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Wen die schwarze Göttin ruft

Wen die schwarze Göttin ruft

Titel: Wen die schwarze Göttin ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auch kein Farbiger das Englisch. Ein noch nie gehörter Grundton veränderte die Sprache, als sei sie fremd. Und trotzdem verstand man sie. »Sie brauchen keine Angst zu haben.«
    »Wer … wer sind Sie?« stammelte Veronika. Jedes Wort war eine Qual, eingebettet in unterdrückte Panik. Jetzt wachten auch Stricker und Heimbach auf. Sie wurden gerüttelt und fuhren schlaftrunken hoch.
    »Kommen Sie bitte heraus«, sagte die Stimme wieder, jetzt lauter. »Es wird Ihnen nichts geschehen …«
    »Meine Ahnung!« stöhnte Heimbach. Er zitterte vor Angst. »Ich habe das gespürt.«
    Sie krochen aus dem Zelt. Draußen hatte einer der schwarzgeschuppten Männer die Batterielampe unter der ausgespannten Küchenplane angezündet … in ihrem begrenzten Schein wirkten die Fremden noch unheimlicher – wie Wesen, die von einem anderen Stern herabgestiegen waren. Stricker starrte sie ungläubig an: dunkelhäutige Menschen mit den Gesichtszügen von Europäern. Klassisch schöne Profile, gerade Nasen, schmale Lippen und ebenso schmale Köpfe. Eine Erinnerung tauchte bei diesem Anblick in ihm auf, die er aber sofort als absurd abschüttelte: Das ergreifende Antlitz der Nofretete. Das hier konnten Brüder von ihr sein. Gesichter, wie aus dunkelbraunem Speckstein geschnitten.
    »Blödsinn!« sagte Stricker leise. »So ein Blödsinn.« Er legte schützend und beruhigend den Arm um Veronikas Schulter und wartete, was weiter geschah. Sie standen neben dem Küchenzelt, umringt von zehn schwarzledernen Männern.
    Im kleinen Zelt wurde Peter Löhres, der eigentlich wachen sollte, ebenso nachdrücklich wie höflich geweckt. Er schrak hoch, als ihn jemand berührte, aber er konnte zunächst nur vor seinen Augen eine Wand aus schwarzen Lederschuppen erkennen, dann erst, im trüben Schein der heruntergedrehten Gaslampe, ein menschliches Gesicht.
    »Nä, su jet«, sagte er stockend. Auch ihn ergriff plötzlich eine lähmende Angst, aber bis diese das Mundwerk eines Kölners lahmlegt, braucht es eine gute Weile. »Spille mer Aquarium?« Er stand auf, und jetzt erst hatte ihn das Grauen voll erfaßt. Er riß den Mund auf, zeigte mit bebender Hand auf den schlafenden, aber nach wie vor glühenden Philipps, stammelte: »Ein Kranker. Dä Mann is krank. Malaria. Wo … wo kommen Sie denn her?«
    Die Angst zerstörte sogar seinen Dialekt. Löhres sprach auf einmal tadelloses Hochdeutsch.
    Der große, schwarzgeschuppte Mann winkte und zeigte auf den Ausgang. Löhres taumelte ins Freie, sah die anderen neben dem Küchenzelt inmitten einer Ansammlung unbekannter Menschen stehen.
    »Er lebt noch!« rief er dem Doktor mit etwas schriller Stimme zu. »Philipps lebt noch!«
    Der Anführer der Unbekannten fuhr herum. Er rief etwas in einer fremden Sprache, und der Mann, der Löhres geholt hatte, antwortete. Dann wandte sich der Anführer wieder Stricker zu. »Wir haben keine Gewalt gebraucht«, sagte er.
    »Dort im Zelt liegt ein Schwerkranker.« Stricker sprach ein gutes Englisch. »Er muß sofort in ein Hospital oder auf eine Station, wo es Medikamente gibt. Ich bin selbst Arzt, aber mit den nackten Fingern allein kann ich nichts ausrichten. Chinin hilft nicht mehr.«
    »Wir werden ihn gesund machen.« Das klang ruhig und einfach, so wie man sagt: Es ist alles in Ordnung.
    »Sie haben Medikamente?« rief Stricker erlöst.
    »Wir können helfen …« Der Mann winkte. Seine Leute bildeten eine lebende Mauer vor den Zelten. Sie schienen unbewaffnet zu sein, aber was sie vielleicht unter den großen Lederschuppen verborgen hatten, ob es da Taschen gab, wußte niemand. »Kommen Sie!«
    Stricker rührte sich nicht. Er drückte Veronika fester an sich. Auf einmal spürte er die Drohung, die greifbar in der Luft lag. »Wohin«? fragte er.
    »Wir lieben keine Fragen.«
    »Wir müssen zuerst unsere Sachen packen.«
    »Sie brauchen keine Sachen mehr.«
    Stricker durchlief es eiskalt. Er versuchte es noch einmal. »Ich werde den Wagen fahren«, sagte er. »Und wir müssen den Kranken verladen.«
    »Sie brauchen keinen Wagen.«
    »Wir können doch nicht zu Fuß …«
    »Wir haben unsere eigenen Fahrzeuge.«
    »Es ist doch unmöglich, daß wir hier alles zurücklassen. Unbewacht. Wo ist Mibubu, der Fahrer?«
    »Bereits auf dem Weg.« Der große, schöne Mann hob die Hand. Die Lampen erloschen im Lager, die Dunkelheit war jetzt vollends undurchdringlich. Stricker spürte, wie Veronika heftig zu zittern begann.
    »Sie brauchen nichts zu bewachen«, sagte der

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