    »Stimmt! Aber wir sind einige tausend Kilometer von den Pyramiden entfernt. Es wird immer verrückter.«
    »Steigen Sie ein!« sagte der Anführer höflich. Er half Veronika sogar auf den ziemlich hoch liegenden Wagenboden und schob dann den schweratmenden Philipps hinterher. Von einem anderen Wagen hörte man weinerliches Beten. Dort hockte Mibubu auf dem Wagenboden. Inzwischen war er nüchtern geworden und schlotterte vor Angst. Er erinnerte sich daran, daß er getauft war, und betete.
    »Dat jiebt noch wat!« flüsterte Löhres leise dem Doktor ins Ohr. Der Wagen setzte sich in Bewegung und rumpelte über den Steppenboden. Er war gut gefedert – sein Aufbau schwebte in dicken Lederschlaufen zwischen den Achsen. »Isch han minge Kleinkamera in d'r Täsch! Damit werd isch Beweise sammeln.«
    »Wenn sie uns nicht filzen.«
    »Jut. Dann such isch mir en ander Versteck.« Er fummelte an sich herum, aber es war zu dunkel, als daß Stricker etwas hätte erkennen können. »Jetzt find dät keiner mehr!« flüsterte Löhres.
    Sie kamen erstaunlich schnell voran. Die Wände der Ruwenzoriberge wuchsen immer massiger vor ihnen auf. Als der Himmel streifig wurde und der Morgen sich ankündete, verband man den Deutschen und auch Mibubu die Augen. Nur Philipps durfte sehen, aber er sah ohnehin nichts als lauter rote Nebel, die sich drehten und drehten …
    Seit Stunden war man in Fort Portal unruhig geworden. Das Touristikbüro, das sinnigerweise neben der Polizei in einem Hause untergebracht war, hatte den vereinbarten Sprechfunkverkehr mit dem Landrover verloren. Das letzte, was aus dem Lautsprecher tönte, war Mibubus helle Stimme gewesen. Er hatte gemeldet: »Alles in Ordnung. Touristen auf Hügel fotografieren Giraffen.«
    Das war eine Lüge, denn in Wirklichkeit saß Mibubu hinter dem Steuer und fuhr in der Steppe Ringelreihen. Aber wer kann das über ein Funkgerät hören? Nicht einmal Mibubus Besoffenheit war zu erraten, denn er sprach immer ein bißchen kindisch.
    Jetzt aber war der Funkverkehr seit Stunden unterbrochen. Die Nacht war gekommen, man rief immer wieder nach dem Landrover, bis die Touristikangestellte hinüber zur Polizei ging und den rätselhaften Vorfall meldete. Der eingeborene Polizeisergeant lachte, machte die Bewegung des Trinkens und sagte: »Was wird schon sein? Sie liegen

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