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Wen die schwarze Göttin ruft

Wen die schwarze Göttin ruft

Titel: Wen die schwarze Göttin ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zusammen und blinzelten in den leuchtenden Tag. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie ihre Umgebung erkannten, aber dann überwältigte sie der Anblick dermaßen, daß sie stumm und wie gelähmt auf der sich senkenden Straße standen.
    »Das ist doch nicht möglich«, sagte Stricker. »Das gibt es doch nicht!«
    »Ein Bild wie aus einem Märchenbuch«, stammelte Heimbach.
    »Äwwer sie leben!« Peter Löhres wischte sich über die Augen.
    Vor ihnen, in einem Kessel, dessen Seiten von schroffen Felswänden gebildet wurden, stand – bizarr, unwirklich, himmelwärts aufsteigend und übersät mit Gärten und Feldern, die in Terrassen angelegt waren – eine Stadt aus Tempeln und pyramidenartigen Häusern. Riesige Treppen führten zu den Säulenhallen der Tempel hinauf, hohe Mauern umgaben heilige Bezirke, in den Straßen und auf den Terrassenfeldern wimmelte es von Menschen. Wäsche flatterte auf den Balkonen der Pyramidenhäuser, Karren mit Ochsen und Eseln rumpelten über die Wege. In der Mitte dieser Stadt erhob sich ein besonders prachtvolles Haus, durch breite Treppen und überdachte Gänge mit dem gewaltigen Stufentempel verbunden. Eine dünne Rauchfahne quoll aus der kleinen Säulenhalle, dem höchsten Bauwerk der Stadt.
    »Unglaublich«, stammelte Stricker. »Einfach unglaublich! Das erinnert mich an ein Bild aus einem Kunstbuch – Rekonstruktion der Tempelstadt von Saba.«
    »Ägypten im Jahre Dreitausend vor Christus«, sagte Veronika Ruppl leise. »Gemischt mit der Stufenarchitektur der Mayas und Inkas. Und das bei uns, heute? Wo sind wir bloß?«
    »In der Hochblüte einer Kultur des Altertums.« Stricker konnte kaum sprechen vor Erregung. »Oder ein grandioser Touristenrummel, größer als Disney-Land!«
    »Und keiner weiß davon?« stotterte Heimbach. »Man führt uns gefesselt und mit verbundenen Augen hin?«
    »Herr Heimbach hat recht.« Veronika zeigte ins Tal. »Das ist echt. Diese massiven Mauern, dieses Leben, wir sind um fast viertausend Jahre zurückversetzt worden.«
    »Blödsinn!« Löhres klopfte an seine Stirn und starrte dann wieder ins Tal. »Es bleibt.« Er sprach wieder hochdeutsch, was seine Fassungslosigkeit bewies. »Das ist keine Fata Morgana. Das ist wie im Film Kleopatra. Nur noch doller!«
    Stricker konnte sich vom Anblick der großen Stadt und der Felsterrassen kaum losreißen. Über dem Loch, das die sich wölbenden Berge zum Himmel freiließ, lag eine Wolkendecke. Es war, als lebe diese Stadt in einer riesigen Kugel aus Felsgestein. »Wo sind wir?« Er ging hinüber zu dem Anführer. Die anderen Männer steigen bereits in die Stadt hinab. Sie nahmen Philipps auf einer Trage mit. Nur der Anführer stand noch da, wartend und die Weißen betrachtend. Sie brauchten nicht mehr bewacht zu werden, denn von hier gab es keine Flucht mehr. Stricker packte ihn am Arm.
    »Das … das ist doch alles echt?«
    »Es ist meine Heimat.«
    »Die Menschen …«
    »Unser Volk.«
    »Mein Gott, wo sind wir hier?«
    »In Urapa.«
    »Was … was ist Urapa?«
    »Das auserwählte Volk der Götter.« Der dunkelhäutige, schöne, stolze, hochgewachsene Mann zeigte auf die Stadt. »Gehen Sie voraus! Jetzt dürfen Sie schauen. Es ist eine letzte Gnade.«
    Stricker spürte wieder den eisigen Strom durch sich rinnen. Er nahm Veronika fest bei der Hand und ging langsam mit ihr hinunter nach Urapa. Viertausend Jahre zurück in die Menschheitsgeschichte.
    In Kampala tagte noch immer der Krisenstab, obgleich man die Suche nach den verschwundenen deutschen Touristen aufgegeben hatte. Man hatte systematisch das Gebiet von TORO durchgekämmt, die Bewohner verhört, manchmal nicht gerade sanft. Aber auch Schläge mit der Nilpferdpeitsche brachten nicht zutage, ob es hier Guerillas gab oder ganz raffinierte Räuber. Der Landrover mit seinen Insassen blieb verschwunden.
    Dafür hatte die Weltpresse ihre neue Sensation. Reporter aus allen Ländern flogen nach Kampala, interviewten, kabelten die amtlichen Texte und eigene Beobachtungen ihren Zeitungen, suchten in der Steppe mit … das Geheimnis wuchs mit jedem Tag. Eine Woche lang lebten die Zeitungen von dieser Sensation, dann fiel sie in sich zusammen und wurde von anderen Aktualitäten überrollt.
    Am siebten Tag nach dem Verschwinden der Touristengruppe landete auf dem Flugplatz Entebbe eine Maschine der Sudan Airways. Der Boeing entstieg mit einigen Arabern und eleganten farbigen Geschäftsleuten ein großer, sportlicher, braungelockter Mann. Er stieg in das wartende

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