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Wen die schwarze Göttin ruft

Wen die schwarze Göttin ruft

Titel: Wen die schwarze Göttin ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fesseln ab. Aber die Augenbinden wurden nicht gelockert.
    »Bitte, versuchen Sie nicht, zu sehen«, sagte der höfliche Anführer zu den Deutschen. »Mibubu war ungehorsam. Ein dummer Mensch!«
    »Was haben Sie mit Mibubu gemacht?« fragte Stricker.
    »Er ist schon begraben …«
    »Sie haben ihn kaltblütig umgebracht?« Stricker spürte, wie neben ihm dieser Albert Heimbach begann, seine Nerven zu verlieren.
    Wie ein kleines Kind schluchzte Heimbach: »Was haben Sie mit uns vor?«
    »Er wollte sehen. Versuchen Sie nicht, früher zu sehen, als bis wir Ihnen die Sonne wieder zeigen. Ungehorsam erzürnt die Götter …«
    Stricker lehnte sich zurück an die Seitenbretter des Wagens. Sie durften jetzt sitzen, bekamen zu trinken – lauwarmes, gesäuertes Wasser – und wurden wie hilflose Kinder mit warmen Fleischstückchen gefüttert. Es war Lammfleisch. Stricker schmeckte es sofort.
    Die Götter zürnen, dachte er, während er kaute. So ein altertümlicher Satz plötzlich in einer modernen Sprechweise!
    Oder war es nur so dahergesagt – ein Allerweltsspruch?
    Geräusche. Füßeschaben. Veronika kam in den Wagen zurück. Sie hatten den entehrenden Gang hinter sich, irgendwo, in Begleitung, ihre Notdurft zu verrichten. Sie setzte sich neben Stricker, und er hörte, wie sie durstig trank.
    »Wir sind im Gebirge«, flüsterte sie ihm zu, indem sie so tat, als lehne sie sich zurück. »Ich konnte eben ein bißchen durchgucken … durch einen Ritz. Wir sind mitten im Gebirge.«
    »Hier suchen uns keine Hubschrauber mehr. Wenn ich nur wüßte, was das alles bedeutet? Es ist keine Diebesbande, denn sonst hätte man uns beraubt oder sogar erschlagen. Aber nein, sie schleppen uns durch die Gegend. Darauf finde ich keine Erklärung.«
    Er hob beide Arme und winkte. Die Stimme des Anführers kam näher.
    »Was wollen Sie?«
    »Wie geht es Mr. Philipps?«
    »Er ist fast fieberfrei. Wir haben ihm eines von unseren Mitteln gegeben. Er ist noch sehr schwach und schläft viel.«
    »Wie heißt dieses Mittel?«
    »Wir nennen es: Saft aus der Eisblume. Es löscht alle inneren Feuer.«
    »Danke.« Stricker lehnte sich zurück. Er wartete, bis sich die Schritte entfernt hatten. »Haben Sie das gehört, Veronika?« fragte er dann leise. »Saft aus der Eisblume. So etwas sagt ein gebildeter Mann wie unser Obergangster. Das klingt, als käme das von einem Arzt des Ptolemäus. Verrückt, was?«
    »Auch die Karren sind altägyptisch. Ich kenne das vom Studium der Stilkunde her«, sagte Veronika und lehnte sich an Stricker.
    »Dagegen gab es Lederuniformen bei den Soldaten des Xerxes.« Stricker faßte Veronikas Hand und drückte sie. »Nicht verrückt werden, Veronika. Wir müssen uns zwingen, ganz klar zu denken. Einmal werden sie uns die Binden abnehmen, und dann sehen wir klarer.«
    Am Einstieg des Wagens gab es wieder Krach mit Peter Löhres. Er kam vom ›Spaziergang nach Urinhausen‹ – wie er es nannte – zurück und protestierte. »Isch kan nit auf Kommando!« brüllte Löhres empört, »fragens d'r Doktor, dä hätt dafür dat richtige Wort!«
    Es half nichts. Löhres mußte einsteigen, und die Fahrt ging weiter. Der Weg schien jetzt steiler zu werden. Die Hufe der Ochsen klackten laut auf dem Gestein, die Räder knirschten über Fels. Nach einigen Stunden hielt man wieder an, und alle mußten aussteigen. Es war merklich kühler geworden. Der Wind rauschte in den Bäumen … es schienen riesige Stämme zu sein mit weitausladenden Kronen.
    Die Gefangenen wurden jetzt auf beiden Seiten von einem Mann untergehakt und zu Fuß weitergeführt. Es war ein mühseliger Marsch über eine vermutlich sehr schmale, in den Felsen gehauene Straße, denn der Anführer sagte laut: »Gehen Sie immer so, wie Sie geführt werden. Jeder Schritt zur Seite ist Ihr Tod.«
    Das genügte, um bei Heimbach wieder ein leises Jammern hervorzurufen. Er hing zwischen seinen beiden Führern und ließ sich mehr tragen, als daß er auf eigenen Beinen ging.
    Dann senkte sich der Weg wieder, man hatte wohl die höchste Stelle überwunden. Die Luft wurde wieder wärmer und der Untergrund bequemer. Stricker tastete mit den Füßen vorsichtig den Boden ab.
    »Eine planierte Straße«, sagte er zu Löhres, der vor ihm ging, »Merken Sie das auch?«
    »Dat is mir ejal. Isch muß seit drei Stunden op de Lokus, äwwer keiner läßt misch …«
    Plötzlich blieben sie stehen. Die Augenbinden wurden ihnen abgerissen. Das plötzliche Licht blendete sie, sie kniffen die Lider

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